Fusionskarussell bei den Volksbanken dreht sich weiter
Sparer bringen mehr Geld zu Volks- und Raiffeisenbanken – In der Breite keine Minuszinsen
- Das Fusionskarussell unter den Volks- und Raiffeisenbanken nimmt wieder an Fahrt auf. Nachdem die Zahl der genossenschaftlichen Institute in BadenWürttemberg 2018 durch drei Zusammenschlüsse auf 168 gesunken ist, stehen für das laufende Jahr weitere sieben Fusionen an. Darunter befindet sich auch die geplante Übernahme der Raiffeisenbank Erlenmoos eG durch die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal eG. „Die Motive für Fusionen sind sehr unterschiedlich“, sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), Roman Glaser, in Stuttgart. Ein eindeutiger Trend aber sei hier nicht zu erkennen.
Das Geschäft der Genossenschaftsbanken im Land war 2019 von einer starken Kreditnachfrage sowohl von Firmen als auch Privatpersonen geprägt. Dabei profitierten die Institute insbesondere von der starken Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen, die wesentlich dazu beitrugen, die Kredite an Privatkunden um 5,7 Prozent auf 61,7 Milliarden Euro in die Höhe zu treiben. Mit einem Plus von sieben Prozent auf 44,4 Milliarden Euro legten die Firmenkredite noch stärker zu, worin sich die gute Konjunktur widerspiegelt.
Bei den Kundeneinlagen gab es trotz der anhaltend niedrigen Zinsen einen Zuwachs von 5,9 Prozent auf 133,1 Milliarden Euro. Dabei fällt insbesondere der kräftige Anstieg der täglich fälligen Kundeneinlagen um 9,1 Prozent auf 89,1 Milliarden Euro auf. Glaser begründete diese Entwicklung mit der Neigung der Kunden, „eine eiserne Reserve“halten zu wollen, ohne ein Risiko eingehen zu müssen. Mit Blick auf die Debatte über Minuszinsen sagte er, die Mitgliedsinstitute würden hierüber autonom entscheiden. So beobachte der Verband, dass in einigen Fällen größere gewerbliche Einlagen oder hohe Summen von Privatanlegern verschiedentlich mit Negativzinsen belastet würden. „Aber in der Breite fallen keine Minuszinsen an“, so Glaser.
Der aggregierte Zinsüberschuss der Mitgliedsbanken, der als wichtigste Ertragsquelle gilt, ging zwar um insgesamt 1,2 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro zurück. Dies konnten die Genossenschaftsbanken aber durch einen Zuwachs beim Provisionsüberschuss, in den unter anderem Kontoführungsgebühren einfließen, sogar leicht überkompensieren. Dennoch betonte Glaser, dass sich die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank weiter in die Gewinn- und Verlustrechnungen der Institute „hineinbrenne“.
Ungeachtet der schwierigen Phase der Automobilindustrie konnten die Genossenschaftsbanken im Land Risikopositionen auflösen, was sich in einem Plus des Betriebsergebnisses nach Risiko von 26 Prozent auf 880 Millionen Euro widerspiegelt. „Darin erkennt man auch, wie breit die Firmenkredite unserer Mitgliedsbanken gestreut sind“, sagte Glaser, der für das laufende Jahr eine ähnliche Ergebnisentwicklung wie 2019 erwartet – sofern man dies angesichts externer Risiken wie Corona, Brexit oder Zollbeschränkungen voraussagen könne. Das Dividendenniveau der 3,78 Millionen Genossen verortete Glaser grob „zwischen drei und vier Prozent“.