Werksschließung: Frist für Voith in Sonthofen verschoben
500 Beschäftigte bangen weiter – Konzernchefs brauchen Zeit, um Alternativkonzept zu prüfen
- Die Frist ist verstrichen, doch noch immer gibt es keine neue Aussage des Voith-Konzerns zur Zukunft des Werkes in Sonthofen mit seinen 500 Beschäftigten. Eigentlich soll das Traditionswerk heuer geschlossen werden. Bis zum Wochenende wollte die Geschäftsführung nun ein Alternativkonzept prüfen, das Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft mithilfe externer Berater vorgelegt haben. Dieses zielt unter anderem auf den Erhalt des Sonthofer Werkes ab.
Die IG Metall hatte zuvor erklärt, nur noch bis 29. Februar abzuwarten, dann aber in die Sozialtarif-Verhandlungen einzusteigen und gegebenenfalls Arbeitskampf-Maßnahmen zu starten. Nun baten die Voith-Chefs um Verlängerung der Prüfzeit bis Freitag. „Wir glauben an das Alternativkonzept“, betont Carlos Gil, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu. Es „denke“für die ganze Turbo-Sparte,
habe also Vorteile für Voith über den Standort Sonthofen hinaus. Dass die Konzern-Spitze das Konzept bis jetzt nicht abgelehnt hat, will Gil deshalb durchaus als ein gutes Zeichen werten. Es zeige, dass die Geschäftsführung das Konzept ernsthaft prüfe, statt einfach nur Nein zu sagen. Dass das etwas länger braucht, zeichnete sich laut Gil bereits am Wochenende ab. Bei einer Betriebsversammlung baten die Chefs jetzt sozusagen offiziell um Verlängerung. Sie bekräftigten dabei auch, dass für sie ein Verkauf der Sonthofer Produktion an Dritte nicht infrage komme.
Bei den Sonthofer Mitarbeitern habe die Verzögerung für große Unruhe gesorgt, berichtet Gil von der Versammlung. Doch letztlich habe die Mannschaft die Frist bis Freitag verlängert. Es sei keine einfache Entscheidung gewesen, noch mehr Zeit einzuräumen, weil bei vielen Beschäftigten die Nerven längst blank lägen. Sie wollen endlich wissen, wie es nun wirklich weitergeht. Gil: „Am
Freitag wird definitiv die Entscheidung getroffen.“
Die eingehende, ergebnisoffene Prüfung des Konzepts habe „absolute Priorität“, bekräftigt Susanne Speiser als Sprecherin des Voith-Konzerns. Sie begründet die Verzögerung damit, dass der Betriebsrat bei einem Gespräch zwischen Arbeitgeberseite und Arbeitnehmervertretern einige zusätzliche Details präsentiert habe, „die nun ebenfalls mit der gebotenen Sorgfalt geprüft und bewertet werden“. Laut Speiser bleibt es bei dem übergeordneten Ziel, nach Abwägung aller Argumente möglichst rasch zu einer Einigung zu kommen, die den Kollegen an den betroffenen Standorten zeitnah Planungssicherheit gibt.
Birgit Dolde, Betriebsvorsitzende in Sonthofen, spricht nicht von zusätzlichen, sondern von „vertieften Details“, um die es im Gespräch gegangen sei. Die Verzögerung bis Freitag sieht sie zwiegespalten: Da ist einerseits weiter die Hoffnung auf eine umfassende Prüfung des Alternativkonzepts mit gutem Ausgang. Andererseits weiß Dolde um die große Belastung ihrer Kollegen in Sonthofen. Die Menschen hingen in der Luft und wollten endlich wissen, was Sache ist. Deshalb soll es nun noch direkt am Freitag die nächste Betriebsversammlung in Sonthofen geben. Da die Konzernspitze bisher keine Uhrzeit benannt hat, bis zu der sie entscheidet, sei die Versammlung derzeit für 23.30 Uhr nachts angedacht, erklärt Dolde. Es gebe Kollegen, die wollten definitiv kein weiteres Wochenende voller Ungewissheit.
„Am Freitag wird definitiv die Entscheidung getroffen.“
Carlos Gil