Beim der Dorfentwicklung sprühen die Ideen
Familienzentrum, Dorfladen und Schulsporträume sind Thema
- Auch wenn Bürgermeister Christian Ruh keinen Herausforderer hat, konkurrieren doch drei Bodolzer Gruppierungen um die 16 Sitze im Gemeinderat. Von daher sind die jeweiligen Zielsetzungen und Versprechungen mit Vorsicht zu genießen. Allerdings tut sich in Sachen Dorfentwicklung schon seit längerer Zeit das ein oder andere im Hintergrund und ist durch den Wahlkampf zum Dorfgespräch geworden. Die LZ hat sich deswegen darüber mit den Gruppierungen und dem Bürgermeister unterhalten.
Für Gesprächsstoff sorgte die bunte Skizze eines dreiseitigen Gebäudes mit Spielplatz und Gartenmobiliar, die der neu gegründete CSU-Ortsverband auf seinen Wahlplakaten zeigt und mit „Das Familienzentrum Bodolz“überschrieben hat. Der „Treffpunkt für die ganze Gemeinde und alle Generationen“soll vielerlei beherbergen, ist auch auf der Homepage zu lesen. Räume für die Kinder-, Mittags- und Jugendbetreuung ebenso, wie einen Multifunktionsraum samt neuer Medien, in dem Veranstaltungen ebenso wie Schulungen stattfinden können. Darüber hinaus sollen hier die Gemeindebücherei und ein Dorfcafé Platz finden und die Außenflächen sollen mit Spielgeräten, einem Grillplatz, Boule- und Bocciabahnen sowie einem Schachfeld, ausgestattet werden. „Das Motto der Bodolzer CSU ist Zukunft Bodolz. Und für die Zukunft muss man das alles anders aufstellen“, antwortet Vorsitzender Josef Dinkelbach der LZ auf das Argument, dass es doch alles, was in diesem Gebäude unterkommen soll, eigentlich schon in Bodolz gebe, und fügt hinzu: „Das, was man jetzt hat, ist ein Behelf.“So hätten die Senioren im Haus der Generationen nur einen kleinen Raum zur Verfügung, zudem sei für sie und die ebenfalls dort situierte Kinderbetreuung die Toilette nur über eine Treppe erreichbar. Auch dass die Gymnastikfrauen des BC-Bodolz im Keller der Feuerwehr turnen, findet Dinkelbach nicht gut. Zudem weiß er, dass die Gemeinde spätestens ab 2025 eine Mensa für die Schulkinder braucht. Im Gespräch kristallisiert sich heraus, dass es der CSU darum geht, dass alle Einrichtungen und Angebote der Gemeinde an einem Ort zusammengefasst sind. Dieser eine Ort muss dabei nicht zwangsläufig im Ortskern liegen, auf jeden Fall aber soll er mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Als denkbaren Standort nannte der Vorsitzende ein Grundstück „zwischen Enzisweiler und Bodolz“. Zur Finanzierung sagte Dinkelbach: „Die Gemeinde hat Geld.“Auf die Frage, was aus den frei gewordenen Räumen und Gebäuden werden solle, antwortete er, dass diese „einer anderen Nutzung zuzuführen“seien. „Es ist eine Idee, eine Vision, aus unserer Sicht die Zukunft von Bodolz“, sagte Dinkelbach am Ende. Im Gegensatz zur CSU wollen die Unabhängigen Bodolzer Bürger (UBB) nicht unbedingt etwas Neues bauen, sondern am liebsten das bereits Bestehende ausbauen. „Unser Thema ist der Stadel“, sagt Vorsitzender René Geier und erklärt: „Wir haben diverse Ideen, aber es ist noch nichts Ausgegorenes.