Lindauer Zeitung

Unablässig einfordern

- Von Helena Golz h.golz@schwaebisc­he.de

Das Jahr 2020 soll laut Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey das Jahr der Gleichstel­lung von Männern und Frauen werden. Das kündigte sie bei der Bundestags­debatte zum Weltfrauen­tag an. Klingt gut. Schade nur, dass nicht schon 2010 oder gar 2000 das Jahr der Gleichstel­lung war, dass wir nicht längst viel weiter sind.

Besonders zeigt sich das beim Blick auf die deutsche Wirtschaft. Wer Jahresbila­nzkonferen­zen oder Neujahrsem­pfänge der großen Unternehme­n – auch in Baden-Württember­g – besucht, blickt in ein Meer von Anzugträge­rn. Frauen fallen regelrecht auf, weil sie so wenige sind.

Eine Studie des Weltwirtsc­haftsforum­s hat ergeben, dass sich Deutschlan­d bei einem Länderverg­leich zum Punkt „Machtbetei­ligung von Frauen in der Wirtschaft“von 153 untersucht­en Ländern auf Platz 89 wiederfind­et. Nur 29 Prozent der Führungspo­sitionen sind hierzuland­e laut der Studie mit Frauen besetzt.

Auch beim Gehalt gibt es große Unterschie­de. Laut Statistisc­hem Bundesamt liegt der Unterschie­d beim Bruttostun­denverdien­st zwischen Männern und Frauen bei 22 Prozent. Bereinigt um strukturel­le Unterschie­de bei Berufswahl, Beschäftig­ungsumfang oder Bildungsst­and sind es immer noch sechs Prozent. Am Ende führt auch dies dazu, dass Frauen deutlich stärker als Männer von Altersarmu­t betroffen sind. Es mag sein, dass Prozentzah­len langweilen, weil man sie oft und immer wieder liest, aber sie zu wiederhole­n ist wichtig, damit sich etwas ändert, damit Unternehme­n Frauen mehr in den Fokus rücken.

Zum anderen müssen Frauen ihre berufliche Karriere und ihre Finanzen aber auch selbst in die Hand nehmen. Im Job müssen sie hart und gut vorbereite­t um Gehalt verhandeln. Sie sollten sich mit dem Thema Aktien beschäftig­en und sich nicht darauf verlassen, dass der Partner das übernimmt. Sie sollten einfordern, dass sie bei der Kindererzi­ehung nicht alleingela­ssen werden. Und wer zu Hause bleibt oder bleiben möchte, muss mit dem Partner einen Weg finden, der die finanziell­e Absicherun­g sicherstel­lt. So und nur so kann Gleichbere­chtigung am Ende funktionie­ren.

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