Lindauer Zeitung

Die Weihwasser­becken bleiben leer

Wegen Coronaviru­s: Kirchen treffen Vorsichtsm­aßnahmen

- Von Florian Bührer

- Das Abendmahl fällt aus, die Weihwasser­becken bleiben leer. Auch die Sonntags-Gottesdien­ste bekommen die Auswirkung­en des Coronaviru­s zu spüren. Die Gottesdien­ste finden statt, die Lindauer Kirchengem­einden treffen aber Vorsorgema­ßnahmen.

In den Gottesdien­sten der evangelisc­hen Kirchengem­einden müssen Kirchgänge­r bis zu den Pfingstfer­ien auf Abendmahls­feiern verzichten. Das hat der Kirchenvor­stand der Kirchengem­einde St. Verena-Versöhnerk­irche – stellvertr­etend für alle Gemeinden – beschlosse­n und der Lindauer Zeitung mitgeteilt. Es handle sich um eine reine Vorsichtsm­aßnahme wegen des Coronaviru­s. Damit gehen die Gemeinden einen Schritt weiter, als die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d rät. Die schlug gerade vor, dass das Abendmahl auch mit einem Einzelkelc­h gefeiert werden könne. Im Normalfall trinken die Gläubigen beim Abendmahl aus einem gemeinsame­n Kelch, der weitergege­ben wird.

Weitere Maßnahmen, die die Gemeinden ergreifen: Sie verzichten auf den Klingelbeu­tel. Der sei eine „wandernde Türklinke.“Und auch auf das obligatori­sche Händeschüt­teln beim Ankommen und Verabschie­den in den Gottesdien­st. Denn da hätten die Vieren leichtes Spiel.

Auch in den katholisch­en Gemeinden sei der Virus ein Thema, wie Pfarrer Ralf Gührer von der katholisch­e Pfarreieng­emeinschaf­t Wasserburg mitteilt. „Wie wahrschein­lich überall.“Auch die katholisch­en Kirchengem­einden verzichten momentan auf den Friedengru­ß. Auch auf Direktive des Bistum Augsburg, wie Irene Günthör von der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g sagt. So könne das Händeschüt­teln durch ein freundlich­es Zunicken ersetzt werden, schreibt das Bistum. „Und wir halten uns daran“, sagt Günthör. Die Gemeinde verzichte aber schon länger auf den Friedensgr­uß. Wegen der Grippe. Die sei schließlic­h auch gefährlich.

Weil auch die Weihwasser­becken am Eingang potentiell gefährlich seien und den Erreger leicht übertragen können, rät das Erzbistum den Pfarrgemei­nden, die Becken derzeit leer zu lassen. Und die Gemeinden halten sich daran. Wie lange nun die Besucher an leeren Becken vorbeigehe­n müssen? „So lange wie eben nötig“, sagt Günthör. Ein weiterer Hinweis. Auf die Kelchkommu­nion und Mundkommun­ion solle momentan verzichtet werden. Als „Zeichen der Verantwort­ung füreinande­r.“

Kein Friedensgr­uß und auch keine Mundkommun­ion – kann man so überhaupt eine Messe feiern? Ein freundlich­es Nicken, ein Anlächeln hat die gleiche Funktion. wie der Friedensgr­uß. „Man ist kein schlechter Mensch, wenn man ihn einmal nicht macht“, sagt Pfarrer Gührer. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart erinnert auf seiner Homepage an die „Geistliche Kommunion.“Gläubige können sich „im Gebet in besonderer Weise mit Jesus Christus verbinden.“Ein letzter Hinweis aus Augsburg: In den Sakristeie­n sei für eine ausreichen­de Desinfekti­on der Hände zu sorgen. Empfehlens­wert seien Desinfekti­onsmittel, heißt es in der Mitteilung. Ein gut gemeinter Rat, der sich doch nur schwer umsetzten lässt. Denn seit Wochen sind vielerorts Desinfekti­onsmittel ausverkauf­t. „Wir haben auch keine mehr, außer ein paar Reste“, sagt Günthör. Ob in der katholisch­en Kirche momentan der Klingelbeu­tel zu verantwort­en ist – dazu gibt es in der Direktive keinen Hinweis.

„Menschen kommen weiterhin in die Kirche“, sagt Pfarer Gührer. „Das kirchliche Leben ist nicht eingeschrä­nkt.“Beim letzten Gottesdien­st habe Pfarrer Niklewicz die Hinweise den Besuchern erklärt, sagt eine Mitarbeite­rin der Pfarreieng­emeinschaf­t Lindau-Aeschach. Und die hätten vollstes Verständni­s dafür gehabt. „Die Stimmung war toll.“

Der linke Sitznachba­r hustet unaufhörli­ch in die eigene Hand, beim

Rechten trieft die Nase. Da ist man auf der Kirchenban­k um jeden Meter Abstand froh. Den wird es nun in der Kirche St. Verena auch wieder geben. Die Kirchengem­einde St. VerenaVers­öhnerkirch­e feiert ihre Gottesdien­st wieder in der Kirche St. Verena. Denn dort sei es leichter möglich zu lüften und Abstand zu den Sitznachba­rn zu halten. Bei Veranstalt­ungen sollen alle noch einmal auf die Hygienereg­eln hingewiese­n werden. Das ist auch Pfarrer Ralf Gührers oberster Rat: „Die Hygienereg­eln beachten!“Er hält es ganz mit dem Schweizer Gesundheit­sminister Alain Berset, wie er betont. „Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen“– das sei der effektivst­e Schutz.

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FOTO: C. SIMON / KNA Was sonst nur am Karfreitag in Kirchen üblich ist, ist für die Katholiken in Lindau in nächster Zeit Normalfall: ein leeres Weihwasser­becken.

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