Wo sind die Grenzen der Nächstenliebe?
Zu „Union fürchtet den ‚Fehler von 2015‘. CDU und CSU lehnen die Aufnahme neuer Flüchtlinge ab“(4.3.): Alexander Dobrindt (CSU) fordert, den neuen Flüchtlingen keine Hoffnung auf Asyl in Deutschland zu machen. Vielmehr solle die EU ihre Außengrenzen schützen. „Und Außengrenzen zu schützen heißt auch, sie zu verteidigen.“Doch wie genau geht für Dobrindt die Verteidigung einer Grenze über ihren bloßen Schutz hinaus? Man erinnere sich: Frauke Petry und Beatrix von Storch schlossen 2015 den Waffeneinsatz an den Grenzen nicht aus und wurden dafür auch von der Union heftig getadelt. Ist diese nun doch auf dem Weg Richtung AfD? Dieser Eindruck könnte sich verstärken, wenn man weiterhin liest: „CDUMann Grosse-Brömer sieht keine moralische Verpflichtung, Notleidende aufzunehmen: ‚Wir haben in Deutschland keinen Nachholbedarf an Humanität‘, sagt er.“Und wie können die beiden „C“-Parteien den in den Evangelien überlieferten Grundsätzen der Bergpredigt Jesu so kaltschnäuzig eine Abfuhr erteilen, ohne von unseren Kirchen zumindest wegen des „C“Missbrauchs ernstlich gerügt zu werden? Ist nicht die Nächstenliebe – sinnvoll verstanden etwa als mein Bemühen, das Wohl meiner Mitmenschen genauso im Auge zu haben wie mein eigenes – der Kern eines christlichen Lebens im Alltag?
Prof. Dr. Hans-Ulrich Hoche, Friedrichshafen
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