Zwei Corona-Fälle im Landkreis
Schüler vom VHG und Bogy sowie Familien sind unter Quarantäne.
- Im Landkreis Lindau gibt es zwei bestätigte Corona-Fälle. Weil es sich bei einem davon um den Vater einer Schülerin handelt, ist die 9b des Valentin-Heider-Gymnasiums (VHG) unter Quarantäne. Auch am Bodensee-Gymnasium sind 33 Schüler betroffen. Und es gibt weitere Verdachtsfälle.
Die Aufregung im ganzen Landkreis ist groß. Auch deswegen hat Landrat Elmar Stegmann am Mittwochmittag zur Pressekonferenz ins Landratsamt geladen. Nur kurz vorher kam die Bestätigung vom Gesundheitsamt: Es gibt bereits zwei Menschen im Landkreis, die am Coronavirus erkrankt sind. Einer davon ist ein Familienvater aus Lindau, im zweiten Fall handelt es sich um eine 15-jährige Schülerin aus dem Westallgäu.
Der Familienvater, ein Mann Mitte vierzig, war in den Fasnetsferien gemeinsam mit seiner Familie in Südtirol beim Skifahren. Es war eine Gruppenreise, bei der auch Familien aus der Umgebung von München und Baden-Württemberg dabei waren. Der Mann fühlte sich bereits am Wochenende krank. „Er hatte leichten Husten, Schüttelfrost und Fieber“, sagt Stegmann. Aus diesem Grund sei der Familienvater am Montag gar nicht erst zur Arbeit gegangen. Er rief seinen Hausarzt an, der ihn gleich auf das neuartige Virus testete. Das positive Ergebnis kam am Dienstagnachmittag.
Die beiden Kinder des Erkrankten hatten laut Stegmann am Wochenende bereits ebenfalls leichte Symptome. Allerdings waren sie am Montag in der Schule. Die Tochter geht aufs Valentin-Heider-Gymnasium, der Sohn besucht die Claude-Dornier-Schule in Friedrichshafen. Bereits am Dienstagnachmittag habe das Landratsamt die Schulen benachrichtigt. Gemeinsam habe man beschlossen, die 9b des VHG mit vier Lehrern sowie die Klasse des Jungen in Friedrichshafen unter Quarantäne zu stellen. Außerdem ist eine Familie in Quarantäne, bei der das Mädchen nach dem Skiurlaub übernachtet hatte.
Und auch am Lindauer BodenseeGymnasium
(Bogy) müssen seit Mittwoch 33 Schüler und zwei Aufsichtspersonen zu Hause bleiben. Denn die Frau des Erkrankten arbeitet dort in der Mittagsbetreuung. Sie hat die Schüler am Montagnachmittag beaufsichtigt. Sowohl die Mutter als auch ihre beiden Kinder wurden bereits auf das Coronavirus getestet. Das Ergebnis steht noch aus, sie zählen nun als Verdachtsfälle.
Mehr Maßnahmen plant das Landratsamt zurzeit nicht. Auf Nachfrage der LZ versichert Stegmann, dass es nicht nötig sei, zum Beispiel die Klassen der Schüler, die am Montag in der Mittagsbetreuung waren, ebenfalls unter Quarantäne zu stellen. „Es ist immer eine Risiko-Abwägung“, sagt der Landrat. Das Robert-Koch-Institut empfehle, Personen unter Quarantäne zu stellen, die 15 Minuten lang direkten Kontakt mit einem Infizierten hatten. Und es dauere ungefähr zwei Tage, bis jemand, der infiziert ist, einen weiteren infizieren kann, erklärt Amtsarzt Michael Bauerdick. Doch er räumt auch ein: „Das Virus verbreitet sich sehr leicht.“Die Übertragung erfolge vor allem über Tröpfchen, ob auch eine Schmierinfektion möglich sei, sei noch nicht vollständig ausgeschlossen – aber auch nicht sehr wahrscheinlich.
Laut Stegmann nimmt das Landratsamt die Situation sehr ernst. Und zwar nicht erst jetzt. Bereits in der vergangenen Woche hatte es einen Arbeitskreis mit Ärzten aus dem Landkreis gegeben. „Aber es gibt keine Veranlassung, das öffentliche Leben lahmzulegen“, sagt Stegmann.
Die Familienmitglieder der Schüler, die jetzt zwei Wochen zu Hause bleiben müssen, sind nicht unter Quarantäne. Sie dürfen ganz normal ihrem Alltag nachgehen. Allerdings sollten sie darauf achten, dass die betroffenen Kinder in einem eigenen Zimmer schlafen und im besten Fall auch ein eigenes Bad benutzen, so Stegmann. „Und man sollte die Wohnung rein halten.“Dafür reiche normales Putzmittel aber aus. Wer in Quarantäne ist, muss außerdem ein Fiebertagebuch führen.
Auch die 15-jährige Schülerin aus dem Westallgäu war mit ihrer Mutter und deren Lebensgefährten beim Skifahren in Südtirol. Danach hat sich die ganze Familie auf das neuartige Virus testen lassen. Seit Mittwochvormittag steht fest: Auch sie hat das Coronavirus und muss daheim bleiben. Ihre Familie steht ebenfalls unter Quarantäne. Wo genau die Familie lebt, das will Stegmann am Mittwoch nicht sagen, die Familie sei dann zu leicht zu identifizieren.
Der Landrat erhofft sich vom Freistaat allerdings konkretere Richtlinien und Anweisungen. Bislang müssten die Landkreise vieles allein entscheiden. „Die Lage ist dynamisch“, sagt Stegmann. „Es gibt täglich neue Verdachtsfälle und es laufen noch die Testungen von Verdachtsfällen.“
Ob und in welcher Form die Kommunalwahl vom Coronavirus betroffen sein wird, ist noch nicht klar. Dominik Spitzer, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP im bayerischen Landtag und praktizierender Arzt, kann sich aber nicht vorstellen, „dass die Wahl in Gefahr ist“. Er warnt vor übertriebener Panik. „In 80 Prozent der Fälle verläuft die Krankheit mild“.
Wichtig sei allerdings, das medizinische Personal zu schützen. Spitzer selbst hat für seine eigene Praxis weder Material für einen Corona-Abstrich,
noch Schutzanzuüge oder -masken bekommen. „Die Versorgung der Ärzte und Helfer mit Schutzmaterial ist absolut mangelhaft“, sagt er. In Zukunft müssten solche Utensilien auf Vorrat vorhanden sein.
Laut Elmar Stegmann ist der infizierte Lindauer bereits auf dem Weg der Besserung. Doch auch, wenn er sich schon bald wieder gesund fühlt – die Quarantäne-Zeit von zwei Wochen muss er unbedingt einhalten. Und Quarantäne bedeutet auch wirklich zu Hause zu bleiben, wie Erik Jahn betont, der beim Landratsamt für die öffentliche Sicherheit zuständig ist. Denn mit den Quarantänen entwickle sich bereits ein neues Phänomen: Schüler treffen sich zu Corona-Partys.
Wer glaubt, an Corona erkrankt zu sein, soll seinen Hausarzt anrufen. Patienten haben auch die Möglichkeit unter der Rufnummer 116 117 den Bereitschaftsdienst zu kontaktieren. Informationen zum Coronavirus gibt das Landesamt für Gesundheit unter der Nummer 09131 / 68 08 51 01.