Als Mann verkleidet in den Weltkrieg
Uraufführung von „Hollenstein, ein Heimatbild“im Vorarlberger Landestheater
(lz) - „Hollenstein, ein Heimatbild“wird am Freitag, 6. März, um 19.30 Uhr im Vorarlberger Landestheater uraufgeführt. Wie soll man mit Werk und Biografie dieser Frau, der aus Lustenau stammenden Malerin, heute umgehen? Ihr zeichnerisches Talent katapultierte sie aus der Vorarlberger Provinz in eines der damaligen Kunstzentren Europas: nach München, an die Kunstgewerbeschule. Schon jung engagierte sie sich tatkräftig für ein neues Rollenverständnis der Frau und für ihre Sichtbarkeit in einer von Männern dominierten Kunstszene. Auch mit ihrem künstlerischen Schaffen wurde Stephanie Hollenstein wahrgenommen. Sie liebte Frauen und zog als Mann verkleidet in den ersten
Weltkrieg. Ihr früher Eintritt in die NSDAP lässt auf ihre Faszination für die Weltanschauung des Nationalsozialismus schließen. Nach 1938 nutzte sie die Gelegenheit, sich als Funktionärin im Kunstbetrieb des Regimes Einfluss zu sichern. Die Ausgrenzung bis hin zur Deportation und Ermordung von bisherigen Weggefährtinnen nahm sie in Kauf.
Thomas Arzt, so die Vorschau des Vorarlberger Landestheaters auf das Stück, führt dem Publikum in seinem Theatertext die Komplexität dieser Vorarlberger Künstlerpersönlichkeit vor Augen und entwirft ein Bild der Hollenstein, das nicht nur von ihrer Energie und Stärke, sondern auch von ihrer Widersprüchlichkeit und ihren Abgründen erzählt.
Im Begleitprogramm in Zusammenarbeit mit Kunstraum und Sammlung Lustenau, Historisches Archiv Lustenau und dem Franz-Michael-Felder-Archiv: „Literarische Perspektiven“: Thomas Arzt, der Autor von „Hollenstein, ein Heimatbild“und Brigitte Hermann, die ihr Hollenstein-Romanprojekt vorstellt, geben am Samstag 7. März, um 19.30 Uhr im T-Café im Gespräch mit Dramaturg Ralph Blase Einblicke in ihre Auseinandersetzung mit der Künstlerin. Ab März regt eine Neupräsentation von Werken aus der „Sammlung Stephanie Hollenstein“im Lustenauer Depot zu neuen Perspektiven und Gedanken an, lädt ein zu Dialogen – mit Claudia Voit, Leiterin des Kunstraums und der Sammlung
Lustenau, Oliver Heinzle, Historisches Archiv Lustenau, und jeweils einem Gast aus der Theaterproduktion. Am Donnerstag, 12. März, ist Ralph Blase zu Gast, am Mittwoch, 8. April, Schauspielerin Katrin Hauptmann. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im „Kunstraum und Sammlung Lustenau“, Pontenstraße 20, in Lustenau. Die in Berlin lebende und in Vorarlberg aufgewachsene Künstlerin Sarah Schlatter hat aus der Beschäftigung mit Stephanie Hollensteins Werk eine künstlerische Arbeit geschaffen, die im Foyer des Theaters zu sehen ist. Im Gespräch mit Claudia Voit (Leiterin Kunstraum und Sammlung Lustenau) ist sie am 1. April um 19.30 Uhr im TCafé zu sehen und zu hören.