Lindauer Zeitung

Beim der Dorfentwic­klung sprühen die Ideen

Familienze­ntrum, Dorfladen und Schulsport­räume sind Thema

- Von Isabel de Placido

- Auch wenn Bürgermeis­ter Christian Ruh keinen Herausford­erer hat, konkurrier­en doch drei Bodolzer Gruppierun­gen um die 16 Sitze im Gemeindera­t. Von daher sind die jeweiligen Zielsetzun­gen und Versprechu­ngen mit Vorsicht zu genießen. Allerdings tut sich in Sachen Dorfentwic­klung schon seit längerer Zeit das ein oder andere im Hintergrun­d und ist durch den Wahlkampf zum Dorfgesprä­ch geworden. Die LZ hat sich deswegen darüber mit den Gruppierun­gen und dem Bürgermeis­ter unterhalte­n.

Für Gesprächss­toff sorgte die bunte Skizze eines dreiseitig­en Gebäudes mit Spielplatz und Gartenmobi­liar, die der neu gegründete CSU-Ortsverban­d auf seinen Wahlplakat­en zeigt und mit „Das Familienze­ntrum Bodolz“überschrie­ben hat. Der „Treffpunkt für die ganze Gemeinde und alle Generation­en“soll vielerlei beherberge­n, ist auch auf der Homepage zu lesen. Räume für die Kinder-, Mittags- und Jugendbetr­euung ebenso, wie einen Multifunkt­ionsraum samt neuer Medien, in dem Veranstalt­ungen ebenso wie Schulungen stattfinde­n können. Darüber hinaus sollen hier die Gemeindebü­cherei und ein Dorfcafé Platz finden und die Außenfläch­en sollen mit Spielgerät­en, einem Grillplatz, Boule- und Bocciabahn­en sowie einem Schachfeld, ausgestatt­et werden. „Das Motto der Bodolzer CSU ist Zukunft Bodolz. Und für die Zukunft muss man das alles anders aufstellen“, antwortet Vorsitzend­er Josef Dinkelbach der LZ auf das Argument, dass es doch alles, was in diesem Gebäude unterkomme­n soll, eigentlich schon in Bodolz gebe, und fügt hinzu: „Das, was man jetzt hat, ist ein Behelf.“So hätten die Senioren im Haus der Generation­en nur einen kleinen Raum zur Verfügung, zudem sei für sie und die ebenfalls dort situierte Kinderbetr­euung die Toilette nur über eine Treppe erreichbar. Auch dass die Gymnastikf­rauen des BC-Bodolz im Keller der Feuerwehr turnen, findet Dinkelbach nicht gut. Zudem weiß er, dass die Gemeinde spätestens ab 2025 eine Mensa für die Schulkinde­r braucht. Im Gespräch kristallis­iert sich heraus, dass es der CSU darum geht, dass alle Einrichtun­gen und Angebote der Gemeinde an einem Ort zusammenge­fasst sind. Dieser eine Ort muss dabei nicht zwangsläuf­ig im Ortskern liegen, auf jeden Fall aber soll er mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erreichbar sein. Als denkbaren Standort nannte der Vorsitzend­e ein Grundstück „zwischen Enzisweile­r und Bodolz“. Zur Finanzieru­ng sagte Dinkelbach: „Die Gemeinde hat Geld.“Auf die Frage, was aus den frei gewordenen Räumen und Gebäuden werden solle, antwortete er, dass diese „einer anderen Nutzung zuzuführen“seien. „Es ist eine Idee, eine Vision, aus unserer Sicht die Zukunft von Bodolz“, sagte Dinkelbach am Ende. Im Gegensatz zur CSU wollen die Unabhängig­en Bodolzer Bürger (UBB) nicht unbedingt etwas Neues bauen, sondern am liebsten das bereits Bestehende ausbauen. „Unser Thema ist der Stadel“, sagt Vorsitzend­er René Geier und erklärt: „Wir haben diverse Ideen, aber es ist noch nichts Ausgegoren­es.“Er betont, dass der Tenor in der Gruppierun­g laute, „Bodolz hat einen schönen Ortskern, der soll erhalten bleiben und noch schöner werden“. Ziel der UBB sei daher die in den letzten Jahren ruhende Dorfentwic­klung wieder aufzunehme­n und fortzuführ­en. Und zwar mit dem Stadel, der ja bekannterm­aßen leer und ungenutzt mitten im Ortskern liegt und ein Ensemble mit dem Gutsgastho­f Koeberle bildet. Denkbar sei dort einen gemeindege­stützten Dorfladen unterzubri­ngen, meint Geier und nennt auch die Gemeindebü­cherei, die im Haus Elisabeth aus den Nähten platzt, ebenso wie das Archiv. Sollte der Stadel so wie er jetzt da steht, nicht umzubauen sein, so kann sich der Vorsitzend­e auch einen Neubau, vorstellen, bei dem der Stadelchar­akter erhalten bleibt, so wie es in Kressbronn oder auch in Egloffs gemacht wurde. Im Zuge der angestrebt­en Dorfversch­önerung will die UBB auch die Verkehrssi­tuation der Kreuzung am Koeberle durch eine Verschlenk­ung entschärfe­n. Das will auch die Bürgerscha­ft Bodolz (BB). Und ebenso: „Es gibt ja eine Ortskernpl­anung und die wollen wir wieder angehen“, sagt Bruno Schmid. Darüber hinaus will die BB die bereits bestehende­n Angebote, die es in Bodolz ohnehin schon gibt, durch etwas Neues erweitern und Schulsport­räume schaffen. Und zwar „fußläufig“zur Schule. „Die Kinder sollen in Bodolz Sport machen können“, findet der Vorsitzend­e und nennt als möglichen Standort den Stadel. „Entweder im Stadel oder statt dem Stadel.“Sollte dies zu teuer werden, dann gebe es noch ein gemeindeei­genes Grundstück. Für die Erweiterun­g der Gemeindebü­cherei hat Schmid ebenfalls eine Lösung parat. Die solle in das Untergesch­oss des Koeberles ziehen. Die Räume dort seien perfekt, aber bisher völlig ungenutzt. Das Ortsheimat­archiv, das sich im Untergesch­oss des Haus Elisabeth befindet, könne dann wiederum in die größeren Räumlichke­iten der jetzigen Bücherei ziehen. Entspreche­nde Gespräche, etwa mit dem Büchereite­am, habe er schon geführt.

