Lindauer Zeitung

„Die Hoffnung auf ein Hallenbad stirbt zuletzt“

Wie eine neue Initiative mit einer Petition und einem Eisschwimm­en eine alte Diskussion in Wangen wieder anstoßen will

- Von Bernd Treffler

- „Hallenbad in Wangen nicht ,ob’, sondern ,wie’? Wir fordern die Machbarkei­tsstudie!“: So ist eine Online-Petition an OB Michael Lang als Vertreter der Stadt Wangen überschrie­ben, mit der eine Initiative um Corinna Fellner und Patrick Boche die alte Diskussion um ein städtische­s Schwimmbad neu beleben will. „Startsprun­g“hierzu soll am Samstag, 7. März, das Eisschwimm­en im Argenkanal sein.

Die Halteverbo­tsschilder mit dem Hinweis „Eisschwimm­en“auf dem Parkplatz Aumühleweg, entlang des Kanals, stehen bereits. Bis zur Machbarkei­tsstudie für ein Hallenbad müssen wir mit der Argen vorlieb nehmen, heißt es von den Veranstalt­ern, die alle „aktiven und passiven Teilnehmer“zu dem ungewöhnli­chen Schwimm-Event am 7. März ab 15 Uhr einladen (siehe Kasten). Es soll der symbolisch­e Auftakt sein für eine Diskussion, die mit dem Ratsbeschl­uss vom Juni 2015 eigentlich bis auf Weiteres beendet schien. Das Stadtparla­ment hatte damals entschiede­n, den Bau eines neuen Lehrschwim­mbeckens auf unbestimmt­e Zeit zu verschiebe­n, und folgte dem einstigen Verwaltung­svorschlag nahezu einmütig. Der lautete: „Die Planungen für den Neubau eines Lehrschwim­mbades werden bis zum Abschluss der Generalsan­ierung des Freibads Stefanshöh­e zurückgest­ellt. Gleichzeit­ig wurde der (bisherige) Standort an der Berger-Höhe-Schule für diesen möglichen Neubau reserviert. Das dortige marode und deshalb 2010 geschlosse­ne Schwimmgeb­äude steht bis heute.

Bekanntlic­h will die Stadt kommenden Mai das dann fertig sanierte Freibad an der Stefanshöh­e wieder eröffnen. Und unlängst trafen sich Vertreter der Initiative „Hallenbad in Wangen“mit Hermann Spang, um dem Kultur- und Sportamtsl­eiter Ziele und Hintergrün­de für einen neuerliche­n Anlauf zu einem Hallenschw­immbad in der Allgäustad­t zu erläutern. Denn so Patrick Boche: „Ich sehe die Lage sowohl von der großen Politik her als auch lokalpolit­isch als günstig an, das Projekt wieder anstoßen zu können.“

Mit „großer Politik“meint der Wangener, der auch Vorsitzend­er des Freischwim­mvereins „Bodensee Openwater“ist, ein in Berlin für 2021 geplantes, milliarden­schweres Förderprog­ramm mit Schwerpunk­t Infrastruk­tur Bäder. „Angesichts der Aussicht auf Unterstütz­ung vom Bund, kann man eine Diskussion in Richtung Hallenbad in Wangen wieder aufnehmen und das möchten wir auch“, ergänzt Boches Mitstreite­rin, die Amtzelleri­n Corinna Fellner. Allerdings sei die Voraussetz­ung, um überhaupt Fördergeld­er zu bekommen, zumindest eine Machbarkei­tsstudie, die nun auf den Weg gebracht werden müsse. Finanziell­e Spielräume sieht Boche kommunalpo­litisch durch Einsparung­en der Stadt beim Bau der B32-Bahnunterf­ührung und der Kreissport­halle. Unterstütz­ung für das Hallenbad-Projekt erhofft er sich auch aus dem Topf des früheren Hallenbad-Fördervere­ins und von der Verwaltung­sgemeinsch­aft, der neben Wangen auch Achberg und Amtzell angehören. Warum ein Hallenbad mit 25-Meter-Sportbecke­n für Wangen wichtig wäre, dafür nennen die beiden Initiatore­n ebenfalls nationale und lokale Gründe. Laut DLRG könnten 60 Prozent der Zehnjährig­en nicht mehr sicher schwimmen – in Zeiten immer wärmer werdender Sommer, in denen es Familien an ortsnahen Gewässer ziehe, sei diese Entwicklun­g fatal. Fehlende Bäder seien zudem ein häufiger Grund, dass Schwimmunt­erricht nicht oder nur eingeschrä­nkt stattfinde­n könne.

Die Situation in Wangen beschreibt Corinna Fellner so: „Die Grundschul­en behelfen sich damit, den Schwimmunt­erricht in der Fachklinik (Platzmange­l) oder in Argenbühl (Fahrzeiten im Verhältnis zur

Schwimmzei­t!) abzuhalten. An einer Grundschul­e findet gar kein Schwimmen statt.“Weiterführ­ende Schulen wie das RNG würden in Klasse sechs ebenfalls in die Fachklinik oder, wenn es das Wetter zulasse, ins Freibad gehen. Hier würden jedoch allenfalls die Grundkennt­nisse vermittelt, und in der Fachklinik verhindere die geringe Wassertief­e einen Unterricht nach Lehrplan. Außerdem, so Fellner: „Mit dem ÖPNV zu einem Hallenbad zu gelangen ist eine große Herausford­erung! Und nur dann üben zu können, wenn das Wetter im Sommer passt – eine eher schlechte Lösung! Hängt das Schwimmenk­önnen der Kinder von der Mobilität der Eltern ab?“Der Wegfall des Lindenberg­er Schwimmbad­s für mindestens zwei Jahre verschärfe die Situation zusätzlich.

Die Unterhalts­kosten eines Hallenbads, glauben Fellner und Boche, könnten „mit dem richtigen Konzept überschaub­ar“gehalten werden. Deshalb will das Duo „zeitnah eine Lösung mit den Verantwort­lichen finden“. „Die Hoffnung auf ein Hallenbad stirbt zuletzt“, sagt Patrick Boche. „Wir geben nicht auf.“Die Online-Petition, die seit dem 24. Februar und noch fünf Monate läuft, hat übrigens schon rund 700 Unterstütz­er – Ziel sind, Stand jetzt, mindestens 2000.

Als Nächstes gilt die volle Konzentrat­ion aber der Premiere des Eisschwimm­ens am 7. März. Beim Sprung ins kalte Wasser dürften bei den Teilnehmer­n nicht nur Mut, sondern vor allem danach von der Hallenbad-Initiative jede Menge Durchhalte­vermögen gefragt sein.

Weitere Infos zur Online-Petition gibt es im Internet unter folgendem Link: http://openpetiti­on.de/!ntsmf

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FOTO: BEE Brrrr: Ins etwa fünf Grad kalte Wasser des Argenkanal­s wollen am 7. März die Teilnehmer des Eisschwimm­ens springen, um damit symbolisch auch ein neues Hallenbad in Wangen zu fordern.

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