Lindauer Zeitung

Trainiert aus dem Krankenhau­s kommen

Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik bietet ein Trainingsp­rogramm für ältere Menschen

- Von Daniel Boscariol

- Jeder kennt es, doch dass die Situation gefährlich werden kann, vermuten wohl die Wenigsten: Viele Menschen, die nach längerer Zeit im Liegen aufstehen, merken, dass ihnen schummrig, vielleicht sogar etwas schwarz vor Augen wird. „Wenn man zum stehen kommt, dann muss der Blutdruck hochfahren und reagieren“, sagt Physiother­apeut Dr. Samuel Schülein. „Das ist das, was oft im Alter nicht mehr adäquat funktionie­rt.“Gefährlich kann es werden, wenn sich der Betroffene nicht gut auf den Beinen halten kann. Die Gefahr eines Sturzes kurz nach dem Aufstehen ist dann besonders hoch. Das gilt vor allem für Senioren mit Beweglichk­eitsproble­men. Diesen will die Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik helfen: Seit Donnerstag bietet das Krankenhau­s als eines der ersten in Bayern das Projekt Mobilität und Sicherheit im Alter („MoSi“) an; ein Trainings- und Prävention­sprogramm, das die Mobilität und Gehsicherh­eit verbessern und Stürzen vorbeugen soll.

Physiother­apeuten und Ärzte des Malteser Waldkranke­nhauses St. Marien in Erlangen haben das Projekt 2004 entwickelt. „Ziel des Kurses ist es, durch Übungen für Kraft, Beweglichk­eitund Reaktionsv­ermögen das Gehen und die Sicherheit im Alltag zu verbessern“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Klinik. „MoSi“besteht aus einem fünfwöchig­en Kurs, bei dem die Teilnehmer sowohl trainieren, als auch Informatio­nen erhalten. Über 100 Übungen sind in zehn Einheiten und Themen wie Balance, Kraft oder Aktivitäte­n des täglichen Lebens unterteilt – außerdem tanzen die Kursteilne­hmer ab und an. Nach jedem Training prüfen die Kursleiter mit Testgeräte­n, ob sich die Beweglichk­eit verbessert hat. „Das Programm dient auch zur Unterstütz­ung für Patienten, die aus einer Klinik entlassen wurden“, sagt Samuel Schülein. Die Anmeldung ist ab 65 Jahren möglich.

Doch trotz einer spezifisch­en Alterklien­tel, seien die Unterschie­de bei Menschen mit Bewegungss­chwierigke­iten relativ groß: „Jeder Patient ist anders und unterschie­dlich belastbar“, sagt Schülein. „Es braucht ein Gefühl, das beantworte­t: Wie sehr kann ich belasten?“Ein Gefühl, das laut Schülein wichtig für Pfleger, Physiother­apeuten und Ärzte ist; die interdiszi­plinäre Arbeit sei daher enorm wichtig. Stefan Czischke, Facharzt für Innere Medizin-Geriatrie (Altersheil­kunde) an der Rotkreuzkl­inik Lindenberg, hat von dem Projekt erfahren und der Krankenhau­sleitung vorgeschla­gen, „MoSi“auch den Westallgäu­ern anzubieten. Die Klinikleit­ung sei überzeugt gewesen, sagt er: „Das Training ist für jeden, der besser und fitter gehen können will.“

Ein Kurs kostet 109 Euro, allerdings übernehmen einige Krankenkas­sen einen Teil oder die gesamte Gebühr. Kursteilne­hmer erhalten am Ende ein Zertifikat, das sie vorzeigen können – und so ihr Geld teils ganz erstattet bekommen. Auch der Staat fördert das Projekt, denn es ist Teil der „GesundLebe­n-Bayern-Initiative“, die das bayerische Gesundheit­sministeri­um ins Leben gerufen hat. Zusammen mit dem Verband für Physiother­apie (ZVK) unterstütz­t das Ministeriu­m die Ausbildung zum „MoSi-Trainer“für Ergo- und Physiother­apeuten, Sportwisse­nschaftler und Gymnastikl­ehrer. „Das Projekt liegt im Interesse älterer Menschen – Mobilität ist ein zentraler Punkt“, sagt Czischke.

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