Die Weihwasserbecken bleiben leer
Wegen Coronavirus: Kirchen treffen Vorsichtsmaßnahmen
- Das Abendmahl fällt aus, die Weihwasserbecken bleiben leer. Auch die Sonntags-Gottesdienste bekommen die Auswirkungen des Coronavirus zu spüren. Die Gottesdienste finden statt, die Lindauer Kirchengemeinden treffen aber Vorsorgemaßnahmen.
In den Gottesdiensten der evangelischen Kirchengemeinden müssen Kirchgänger bis zu den Pfingstferien auf Abendmahlsfeiern verzichten. Das hat der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Verena-Versöhnerkirche – stellvertretend für alle Gemeinden – beschlossen und der Lindauer Zeitung mitgeteilt. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme wegen des Coronavirus. Damit gehen die Gemeinden einen Schritt weiter, als die Evangelische Kirche in Deutschland rät. Die schlug gerade vor, dass das Abendmahl auch mit einem Einzelkelch gefeiert werden könne. Im Normalfall trinken die Gläubigen beim Abendmahl aus einem gemeinsamen Kelch, der weitergegeben wird.
Weitere Maßnahmen, die die Gemeinden ergreifen: Sie verzichten auf den Klingelbeutel. Der sei eine „wandernde Türklinke.“Und auch auf das obligatorische Händeschütteln beim Ankommen und Verabschieden in den Gottesdienst. Denn da hätten die Vieren leichtes Spiel.
Auch in den katholischen Gemeinden sei der Virus ein Thema, wie Pfarrer Ralf Gührer von der katholische Pfarreiengemeinschaft Wasserburg mitteilt. „Wie wahrscheinlich überall.“Auch die katholischen Kirchengemeinden verzichten momentan auf den Friedengruß. Auch auf Direktive des Bistum Augsburg, wie Irene Günthör von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Weißensberg sagt. So könne das Händeschütteln durch ein freundliches Zunicken ersetzt werden, schreibt das Bistum. „Und wir halten uns daran“, sagt Günthör. Die Gemeinde verzichte aber schon länger auf den Friedensgruß. Wegen der Grippe. Die sei schließlich auch gefährlich.
Weil auch die Weihwasserbecken am Eingang potentiell gefährlich seien und den Erreger leicht übertragen können, rät das Erzbistum den Pfarrgemeinden, die Becken derzeit leer zu lassen. Und die Gemeinden halten sich daran. Wie lange nun die Besucher an leeren Becken vorbeigehen müssen? „So lange wie eben nötig“, sagt Günthör. Ein weiterer Hinweis. Auf die Kelchkommunion und Mundkommunion solle momentan verzichtet werden. Als „Zeichen der Verantwortung füreinander.“
Kein Friedensgruß und auch keine Mundkommunion – kann man so überhaupt eine Messe feiern? Ein freundliches Nicken, ein Anlächeln hat die gleiche Funktion. wie der Friedensgruß. „Man ist kein schlechter Mensch, wenn man ihn einmal nicht macht“, sagt Pfarrer Gührer. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart erinnert auf seiner Homepage an die „Geistliche Kommunion.“Gläubige können sich „im Gebet in besonderer Weise mit Jesus Christus verbinden.“Ein letzter Hinweis aus Augsburg: In den Sakristeien sei für eine ausreichende Desinfektion der Hände zu sorgen. Empfehlenswert seien Desinfektionsmittel, heißt es in der Mitteilung. Ein gut gemeinter Rat, der sich doch nur schwer umsetzten lässt. Denn seit Wochen sind vielerorts Desinfektionsmittel ausverkauft. „Wir haben auch keine mehr, außer ein paar Reste“, sagt Günthör. Ob in der katholischen Kirche momentan der Klingelbeutel zu verantworten ist – dazu gibt es in der Direktive keinen Hinweis.
„Menschen kommen weiterhin in die Kirche“, sagt Pfarer Gührer. „Das kirchliche Leben ist nicht eingeschränkt.“Beim letzten Gottesdienst habe Pfarrer Niklewicz die Hinweise den Besuchern erklärt, sagt eine Mitarbeiterin der Pfarreiengemeinschaft Lindau-Aeschach. Und die hätten vollstes Verständnis dafür gehabt. „Die Stimmung war toll.“
Der linke Sitznachbar hustet unaufhörlich in die eigene Hand, beim
Rechten trieft die Nase. Da ist man auf der Kirchenbank um jeden Meter Abstand froh. Den wird es nun in der Kirche St. Verena auch wieder geben. Die Kirchengemeinde St. VerenaVersöhnerkirche feiert ihre Gottesdienst wieder in der Kirche St. Verena. Denn dort sei es leichter möglich zu lüften und Abstand zu den Sitznachbarn zu halten. Bei Veranstaltungen sollen alle noch einmal auf die Hygieneregeln hingewiesen werden. Das ist auch Pfarrer Ralf Gührers oberster Rat: „Die Hygieneregeln beachten!“Er hält es ganz mit dem Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset, wie er betont. „Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen“– das sei der effektivste Schutz.