Bronze-Sensation mit dem Gong
Judoka Elis Bonitz feiert bei der deutschen Meisterschaft seinen größten Erfolg
- Elis Bonitz gehört zu den besten Judoka Deutschlands: Der Lindauer vom TSB Ravensburg hat sich bei den deutschen Meisterschaften U18 in Leipzig die Bronzemedaille erkämpft.
Auf der Matte zeigt der 16-Jährige kaum Gefühle. Doch am Ende dieses langen Wettkampftages genoss er in Leipzig den „Walk of fame“auf dem roten Teppich und witzelte auf dem Siegerpodest mit dem Bundestrainer. „Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden“, sagt Elis nach seinem bislang größten Erfolg. „Im letzten Jahr in der U18 war es wichtig, was zu zeigen.“
Der Druck war groß. Nachdem er bei den süddeutschen Meisterschaften in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm nur knapp das Finale verpasst hatte und Dritter wurde, wollte er in Leipzig noch mal alles geben. Nur Dabeisein, das ist nicht sein Ding. Elis weiß: „Ich kann an einem guten Tag jeden schlagen. Aber ich muss aufpassen.“
Das zeigte er in Leipzig eindrucksvoll. Den Kampf gegen den Berliner Meister Jannis Baschin dominierte Elis klar. Mit einem Schulterwurf und einem Gegendreher gewann er vorzeitig mit zwei großen Wertungen. Auch gegen Alex Ster aus Niedersachsen gelang dem Lindauer mit zwei Wazari-Wertungen ein Sieg. Im Halbfinale wartete dann eine große Herausforderung auf den TSB-Kämpfer: Sebastian Kaun vom TSV Großhadern. Die beiden hatten sich bei den süddeutschen Meisterschaften schon einen Kampf auf hohem Niveau geliefert, der erst nach 13 Minuten mit einem Sieg für den Münchner endete. Verdient, wie Elis Bonitz meinte: „Er hat mich das letzte Mal klar dominiert.“
Dieses Mal kam er besser mit ihm zurecht. Die Begegnung schien ausgeglichen – bis Kaun 90 Sekunden vor Kampfende eine Wertung gelang. Obwohl Elis Bonitz dann der Aktivere war, konnte er den Rückstand nicht mehr aufholen. Auch wenn damit der Traum vom Finale für den TSBKämpfer geplatzt war, ging die Niederlage für ihn in Ordnung. „Es war ein schöner Kampf. Sebastian ist sehr stark geworden“, lobt er den späteren deutschen Meister.
Dann war erst einmal Warten angesagt. Da alle Finalkämpfe in einem Block stattfinden sollten, mussten sich die Judoka gedulden, bis alle Gewichtsklassen
ausgekämpft waren. Das dauerte. Während seine Eltern unruhig durch die Halle tigerten, suchte sich Elis ein ruhiges Plätzchen und schlief erst mal. Doch auch nach einem ausgedehnten Nickerchen hieß es Warten. Vier Stunden. Eine lange Zeit, um die Anspannung für den entscheidenden Kampf zu halten.
Jetzt ging es gegen Joel Mathieu Dittmann um Bronze. Der Niedersachse kämpfte sehr defensiv, wich immer aus und verhinderte die Ansätze von Elis Bonitz. Doch am Boden wurde es einmal brenzlig für den Lindauer: Elis Bonitz lag im Armhebel – doch obwohl sein Arm fast gestreckt war, gab der Lindauer nicht auf. Seine Mutter weinte am Mattenrand. „Ich dachte, er lässt sich den Arm brechen“, sagt Katja Bonitz. Doch Elis stand einfach mit dem Kämpfer am ausgestreckten Arm auf. Jetzt war es mit seiner Geduld vorbei. Mit dem Gong zum Ende der Kampfzeit gelang Elis mit einem Schulterwurf die entscheidende Wertung. Dass die anfangs noch für seinen Konkurrenten angezeigt wurde, kostete seine Eltern weitere Nerven. Elis nicht. „Ich hatte keine Angst, das war klar meine Wertung.“Das sahen die Kampfrichter auch so.
Die Bronzemedaille hat er sich verdient, findet sein Trainer Uli Rothenhäusler. „Kein anderer TSB-Judoka lebt den Judosport so wie Elis“, lobt er. Seit Jahren fährt Bonitz dreimal in der Woche mit dem Zug von Lindau nach Ravensburg ins Training, nimmt als Kaderathlet an Wochenenden und in den Ferien an allen Lehrgängen des Landesverbandes teil. Wenn der 16Jährige auf der Matte steht, gibt er immer alles. Zufrieden ist er mit sich selten. Kämpfer, die an Olympiastützpunkten intensiver trainieren können, seien technisch oft noch stärker. Da gelte es aufzuholen. Konditionell könne er jedoch gut mithalten, meint er. Bleibt bei dem intensiven Training der Spaß nicht auf der Strecke? „Wenn du im Techniktraining hundertmal fällst, tut dir irgendwann schon alles weh“, sagt
Katja Bonitz fieberte mit ihrem Sohn am Mattenrand
er lachend. „Aber Randoris (Übungskämpfe; Anm. der Redaktion) machen immer Spaß.“
Das nächste Ziel ist das internationale Masters in Bremen in zwei Wochen. Dann will Elis Bonitz wieder alles geben. Mit im Gepäck ist dann sicher sein neuer Kapuzenpulli. Auf dem grauen Sweatshirt stehen die Namen aller Judoka der deutschen Meisterschaft. Dem ein oder anderen wird er sicher bald wieder auf der Matte begegnen.
„Ich dachte, er lässt sich den Arm brechen.“