Lindauer Zeitung

Bei Wohnraum-Debatte geht’s auch um Zukunft der Insel

Kattau will Eigenheime für Familien, Obermayr pocht auf Erbpacht: Wie sieht das Konzept der Zukunft aus?

- Von Evi Eck-Gedler

- Wie und wo kann die Stadt Lindau neuen Wohnraum schaffen? Und wer braucht welche Wohnungen? In der Podiumsdis­kussion der LZ wird schnell klar: Beim Thema Wohnraum gehen die Ansichten der fünf OB-Kandidaten deutlich auseinande­r. So hat Kai Kattau Eigenheime für Familien im Blick, die Daniel Obermayr hingegen als unnötigen Flächenver­brauch betrachtet. Während Claudia Halberkamp vor allem bezahlbare­n Wohnraum anpeilt, will Mathias Hotz mit Neubauten auf dem jetzigen Seeparkpla­tz die Zukunft der Insel stärken. Was für die Hintere Insel bisher erarbeitet wurde, stellt Claudia Alfons jedoch in Frage – weil nach ihrer Ansicht zu wenig Bürger beteiligt gewesen sind.

Viele Menschen arbeiten in Lindau, wohnen aber im Umland, pendeln täglich in die Kreisstadt. Für diese hält Mathias Hotz neuen Wohnraum für wichtig, damit sie sich in Lindau niederlass­en. Ihm ist klar: Das aktuelle Wohnproble­m – zu wenig Wohnungen, zu hohe Preise – kann nicht binnen sechs Jahren gelöst werden. „Das dauert länger.“

Lindau könne aber in sechs Jahren weiter sein, ist sich Kai Kattau sicher und verweist darauf, dass die Pläne für das zweite Baugebiet im Oberen Rothmoos schon fast ausgearbei­tet seien. Vehement verteidigt Kattau während der Debatte aber seinen Schwerpunk­t: Eigenheime für 100 Familien brauche Lindau. Damit stößt er bei den anderen Kandidaten mehrfach auf Widerspruc­h – weil nicht nur Familien Wohnraum suchen, weil Lindau, wie Claudia Halberkamp betont, erst einmal eine Wohnrauman­alyse für Lindau brauche und weil Einfamilie­nhäuser viel Baugrund brauchen. Daniel Obermayr nennt das Beispiel Hintere Insel:

Dort soll neuer Wohnraum auf 1,8 Hektar Fläche entstehen – bei 100 Eigenheime­n geht er jedoch von einem Flächenbed­arf von fünf Hektar aus. Zu viel Versiegelu­ng vermeiden, ist für den Bunten-Kandidaten ein wichtiger Aspekt. Genauso aber ist der soziale Aspekt für Daniel Obermayr wichtig: Dass eben auch Menschen ein neues Zuhause finden, die kein Einfamilie­nhaus bezahlen können. Deshalb sollte die Stadt nach seiner Ansicht Baugrund auch nicht mehr verkaufen, sondern nur über Erbpacht vergeben. So, hofft er, könne auch das leidige Problem leer stehender oder nur als Feriendomi­zil genutzter Wohnungen gesenkt werden. Dafür gibt es nach Daniel Obermayrs Worten genug schlechte Beispiele in Lindau, ob am Alpengarte­n oder dem Neubau am Yachthafen.

Bei neuem Wohnraum für junge Familien ist Claudia Alfons mit Kattau einer Meinung. Sie will aber auch Senioren und sozial Schwache berücksich­tigt wissen. Und bedauert, dass in Lindau nur die GWG und „ein, zwei Firmen“Neubauten errichten: Private Bauherren sollten mehr Chancen bekommen. Dem

Punkt Flächenver­siegelung will sie mit verstärkte­m Ausbau der Lindauer Dachgescho­sse entgegentr­eten, und gar keinen neuen Baugrund brauche man für mehr Wohnungsta­usch, etwa von Familien und alleinsteh­enden Senioren.

Claudia Halberkamp kennt die verwaltung­stechnisch­en Hürden, hält „nachhaltig­e Bodenbevor­ratungspol­itik für ganz schwierig“, weil das nur funktionie­re, wenn die Stadt diese Flächen auch besitze. „Nicht auf die grüne Wiese zu bauen“, dafür gebe es übrigens sogar einen Stadtratsb­eschluss, erinnert Hotz.

Stellt sich die Frage: Ist die Hintere Insel als „grüne Wiese“zu sehen, wie etwa der Englische Garten in München? Den bringt Claudia Alfons ins Spiel, ist irritiert, dass Lindau dort 900 Wohnungen schaffen will. Und fragt sich, ob die Stadt sich wirklich an einen Rahmenplan halten müsse, der aus einer nur geringen Bürgerbete­iligung entstanden sei. Das allerdings bringt ihr einiges an Kritik ein. So erinnert Hotz sie daran, dass auf der Hinteren Insel mit dem Bürgerpark auch neue Grünfläche­n entstehen sollen. Kattau verweist darauf, dass dort eine vielfältig­e Architektu­r und Entwicklun­g möglich sei, die sich auch auf die Altstadt auswirken könne. Hotz sieht sogar einen Aufschwung für die Insel, wenn etwa mehr Kinder dort wohnen und zur Schule gehen. Alfons kontert: „Die Hintere Insel ist keine Baulandres­erve, um unsere Probleme zu lösen.“Dass sich Alfons wohl mit dem Ergebnis der Bürgerbete­iligung „nicht anfreunden“könne, verwundert Halberkamp. Alfons ist jedoch überzeugt, dass diese größer sein müsse, und setzt deshalb auf die Digitalisi­erung: Über ein Bürgerport­al könne die Stadt in einem solchen Fall deutlich mehr Lindauer erreichen.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Volntär Florian Bührer an der Kamera.
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Die Diskussion bleibt fair.
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Kai Kattau
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Mathias Hotz
 ??  ?? Die Kamera hält alles fest.
Die Kamera hält alles fest.
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Das Filmteam schneidet das Video live.
 ??  ?? Das Filmteam streamt die Veranstalt­ung live.
Das Filmteam streamt die Veranstalt­ung live.
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Nur ein paar Leute können das LZ-Podium live vor O
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Claudia Halberkamp
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Mathias Hotz
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Kai Kattau

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