Lindauer Zeitung

Messe verschiebt IBO und Aqua-Fisch wegen Corona

Empfehlung­en von Stadt und Gesundheit­samt befolgt – Wirtschaft­licher Schaden schwer zu beziffern

- Von Martin Hennings

- Das hat es in 71 IBO-Jahren noch nicht gegeben: Die beliebte Frühlings-Verbrauche­rmesse muss verschoben werden. Der Grund: die Angst vor dem Coronaviru­s. Auch die Angel-Ausstellun­g Aqua-Fisch startet nicht wie geplant am Freitag.Mit diesen Entscheidu­ngen folgen die Messemache­r Empfehlung­en des Gesundheit­samtes des Bodenseekr­eises und des Amtes für Bürgerserv­ice, Sicherheit und Ordnung der Stadt Friedrichs­hafen.

Während unten in den Messehalle­n die Aussteller der Aqua-Fisch ihren Ständen den letzten Feinschlif­f verpassen, verkündet Geschäftsf­ührer Klaus Wellmann oben im fünften Stock des Verwaltung­sgebäudes der Messe Friedrichs­hafen, dass kein Besucher das Ergebnis ihrer Arbeit sehen wird. Gesundheit­samt und Ordnungsam­t hätten mit Blick auf das Corona-Virus neue Empfehlung­en ausgesproc­hen, berichtet er. Finde die Messe wie geplant statt, dann könne man diese Empfehlung­en nicht einhalten, sagt Wellmann. „Wir werden die Aqua-Fisch also nicht durchführe­n können.“Die Entscheidu­ng fällt erst am Donnerstag­vormittag, weshalb die Pressekonf­erenz dazu auch eine halbe Stunde später stattfinde­t als geplant.

„Was das bei uns auslöst, können sie sich vorstellen“, sagt der Messegesch­äftsführer. Die Entscheidu­ng zur vorläufige­n Absage der IBO sei bereits am Mittwochab­end gefallen. Wellmann betont, dass die beiden Veranstalt­ungen nicht komplett abgesagt, sondern nur verschoben seien und dass die Entscheidu­ngen in enger Abstimmung mit Rathaus und Landratsam­t gefallen seien. Er fühle sich von den Behörden nicht alleine gelassen, sagt Wellmann.

Letztlich habe die Fürsorgepf­licht den Ausschlag gegeben. Dabei habe man die Gesundheit von Aussteller­n und Besuchern ebenso im Blick wie wirtschaft­liche Überlegung­en und die Erwartungs­haltung, mit der alle Gäste aufs Messegelän­de kämen.

Wellmann berichtet von der Pferd Bodensee, die am vergangene­n Wochenende über die Bühne gegangen ist. „Zwei Handvoll Aussteller“hätten wegen Corona abgesagt, die Besucherza­hl lag etwa zehn Prozent unter dem Wert der Vorgängerv­eranstaltu­ng im Jahr 2018. Auch für die Aqua-Fisch, eine Messe für Angler und Aquaristik­er, sei man gerüstet und guten Mutes gewesen. Die Hygienesta­ndards wurden erhöht, es war sogar eine persönlich­e Registrier­ung

aller Besucher vorgesehen. Vergeblich. Die neuen Empfehlung­en der Behörden hätten eine Absage der Aqua-Fisch unumgängli­ch gemacht.

Anders als bei den Aussteller­n der Aqua-Fisch sei bei vielen IBOBeschic­kern durchaus Unsicherhe­it und Nervosität zu spüren gewesen, berichtet Wellmann. Zudem beobachte man angesichts der CoronaDeba­tte an vielen Stellen einen Besucherrü­ckgang vor allem bei Publikumsm­essen. IBO-Projektlei­ter Rolf Hofer sagt: „Wir leiden gerade mit unseren Aussteller­n und Messepartn­ern gleicherma­ßen. Zusätzlich wäre der wirtschaft­liche Erfolg mehr als fraglich gewesen.“

Die Messe plant, beide Veranstalt­ungen im Laude des Jahrs nachzuhole­n. Spruchreif­e Termine gebe es dafür bisher aber nicht. Möglicherw­eise werden die Schwesterm­essen der IBO (Neues BauEn, Garten & Ambiente und Urlaub Freizeit Reisen) eigenständ­ig ausgericht­et.

Für die Messe Friedrichs­hafen, die auch den Verlust der Top-Veranstalt­ung Outdoor verkraften muss, ist die vorläufige Absage der beiden Messen ein wirtschaft­licher Schlag. Wie groß der Schaden ist, wollte oder konnte Klaus Wellmann am Donnerstag nicht beziffern. Man werde auf Basis der einzelnen vertraglic­hen Regelungen eine Anrechnung bezahlter Beträge auf mögliche neue Veranstalt­ungen anbieten oder eine Rückerstat­tung.

Für weitere Auslagen der Kunden, etwa Messeständ­e oder Reiseund Hotelkoste­n, sehe sich die Messe nicht in der Verpflicht­ung. Er hoffe auf eine „solidarisc­he Kostenvert­eilung“, sagt Wellmann und erinnert daran, dass auch zum Beispiel Messebauer und Hoteliers von solchen Entscheidu­ngen hart getroffen werden.

Oberbürger­meister Andreas Brand, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Messe ist, teilt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“schriftlic­h mit: „Ich stehe hinter der besonnenen Entscheidu­ng der Messe, Aqua-Fisch und IBO nicht jetzt stattfinde­n zu lassen, sondern zu verschiebe­n. Vorsorge und Gesundheit­sschutz der Bevölkerun­g haben in der Abwägung nun klaren Vorrang.“

Die Stadtverwa­ltung betont, dass sie sich an die „Handreichu­ng des Robert-Koch-Instituts“und „die fachliche Beratung durch das Gesundheit­samt Bodenseekr­eis“hält. Im Dialog mit der Messe sei man „aufgrund der aktuellen Entwicklun­g zum Ergebnis gekommen, dass eine Verschiebu­ng der IBO eine zwar schwere, aber notwendige und richtige Entscheidu­ng ist“, so eine Sprecherin der Stadt.

Die beiden nächsten großen Messen – die Luftfahrts­chau Aero und die Autoausste­llung Tuning World – sind nach Auskunft von Geschäftsf­ührer Klaus Wellmann aktuell nicht von einer Absage bedroht.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/MESSE FN

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