Wertpapiere statt Sparbücher
Volksbank Allgäu-Oberschwaben bleibt auf Erfolgskurs – Trotzdem sind Anpassungen nötig
- „Ein arbeitsreiches und intensives Jahr liegt hinter uns“, hat Josef Hodrus, Vorstandssprecher der Volksbank Allgäu-Oberschwaben (VBAO), bei der Bilanzpressekonferenz in Leutkirch verkündet. Das Geldinstitut befinde sich weiterhin auf Erfolgskurs. So ist etwa die Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr um fast sieben Prozent gestiegen. Trotz der positiven Entwicklung will sich die Volksbank aber in manchen Bereichen neu ausrichten.
Die Bilanzsumme von 2,48 Milliarden Euro katapultiert die VBAO auf Platz 15 unter den 168 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg, stellte Josef Hodrus klar. Gestiegen sind im vergangenen Jahr auch die Volumen der Kundenkredite (plus sechs Prozent auf 1,69 Milliarden Euro) sowie der Kundeneinlagen (plus 7,5 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro). „Wir sind damit absolut zufrieden“, bilanzierte Hodrus. Weil das Volumen der Kundeneinlagen über dem der Kundenkredite liegt, seien derzeit rund 36 Millionen Euro „arbeitslos“, die „geparkt“werden müssen.
Alle Banken leiden nach Einschätzung der VBAO-Vorstandsmitglieder Josef Hodrus, Georg Kibele und Werner Mayer derzeit unter der weiter anhaltenden Niedrigzinsphase. Trotzdem hat die Volksbank ihre Zinsüberschüsse relativ konstant bei rund 41,7 Millionen Euro halten können. „Wir hatten mit einem stärkeren Rückgang geplant“, gesteht Hodrus. Wegen des Kreditwachstums sei diese befürchtete Entwicklung aber ausgeblieben.
Zunahmen sind indes bei den Provisionsüberschüssen (17,63 Millionen Euro) zu verzeichnen. Sie umfassen beispielsweise generierte Einnahmen aus Wertpapieren oder Bausparverträgen.
Zufrieden sind die Vorstandsmitglieder darüber hinaus mit dem Jahresüberschuss, der 2019 rund 4,8 Millionen Euro beträgt (4,7 Millionen Euro in 2018). „Wir sind wirklich wetterfest für die Zukunft“, ist sich Hodrus sicher.
Ein Plus verbuchen die Verantwortlichen auch bei der Zahl der Mitglieder. Den insgesamt 53 839 Beteiligten winkt für 2019 eine Dividende von vier Prozent – zuvor muss allerdings die Vertreterversammlung zustimmen.
Die anhaltende Niedrigzinsphase sieht Werner Mayer derweil als „neue Realität“, in der sich die Banken und auch die Sparer zurechtfinden müssen. Die Belastungen bekomme die VBAO deutlich zu spüren. Beispiel: Obwohl das Volumen der Kundenkredite um sechs Prozent gestiegen ist, gingen die Zinsüberschüsse leicht nach unten. Um weiterhin erfolgreich zu sein, will sich die VBAO, wie Mayer ausführte, laufend an die Veränderungen in der Welt und an die wirtschaftlichen Bedingungen anpassen.
Dazu zählt zum Beispiel, dass Kunden, die Geld auf ihren Sparbüchern oder Girokonten sammeln, noch konsequenter Geschäfte mit Wertpapieren angeboten werden sollen. Denn das sei derzeit auf langfristige Sicht die einzige effektive Möglichkeit, um Vermögen aufzubauen. Bisher besitzen laut Hodrus lediglich 18 Prozent der Deutschen ein Wertpapier-Depot.
Auf SZ-Nachfrage erklären die Vorstandsmitglieder, dass aktuell keine Schließungen von Geschäftsstellen geplant sind. Allerdings werde die Versorgungsstruktur permanent geprüft, was auch in diesem Bereich zu Veränderungen führen könnte. Nicht ausschließen wollen die Verantwortlichen außerdem, dass unter bestimmten Rahmenbedingungen sogenannte Negativzinsen für Privatkunden eingeführt werden. Vorgesehen sei das momentan allerdings nicht.
Wichtig ist der Volksbank AllgäuOberschwaben ihr Engagement für die Heimat. So seien 2019 von der
Bank insgesamt 531 000 Euro an Projekte in der Region geflossen. 390 000 Euro davon stammten aus dem Gewinnspar-Modell. Eine bedeutende Rolle spiele auch die Crowdfunding-Plattform der VBAO. „Wir sind die erfolgreichste Crowdfunding-Bank in Deutschland“, unterstrich Hodrus. Auf der Plattform können Vereine und Organisationen seit vier Jahren Projekte einstellen, für die sie Geld benötigen. Bei eingegangener Spende unterstützt zusätzlich die VBAO die Initiative mit einem gewissen Betrag. 279 Projekte sind auf diese Weise auf der Plattform gelandet, was zu einer Ausschüttung von insgesamt rund 860 000 Euro geführt habe.