Lindauer Zeitung

Ein Helles zum neunten Geburtstag

Der 36-Jährige Martin Wäger feiert seinen neunten Geburtstag

- Von Florian Bührer

- Freigeträn­ke für einen Siebenjähr­igen? Martin Wäger hat das schon erlebt. Seinen siebten Geburtstag hat er auf der Insel in einer Kneipe gefeiert. Heute wird er neun Jahre alt. Der nächste Grund, ein schönes Kühles aufzumache­n.

Was im ersten Moment nach einem Fall für das Jugendamt klingt, hat einen völlig harmlosen Grund. Martin Wäger ist ein Schaltjahr­kind. Streng genommen hat er also nur alle vier Jahre Geburtstag. Martin Wäger sieht das entspannt. Als Kind hat es auch einen ganz großen Vorteil gehabt: „Meist durfte ich bis Mitternach­t wach bleiben.“Und so eben einen kurzen Moment echten Geburtstag haben.“Etwa 13 Sekunden lang, erklärt er. Dann war der Geburtstag auch schon wieder vorbei.

Die wichtige Frage ist: Wann feiert ein Schaltjahr­kind eigentlich Geburtstag? Am 28. Februar oder am 1. März? Für Martin Wäger ganz klar. Am 28. Februar. „Ich bin ja doch eher ein Februar-Kind als ein März-Kind“, sagt er. Gesetzestr­eu ist er damit nicht. Wann er Geburtstag hat, ist im Bürgerlich­en Gesetzbuch eindeutig geregelt. In Artikel 187 heißt es: „Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maßgebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mitgerechn­et. Das Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei der Berechnung des Lebensalte­rs.“Das bedeutet: Der Tag des Geburtstag­s ist der erste Tag des neuen Lebensjahr­es. Der 28. Februar gehört also noch eindeutig in mein altes Lebensjahr.

Das ist Martin Wäger aber ziemlich egal. Ein großer Geburtstag­sfan sei er ohnehin nicht, sagt er. Auch wenn er in diesem Jahr „mal wieder richtig Geburtstag habe“– etwas Besonderes habe er nicht geplant. Sein letzten Geburtstag habe er in einer

Bar gefeiert. Etwas Spezielles sei dieses Mal nicht geplant. Er feiere einfach mit der Familie, Freunden und ein paar Nachbarn. Etwas Besonderes habe er sich auch nicht gewünscht. „Hauptsache, es gibt etwas zu Trinken“, lacht er. So ein Geburtstag im Vier-Jahres-Rhythmus habe auch seine Vorteile. Er habe so schon das eine oder andere Freigeträn­k erhalten. Wer kenne schon einen Siebenjähr­igen, der in eine Kneipe gehe, fragt er. Er habe schon mal von jemandem in der Gegend gehört, der auch am 29. Februar Geburtstag habe.

Aber sonst? Da fällt ihm niemand ein, der das „Schicksal“mit ihm teile. So häufig sind Schalttags-Geburtstag­skinder auch nicht. Laut Statistisc­hem Bundesamt gebe es in Deutschlan­d geschätzte 55 000 Menschen, die am 29. Februar Geburtstag haben. Der Grund für ein Schaltjahr ist einfach. Die Erde schafft es in 365 einfach nicht ganz um die Sonne herum. Jedes Jahr verbummelt sie sechs Stunden. Alle vier Jahre wird deshalb mit dem Schalttag der Rückstand ausgeglich­en.

Auf seinen nächsten Geburtstag in vier Jahren freut er sich aber jetzt schon sehr, sagt er. Dann werde er nämlich zehn Jahre alt. So alt, wie die Tochter seinen Bruders dann auch ist. Die sei dann sogar rund zweieinhal­b Monate älter. Aber immer noch kleiner. In diesem Sinne: alles Gute zum neunten (36.) Geburtstag.

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