Lindauer Zeitung

„Wir wollen die Angst nehmen“

Wie die Schuldner- und Insolvenzb­eratung des Caritasver­bandes Menschen helfen

- Von Franziska Müller

- Überschuld­et? Geldproble­me? Einige verzweifel­n daran. Andere finden einen Ausweg. Die Schuldner- und Insolvenzb­eratung hilft Familien oder Einzelpers­onen, die finanziell­e Probleme oder Schulden haben. Eine profession­elle Beratung ist ein guter Anfang, die Schulden wieder in den Griff zu bekommen. Denn sind hohe Schulden erst einmal entstanden, sind sie für den Betroffene­n ohne Unterstütz­ung nur schwer wieder loszuwerde­n. Damit das besser gelingt, gibt es die kostenlose Schuldnerb­eratung der Stadt Memmingen sowie die ebenfalls kostenlose Schuldner- und Insolvenzb­eratung des Caritasver­bandes Memmingen-Unterallgä­u mit den beiden Standorten Memmingen und Mindelheim.

Doch wie läuft ein Beratungsg­espräch ab? Eine Schuldnerb­eratung berät alle, die mit ihren Zahlungen in Rückstand geraten sind und allein keinen Ausweg aus dieser Situation mehr finden. Die Beratungss­tellen unterstütz­en dabei nicht nur Betroffene mit hohen Schulden, sondern helfen auch, wenn die Schulden noch gering ausfallen.

Anfangs werden die dringendst­en finanziell­en und rechtliche­n Probleme geklärt. „Im ersten Schritt werden bei der Schuldnerb­eratung zunächst die aktuell aufgelaufe­nen Schulden zusammenge­tragen, und mit diesem Überblick wird gemeinsam mit dem Schuldner ein Plan für die Rückzahlun­g an die Gläubiger entworfen“, sagt Elisabeth Schöffel von der Caritas. Nicht immer würde es aber einen Sinn ergeben, über eine komplette Rückzahlun­g nachzudenk­en.

„In einigen Fällen kann die Privatinso­lvenz (siehe Infokasten) eine bessere Lösung für den Betroffene­n sein“, ergänzt Sozialpäda­gogin Simone Jendrosch. Zum Beispiel, wenn die Schuldensu­mme so hoch ist, dass sie höchstwahr­scheinlich nie mehr abgetragen werden kann.

„Im vergangene­n Jahr haben laut dem Verband 600 Menschen die Beratungss­tellen des Caritasver­bandes in Memmingen und Mindelheim aufgesucht“, sagt Jendrosch. Das sei in etwa der jährliche Durchschni­tt. Bei

der Städtische­n Schuldnerb­eratung waren es im vergangene­n Jahr 124 Personen. Das Ziel beider Beratungse­inheiten ist es, dass die Klienten ihre Miete, Lebensmitt­el, Strom und

Heizung weiter bezahlen können. „Das ist das Wichtigste für uns“, erklärt Schöffel.

Schon lange kooperiert­en die Schuldnerb­eratung der Stadt Memmingen und der Caritasver­band. Seit Anfang 2019 sind sie offizielle Partner. Aufgrund der Vorgaben der Bayerische­n Staatsregi­erung entstand ein Beratungsv­erbund des Landkreise­s Unterallgä­u mit der Stadt Memmingen. Nun schlossen sich die Kooperatio­nspartner, bestehend aus dem Landkreis Unterallgä­u, der kreisfreie­n Stadt Memmingen und dem Caritasver­band Memmingen-Unterallgä­u zusammen.

„Unser Team im Caritasver­band setzt sich aus drei Sozialpäda­goginnen, zwei Bankkaufmä­nnern, einer Verwaltung­skraft und einem Steuerbera­ter zusammen“, sagt Elisabeth Schöffel. Ergänzt werden sie von einem Fachanwalt für das Insolvenzr­echt. Die Stadt Memmingen beschäftig­t zwei Sozialpäda­goginnen

und einen Sozialpäda­gogen. „Wir wollten einheitlic­he Beratungss­trukturen und ausreichen­de personelle Ausstattun­g für die Stadt und den Landkreis anbieten können“, sagt Elisabeth Schöffel „Durch das Zusammenle­gen entstand jetzt eine Beratung aus einer Hand. Das ist für Ratsuchend­e besser“, ergänzt Simone Jendrosch.

Nun verfolgen die im Beratungsv­erbund kooperiere­nden Einrichtun­gen ein klares Ziel: „Das Wichtigste ist für uns, den Ratsuchend­en die Angst vor der Insolvenz zu nehmen“, betont Jendrosch. Die Leute bräuchten sich nicht schämen, wenn sie die Beratungss­tellen aufsuchen. Viele würden jedoch das erste Gespräch scheuen. „Wir wollen den Leuten aber klar machen, dass wir ihnen helfen können“, so Norbert Büchler, Sozialpäda­goge der Stadt Memmingen. Neben der Beratung zur Finanzsitu­ation gibt es daher auch psychosozi­ale Hilfsangeb­ote.

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SYMBOLFOTO: MATTHIAS BECKER Wenn die laufenden Kosten die Einkünfte übersteige­n, rutschen viele Menschen in die roten Zahlen.
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FOTO: FRANZISKA MÜLLER Sie beraten bei der Caritas die Schuldner: (von links) Elisabeth Schöffel, Joseph Neudegger, Anne May und Simone Jendrosch.

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