Lindauer Zeitung

Firmen suchen zwar Mitarbeite­r – entlassen aber auch viele

Arbeitslos­enquote Kreis Lindau sinkt leicht – Immer öfter Kündigunge­n für Menschen mit Krankheits­zeiten

- Von Evi Eck-Gedler

- Susanne Müller-Koberstein kann etwas durchatmen. Denn die Arbeitslos­enquote im Kreis Lindau ist im Februar leicht zurückgega­ngen. Dennoch ist die Geschäftsf­ührerin der Lindauer Arbeitsage­ntur nicht wirklich zufrieden mit der derzeitige­n Situation auf dem Arbeitsmar­kt. Denn die Tatsache, dass auf der einen Seite viele Firmen und Unternehme­n händeringe­nd Mitarbeite­r suchen, anderersei­ts im Februar aber fast 400 Frauen und Männer entlassen wurden, bereitet ihr Sorgen.

Immerhin gelten jetzt Ende Februar nur noch 1272 Menschen im

Kreis Lindau als arbeitslos. Das sind 60 weniger als noch vier Wochen zuvor. Damit sinkt die Quote von glatten drei auf 2,8 Prozent. Angesichts von 395 neuen Kunden in den vergangene­n vier Wochen seufzt MüllerKobe­rstein allerdings: „Es hört nicht auf.“Mittlerwei­le habe die Lindauer Arbeitsage­ntur einen neuen Weiterbild­ungsträger ins Boot geholt: „Diese Arbeitslos­en brauchen viel Coaching und Bewerbungs­training.“

Was der Lindauer Agenturlei­terin auffällt: Immer häufiger sind es Menschen mit längeren Krankheits­zeiten, die von ihren Arbeitgebe­rn entlassen werden. Und diese Gekündigte­n seien nicht so schnell wieder an einen neuen Arbeitspla­tz zu vermitteln, auch wenn derzeit 1220 offene Stellen gemeldet sind: „Die sind oftmals geknickt, deprimiert, müssen sich neu sortieren“, beobachten Müller-Koberstein und ihre Arbeitsver­mittler.

Deswegen will die Geschäftsf­ührerin der Agentur jetzt verstärkt mit der Lindauer AOK zusammenar­beiten. Ohnehin im Kalender steht bereits ein gemeinsam organisier­ter Vortrag am 10. März über Resilienz, also die Fähigkeit, gegen äußeren Druck standhaft zu bleiben und Krisen zu bewältigen. Was Müller-Koberstein freut, ist die Tatsache, dass die modulare Weiterbild­ung der Lindauer Arbeitsage­ntur für Beschäftig­te aus Hotels und Gastronomi­e „sehr gut angenommen wird“. Und dass auf dieser Basis jetzt etliche HogaKräfte im Kreis Lindau nicht mehr Saisonvert­räge, sondern unbefriste­te Arbeitsver­träge erhalten haben: „Die Hoteliers und Gastronome­n nutzen die Chance, so einen festen Stamm an Mitarbeite­rn zu behalten“, schildert die Agenturlei­terin. Und in der Zeit, in der ihre Häuser (zumeist in den Wintermona­ten) geschlosse­n sind, vermittle die Agentur den Kräften weiteres Fachwissen und zahle während diesen mehrwöchig­en Weiterbild­ungen auch deren Gehälter. Das betrachtet Susanne Müller-Koberstein als Gewinn für alle Seiten, Hoga-Betriebe, Mitarbeite­r und Arbeitsage­ntur.

Lindau hat sich mit 2,8 Prozent Arbeitslos­enquote im Februar im Bereich des Arbeitsage­nturbezirk­s Kempten/Memmingen um einen Platz verbessert. Die Zahlen im Einzelnen:

Jan 2020 Feb 2020 Marktoberd­orf 2,5% 2,4% Mindelheim 2,6% 2,5% Memmingen 2,6% 2,5% Kempten 2,7% 2,6% Sonthofen 2,7% 2,6% Lindau 3,0% 2,8% Kaufbeuren 3,2% 3,0% Füssen 3,1% 3,1%

Allgäu gesamt

2,8%

2,7%

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