Mehr Badetote in Bayern
Nirgendwo in Deutschland sind im vergangenen Jahr so viele Menschen ertrunken wie im Freistaat
(lby) - Die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken ist in Deutschland 2019 deutlich zurückgegangen. Mindestens 417 Menschen starben bei Badeunfällen überwiegend in Flüssen oder Seen und damit rund 17 Prozent weniger als 2018, wie Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), am Donnerstag in München sagte. Er führe den Rückgang vor allem auf das im vorigen Jahr nicht immer vorhandene Badewetter zurück.
Der Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Zahl der Badetoten habe sich mehrfach gezeigt. Das unterstreicht auch der Blick auf die zeitliche Verteilung. In den Sommermonaten Juni, Juli und August gab es 2019 rund die Hälfte aller Todesfälle.
Die meisten Ertrunkenen hatte 2019 erneut Bayern zu verzeichnen. Hier starben 95 Menschen und damit entgegen dem bundesweiten Trend sogar mehr als im Vorjahr (2018: 89).
Am wenigsten Menschen starben in Berlin und Bremen mit je zwei Ertrunkenen.
Die hohe Zahl der Todesfälle in Bayern hat für Ingo Flechsenhar, Präsident des DLRG-Landesverbands Bayern, auch mit der Natur im Freistaat zu tun. „Die Masse der Ertrunkenen in Bayern hängt sicher auch mit den vielen wunderschönen Gewässern bei uns zusammen. Die können wir aber nicht alle bewachen.“Zudem seien die zahlreichen Badeseen, wie etwa der Königssee, auch bei Touristen sehr beliebt. Der Schwerpunkt der Todesfälle liege klar in Oberbayern.
Beklagenswert hoch bliebe die Zahl der Todesfälle bei Kindern bis zehn Jahren, betonte Präsident Achim Haag. In dieser Altersgruppe waren im vergangenen Jahr 25 Kinder
ums Leben gekommen (2018: 26). Der Großteil der Ertrunkenen sei aber 50 Jahre und älter gewesen. Auch deshalb hat die DLRG zusammen mit dem bayerischen Gesundheitsministerium 2019 Schwimmkurse für Senioren gestartet.
Gute Schwimmfähigkeiten seien die Grundlage, die Zahl der Badetoten weiter zu senken, machte Präsident Haag klar. „Schwimmen ist Teil der Bildung und ja, auch Kulturgut.“Doch dafür brauche es genügend Schwimmhallen in Deutschland, sagte Haag. Aus diesem Grund hat die DLRG im Herbst eine Petition an den Bundestag geschickt, mit der sie das bundesweite „Bädersterben“beklagt. Über den Verlauf der Petition zeigte sich Haag am Donnerstag sehr zufrieden. Die Politik habe die Wichtigkeit erkannt und wolle die DLRG unterstützen. Nun gelte es, konkret für bessere Bedingungen in den Kommunen zu sorgen. „Ein Schwimmbad muss für jeden in erreichbarer Nähe sein“, sagte Haag.