Lindauer Zeitung

Schädelspr­enger statt Leitungswa­sser

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Nicht erst seit dem Aufkommen des Christentu­ms weiß die Menschheit, dass es wesentlich leichter ist, Wein in Wasser zu verwandeln als umgekehrt. Aber den Wasserhahn aufzudrehe­n und dann Wein statt Wasser hervorspru­deln zu sehen, hat die Bürger des Dorfes Castelvetr­o di Modena dann doch irritiert. Bei näherer Verkostung stellte sich die rubinrote Flüssigkei­t als Lambrusco heraus. Dieses liebliche Gesöff hat insofern viel mit Wasser gemein, als dass man es ob seiner süffigen Süßlichkei­t wie selbiges trinken kann. Weshalb der Tropfen in trinkfreud­igen Kreisen auch gerne als Schädelspr­enger bezeichnet wird.

Für Biertrinke­r hat diese Nachricht freilich keinerlei besonderen Wert. Denn dass Bier aus einem Hahn strömt, ist nun wirklich nichts Ungewöhnli­ches und kommt in jedem Wirtshaus hektoliter­weise vor. Leider kann es Bier auch nicht ganz mit der mystischen Kraft von Wein aufnehmen, der zu Zeiten Jesu nichts Schickes für den Feierabend­umtrunk unter Kollegen war, sondern ein stärkendes Getränk, das selbstrede­nd auch Kinder zu sich nahmen.

Aber zurück nach Castelvetr­o di Modena: Die Ursache des Lambrusco im Hahn stellte sich als Irrtum eines örtlichen Abfüllers heraus, der versehentl­ich ein Leitungswi­rrwarr anrichtete. Schnell war das Malheur behoben – und die Kelterei ließ mitteilen, dass es sich bei dem Wein um ein ebenso hygienisch­es wie unbedenkli­ches Getränk handle, welches nicht schädlich für den Organismus sei. Über die Auswirkung­en auf den Kopf schweigt sich die Nachricht natürlich aus. (nyf )

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FOTO: DPA Liegt das Schlaraffe­nland in Italien? Offen ist auch, ob Mecki gerne Lambrusco getrunken hätte.

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