Daumen hoch für die Kandidaten
Tausende Zuschauer verfolgen die Podiumsdiskussion der OB-Kandidaten – virtuell
- Eigentlich war die Podiumsdiskussion der Oberbürgermeisterkandidaten im Lindauer Stadttheater durchgeplant. Die Kandidaten auf der Bühne, vor ihnen die besetzten Zuschauerplätze und -ränge. Rund 800 Zuhörer finden im Theater Platz. Wer nicht regelmäßig vor so vielen Leuten auf der Bühne steht, kann dann schon einmal aufregt sein und seinen Text vergessen. Klatschnasse Hände und Schweißperlen auf der Stirn sind dann keine Seltenheit.
Bei den Oberbürgermeisterkandidaten hielt sich die Aufregung am Mittwochabend spürbar in Grenzen. Sie blickten lediglich rund 20 Personen in die Augen. Und das waren Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte. Und trotzdem waren tausende Zuschauer dabei. Virtuell. Daheim vor den Laptops, Tablets oder Smartphones. Die Diskussion wurde live auf Facebook übertragen. Und so trafen sich einige Lindauer zum „Public Viewing“im heimischen Wohnzimmer. Trotz Pokalklassiker im Fernsehen. Bei Chips, Wein und Käse diskutierten Familien und Freunde rege. Aber eben nicht nur im heimischen Wohnzimmer. Dort hörten die Kandidaten aber natürlich nicht den Applaus oder die Buhrufe der Zuschauer. Eine direkte Interaktion gab es nicht. Aber die Zuschauer unterstützten ihre Kandidaten in der Kommentarspalte bei Facebook, äußerten ihren Unmut oder konnten dort ihr Lob loswerden. Lob zum Beispiel zum bisherigen Wahlkampf der Kandidaten. Denn mit dem sind die Lindauer Bürger – beziehungsweise die, die eingeschaltet haben – sehr zufrieden. „Ich glaube ,wir sind die einzige Stadt, welche so einen transparenten und öffentlich wirksamen interessanten Wahlkampf führt , ...das hat bundesniveau“, ist das Fazit eines Zuschauers in der Kommentarspalte.
Die Kandidaten diskutieren teils heftig. Zum Beispiel bei den Themen Wohnraum und Bebauung der Hinteren Insel. Aufregerthemen. So scheint es, denn bei diesen Themen kommentieren die meisten Menschen. Und teils kritisch: „Was soll ein Bebauungsplan wenn sich Mitarbeiter der Stadt nicht dran hält...“, fragt ein Nutzer. Eine Nutzerin gibt der Runde einen Tipp: „über den Tellerrand schauen...“Das tut Kandidat Daniel Obermayr und erzählt vom Französischen Quartier in Tübingen. Hier könne Lindau in Sachen Wohnungsbau und Quartiersmanagement einiges lernen.
Die Währung bei Facebook sind Likes. Gefällt dem Zuschauer etwas, sagt er mit einem virtuellen Daumen: gefällt mir. Und wer hat den Zuschauern an diesem Abend am besten gefallen? Möchte man einen Sieger an diesem Abend küren, es wäre Matthias Hotz. Bei seinen Aussagen zum öffentlichen Verkehr oder zur Stadtentwicklung fallen die meisten „Gefällt mir-Klicks. Entweder er hatte die überzeugendsten Argumente, oder er hat es geschafft, seine Anhänger sehr gut zu mobilisieren. „Gefällt mir, was Herr Hotz sagt“, kommentiert eine Nutzerin.
Für viele Daumen-nach-oben und einige Herzchen sorgte Dirk Augustins Aufruf wählen zu gehen am Ende der Diskussion. Daumen hoch für die Demokratie – darauf konnten sich alle Zuschauer einigen.