Trotz Corona positiv bleiben: So geht’s
Christian Dogs und Uli Boettcher erklären, warum Lachen dabei hilft, vernünftig an die Situation ranzugehen
- Coronavirus hier, Coronavirus da! Stehen wir morgens auf und schalten wahlweise Handy, Radio oder Fernseher an, dann scheint es, als gäbe es kein Entrinnen vor dem Virus. Der infektiöse Feind hat uns bereits umzingelt, seine Inkubationskreise ziehen sich immer enger um unseren Alltag – wie eine Schlinge, die uns die Luft zum Atmen und Abhusten nehmen wird. Angesichts der drohenden weltweiten Pandemie scheint Panik die einzige menschlich nachvollziehbare Reaktion zu sein.
„Die Reaktion passt jedenfalls in unsere Zeit“, findet der Lindauer Psychiater und Bestsellerautor Christian Dogs, „wir sind eine hysterische Generation, wir sind hochempfindlich. Aber die Menschen müssen auch lernen, dass es Krankheit geben darf.“Totale Sicherheit gebe es im Leben nicht, aber die Gesellschaft tue so, als hätte sie ein Recht darauf.
„Jetzt ist erstmal Gelassenheit gefragt.“Aber wie geht das denn, gelassen bleiben? „Indem wir uns informieren“, erklärt der Psychiater, „und unser Frontalhirn einschalten. Da steckt die Vernunft.“
Wer mit Vernunft herangehe, dem sei es auch möglich, positiv zu bleiben. Dazu gehöre, dass wir vergleichen und relativieren, damit wir die gegenwärtige Situation als so gefährlich einschätzen, wie sie tatsächlich ist.
„Denken Sie an die Kriegsgenerationen“, sagt Dogs, „was die durchmachen mussten.“Die Soldaten in den Schützengräben litten an Typhus und Ruhr und standen im Regen und Kugelhagel. Das seien echte Gefahren gewesen. Die Hysterie derzeit zeige ihm dagegen, wie wenig resilient die Gesellschaft heutzutage sei.
Außerdem sei es hilfreich zu normalisieren, einen normalen Alltag zu gestalten. „Das mit den Masken ist genau das Falsche“, sagt Dogs.
Die Masken erinnerten uns rund um die Uhr an das Coronavirus. In der Psychologie heiße das „Framing“(Dt.: Einrahmung): Indem wir uns permanent an die Gefahr erinnern, bilden wir uns schließlich ein, die Gefahr wäre
Psychiater Christian Dogs
real.
Viel wichtiger sei es, sich an Fakten zu halten und auf das Positive zu konzentrieren, meint Dogs und verweist als Beispiel auf die Sterblichkeitsrate von ein bis zwei Prozent. Im Umkehrschluss bedeute sie eine Überlebensrate von 98 bis 99 Prozent.
„Das ist doch toll“, sagt Dogs. „Oder was ist mit all denen, die Corona überstanden haben, weil der Krankheitsverlauf milde war? Das sind sehr viele. Warum berichten wir nicht über die, die wieder gesund sind?“
„Es ist eine verhängnisvolle Tendenz, sich immer auf das Negative zu fokussieren“, sagt
Dogs, „wir müssen anfangen, wieder zuversichtlich zu sein,“meint er und lacht. Er lacht viel, als ginge es um einen Witz. „Lachen“, sagt er, „schafft Distanz“. Und diese sei nötig, um vernünftig mit dem Coronavirus umzugehen.
Dasselbe sagt einer, der etwas von Humor versteht. Der Kabarettist Uli Boettcher aus Weingarten, der auch immer wieder in Lindau auftritt, findet die Corona-Hysterie jedenfalls so amüsant, dass er sie in sein aktuelles Programm aufgenommen hat. „Ich glaube ja, dass das alles Kalkül der Mundschutzindustrie ist“, sagt Boettcher, „um die Mundschutzverkäufe wieder anzuleiern.“
Die Hysterie sei jedenfalls nichts Neues für ihn: „Die Lust an der Panik, die gab es schon immer. Wenn man die mit Freude betreiben kann, dann ist das zurzeit doch ein tolles Hobby.“
Humor ist für Boettcher jedenfalls eine Möglichkeit, um auf die Hysterie zu reagieren. „Ins Kabarett zu gehen, hilft auf jeden Fall“, sagt er, egal in welches, „weil man sich da mit Gedanken beschäftigt, die einem nicht die ganze Zeit durch den Kopf gehen und die einen auch zum Lachen bringen.“
Kabarettist Uli Boettcher
Um die Zuschauer zum Lachen zu bringen, müssen Kabarettisten mit Vergleichen und mit Fakten arbeiten, erklärt Boettcher. Damit könne man Dinge relativieren und einordnen, damit man sie besser versteht.
Das klingt, als hätte sich der Kabarettist mit dem Psychiater abgesprochen. Und Boettcher stimmt zu: „Ich erinnere an Heinz Ehrhardt, der da sagte: ‚Glauben Sie nicht alles, was Sie denken‘. Genau so sehe ich das auch.“Es sei wichtig zu lernen, dass man die eigene Wahrnehmung nicht so ernst nehmen darf.
„Was ich auch sehr amüsant finde“, sagt Uli Boettcher, „ist, dass die ‚Krone der Schöpfung‘ ausgerechnet von einem Virus namens ‚Corona‘ ausgelöscht wird.“
Aber so ganz kann der Kabarettist diese Pointe nicht stehenlassen: „Ich glaube natürlich nicht daran, dass das passiert. Und genau deshalb kann ich auch gut darüber lachen.“
„Wir sind eine hysterische Generation, wir sind hochempfindlich.“
„Die Lust an der Panik, die gab es schon immer.“