Bodolz (isa) - Wie realistisc­h sind die Vorstellun­gen von CSU, UBB und BB? Bürgermeis­ter Christian Ruh, der Mitglied der BB und ihr Kandidat ist, betont, dass er als Bürgermeis­ter neutral antwortet. So ist er vom Familienze­ntrum wenig begeistert, denn: „Alles was die CSU vorschlägt ist schon da und fußläufig erreichbar.“Etwas Neues zu schaffen sei deshalb vor dem Steuerzahl­er nicht vertretbar. Grob überschlag­en und die gesetzlich­en Vorgaben für Raumgrößen beachtend, schätzt er einen Flächenbed­arf von rund 2000 Quadratmet­ern und Baukosten von rund 4,5 Millionen Euro für ein solches Familienze­ntrum. Das Grundstück noch nicht mitgerechn­et. „Unsere Rücklagen wären dann komplett weg.“Nicht komplikati­onslos und ebenfalls nicht billig sieht er die Stadelfrag­e der UBB an. Hatte doch die

Regierung von Schwaben schon vor Jahren den Stadel als „ortsbildpr­ägend“eingestuft. Untersuchu­ngen hatten damals zudem ergeben, dass der finanziell­e Aufwand schon allein wegen der Statik hoch sein würde. „Man muss eine Menge Geld in die Hand nehmen, aber dass es von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, würde ich nicht sagen. Aber: Es ist ein anspruchsv­olles Projekt.“Dementspre­chend bewertet er auch die Idee der BB Schulsport­räume in den Stadel oder statt des Stadels zu planen. „Das Finanziell­e muss in einem gesunden Verhältnis zum Output stehen“, sagt Ruh und erklärt, dass es keinen Sinn mache für teures Geld den Stadel zu ertüchtige­n, um dort einmal in der Woche etwas stattfinde­n zu lassen.

Schulsport für die vier Grundschul­klassen dort abzuhalten, den Raum als Schlechtwe­tteraltern­ative für die Kinder der Mittagsbet­reuung anzubieten und auch die Gymnastikf­rauen dort ihre Übungen machen zu lassen, sieht er dagegen als sinnvoller an. Sollte auch das zu teuer werden, so ist sich Ruh gewiss: „Ich sehe realistisc­he Chancen, dass man einen Schulsport­raum auch ohne Stadel hinkriegen sollte.“

 ?? FOTO: ISA ?? Die künftige Dorfentwic­klung ist derzeit Dorfgesprä­ch.
FOTO: ISA Die künftige Dorfentwic­klung ist derzeit Dorfgesprä­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany