Kreistag 2020: die Qual der Wahl auf einem Meter Stimmzettel
- Man braucht schon ordentlich Platz auf dem heimischen Esstisch, wenn man den Stimmzettel für die Kreistagswahl am 15. März in voller Größe ausbreiten will. Denn der bringt es in diesem Jahr auf die stattliche Breite von einem Meter. Gut für jene Wähler, die sich für Briefwahl entschieden haben: Sie können in Ruhe schauen, wie sie ihre 60 Stimmen auf die immerhin 384 Kandidaten verteilen. In den üblichen Wahlkabinen dürfte es hingegen eng werden.
Wenn die Menschen im Landkreis Lindau am 15. März an den Kommunalwahlen teilnehmen, dann dürfen sie auch die politischen Weichen für die weitere Arbeit im Kreisgebiet stellen: Sie wählen zum einen den Landrat für die nächsten sechs Jahre, aber auch den Kreistag. Stimmberechtigt sind gut 60 000 Bürger.
Zehn Listen haben dieses Mal Kandidaten nominiert, wollen künftig im Kreistag mitreden. So viele Parteien und politische Gruppen standen noch nie auf einem Stimmzettel für die Kreistagswahl.
Nur vier Listen präsentieren 60 Bewerber für die 60 Kreistagsmandate: Neben CSU, Grünen und SPD gehören auch die Freien Wähler dazu. ÖDP (37 Kandidaten), Freie Bürger (33) und Junge Union (30) nutzen dafür die Chance, Kandidaten mehrfach zu nennen. Die FDP, derzeit mit nur einem Sitz im Kreistag vertreten, hat sich für die anstehende Wahl mit der Lindau-Initiative (LI) von Jürgen Müller zusammengetan, der in den vergangenen Wahlen für die Freien Wähler angetreten ist. Trotzdem stehen auf diesem gemeinsamen Wahlvorschlag nur 21 Namen. AfD und Linke haben die geringste Zahl an Bewerbern für den Kreistag.
Was auffällt: Diese beiden Parteien sind die einzigen, bei denen auf vorderen Listenplätzen keine Frau zu finden ist. Mit einer Spitzenkandidatin gehen Grüne, SPD, FDP/LI, Freie Bürger und Junge Union ins Rennen, bei CSU, Freien Wählern und ÖDP ist der zweite Listenplatz von einer Frau belegt. Die Grünen haben als einzige Liste von Platz eins an auf jeden zweiten eine Frau gewählt. Die SPD hält diese konsequent abwechselnde Nominierung von Frau und Mann bis zu Platz 47 durch.
Wer sich über die Reihenfolge der Listen auf dem Stimmzettel wundert: Das ist laut Landratsamt einfach erklärt. Denn dafür sei zunächst das Ergebnis der letzten Landtagswahl entscheidend. Anschließend folgen jene Listen, die nicht im Landtag, aber derzeit im Kreistag sitzen, in diesem Fall die Freien Bürger und die ÖDP. Weitere Wahlvorschläge werden dem Alphabet nach angefügt, aktuell Die Linke und die Junge Union.
All diese Parteien und Listen hat die LZ-Redaktion gebeten, sich kurz vorzustellen. Dabei hat die LZ die jeweiligen Spitzenkandidaten um Antworten auf folgende Fragen gebeten:
Wofür steht Ihre Liste in der Kommunalpolitik, wo sieht sie ihren Schwerpunkt? Welches Projekt hat nach Auffassung Ihrer Liste in den nächsten sechs Jahren höchste Priorität im Landkreis? Warum? Was ist nach Ihrer Ansicht das Wichtigste in der Kreistagsarbeit?
Die Fotos haben die Kandidaten zur Verfügung gestellt, als Bildautoren genannt sind Annette Jordan, Thomas Gretler und Fotodesign Singer