“Er betont, dass der Tenor in der Gruppierung laute, „Bodolz hat einen schönen Ortskern, der soll erhalten bleiben und noch schöner werden“. Ziel der UBB sei daher die in den letzten Jahren ruhende Dorfentwicklung wieder aufzunehmen und fortzuführen. Und zwar mit dem Stadel, der ja bekanntermaßen leer und ungenutzt mitten im Ortskern liegt und ein Ensemble mit dem Gutsgasthof Koeberle bildet. Denkbar sei dort einen gemeindegestützten Dorfladen unterzubringen, meint Geier und nennt auch die Gemeindebücherei, die im Haus Elisabeth aus den Nähten platzt, ebenso wie das Archiv. Sollte der Stadel so wie er jetzt da steht, nicht umzubauen sein, so kann sich der Vorsitzende auch einen Neubau, vorstellen, bei dem der Stadelcharakter erhalten bleibt, so wie es in Kressbronn oder auch in Egloffs gemacht wurde. Im Zuge der angestrebten Dorfverschönerung will die UBB auch die Verkehrssituation der Kreuzung am Koeberle durch eine Verschlenkung entschärfen. Das will auch die Bürgerschaft Bodolz (BB). Und ebenso: „Es gibt ja eine Ortskernplanung und die wollen wir wieder angehen“, sagt Bruno Schmid. Darüber hinaus will die BB die bereits bestehenden Angebote, die es in Bodolz ohnehin schon gibt, durch etwas Neues erweitern und Schulsporträume schaffen. Und zwar „fußläufig“zur Schule. „Die Kinder sollen in Bodolz Sport machen können“, findet der Vorsitzende und nennt als möglichen Standort den Stadel. „Entweder im Stadel oder statt dem Stadel.“Sollte dies zu teuer werden, dann gebe es noch ein gemeindeeigenes Grundstück. Für die Erweiterung der Gemeindebücherei hat Schmid ebenfalls eine Lösung parat. Die solle in das Untergeschoss des Koeberles ziehen. Die Räume dort seien perfekt, aber bisher völlig ungenutzt. Das Ortsheimatarchiv, das sich im Untergeschoss des Haus Elisabeth befindet, könne dann wiederum in die größeren Räumlichkeiten der jetzigen Bücherei ziehen. Entsprechende Gespräche, etwa mit dem Büchereiteam, habe er schon geführt.
Bodolz (isa) - Wie realistisch sind die Vorstellungen von CSU, UBB und BB? Bürgermeister Christian Ruh, der Mitglied der BB und ihr Kandidat ist, betont, dass er als Bürgermeister neutral antwortet. So ist er vom Familienzentrum wenig begeistert, denn: „Alles was die CSU vorschlägt ist schon da und fußläufig erreichbar.“Etwas Neues zu schaffen sei deshalb vor dem Steuerzahler nicht vertretbar. Grob überschlagen und die gesetzlichen Vorgaben für Raumgrößen beachtend, schätzt er einen Flächenbedarf von rund 2000 Quadratmetern und Baukosten von rund 4,5 Millionen Euro für ein solches Familienzentrum. Das Grundstück noch nicht mitgerechnet. „Unsere Rücklagen wären dann komplett weg.“Nicht komplikationslos und ebenfalls nicht billig sieht er die Stadelfrage der UBB an. Hatte doch die
Regierung von Schwaben schon vor Jahren den Stadel als „ortsbildprägend“eingestuft. Untersuchungen hatten damals zudem ergeben, dass der finanzielle Aufwand schon allein wegen der Statik hoch sein würde. „Man muss eine Menge Geld in die Hand nehmen, aber dass es von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, würde ich nicht sagen. Aber: Es ist ein anspruchsvolles Projekt.“Dementsprechend bewertet er auch die Idee der BB Schulsporträume in den Stadel oder statt des Stadels zu planen. „Das Finanzielle muss in einem gesunden Verhältnis zum Output stehen“, sagt Ruh und erklärt, dass es keinen Sinn mache für teures Geld den Stadel zu ertüchtigen, um dort einmal in der Woche etwas stattfinden zu lassen.
Schulsport für die vier Grundschulklassen dort abzuhalten, den Raum als Schlechtwetteralternative für die Kinder der Mittagsbetreuung anzubieten und auch die Gymnastikfrauen dort ihre Übungen machen zu lassen, sieht er dagegen als sinnvoller an. Sollte auch das zu teuer werden, so ist sich Ruh gewiss: „Ich sehe realistische Chancen, dass man einen Schulsportraum auch ohne Stadel hinkriegen sollte.“