Wasserburger Kandidaten sind sich einig
So lief die Podiumsdiskussion zwischen Harald Voigt und Regina Hunschock
- Eigentlich sind Regina Hunschock und Harald Voigt Konkurrenten im Rennen um das Bürgermeisteramt im Wasserburg. Bei der Podiumsdiskussion mit Moderatorin Julia Baumann zeigten sich beide jedoch in vielen Themenbereichen einig.
Ursprünglich sollte die Diskussion in der Sumserhalle in Wasserburg vor Publikum veranstaltet werden. Dies wurde jedoch aufgrund des Coronavirus abgesagt und die Veranstaltung daher live ins Internet übertragen.
Auch wenn die zwei Kandidaten in vielen Punkten übereinstimmten, hatte Regina Hunschock dennoch einige Überraschungsmomente in petto. Das begann bei der persönlichen Vorstellung der Kandidaten, bei der Hunschock so viel Einblick in ihr Privatleben gab wie selten zuvor. Denn eigentlich redet die 58-Jährige nicht gerne über sich selbst. „Weil mich so viele Leute danach fragen, dennoch ein paar Worte hierzu“, sagte Hunschock vor den Kameras und erzählte von ihrer langjährigen Beziehung zu einem Lindauer und ihrem Ziehsohn Moritz, der in Berlin studiert.
Dass sie sich nun für das Amt des Bürgermeisters in Wasserburg beworben habe, bezeichnete sie als logischen Schritt in ihrer Karriere. „Ich fühle sogar ganz deutlich, dass das der nächste Schritt sein muss.“
Auch Harald Voigt sieht die Bewerbung als den nächsten Schritt, um seine Verbindungen und Erfahrungen in Politik und öffentlichem Dienst gewinnbringend in Wasserburg einzusetzen. Er nutzte die Fragerunde auch, um mit Gerüchten über seinen Wohnsitz aufzuräumen: „Ich baue gerade kein Haus in Oberstaufen.“Voigt wohnt dort aktuell mit Frau und Kind. Langfristig würde er schon nach Wasserburg ziehen. „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, kann ich das gerne tun.“Aber auch er müsse das erst einmal finanziell stemmen. Schnell kam das Gespräch auf die altbekannten Wasserburger Probleme rund um die Seekrone zu sprechen. „Die Skandalträchtigkeit von Wasserburg erlebe ich so überhaupt nicht mehr“, gab Hunschock bekannt, die aus ihrer Zeit als Quartiersmanagerin in Gahmen in Nordrhein-Westfalen sowieso ganz andere Maßstäbe gewohnt sei. „Dort hatte ich drei Tötungsdelikte, da ist Wasserburg nichts dagegen.“Wobei das Bürgermeisteramt im Vergleich zum Quartiersmanager schon Bundesliga sei.
Außerdem, da waren sich Hunschock und Voigt sofort einig, sehe es um den Wasserburger Hauhalt gar nicht so schlecht aus, wie allgemein angenommen. „Vermögenswerte und Ressourcen eingerechnet ist Wasserburg jetzt schon schuldenfrei“, so Hunschock. Es werde keine Diskussionen mehr mit dem Landratsamt geben, betonte Voigt. „Die Stabilität ist jetzt schon da.“
Einen weiteren Schulterschluss praktizierten beide Kandidaten auf die Frage von Moderatorin Baumann, ob sie das Gutachten zum Thema Seekrone öffentlich machen würden. „Nachdem alle nichtöffentlichen Belange aus der Welt geschafft wurden, hat der Bürger das Recht das zu erfahren“, sagte Voigt. Insgesamt wollen sich beide Kandidaten für mehr Transparenz der Verwaltung einsetzen. Bereits jetzt sind die Sitzungsunterlagen des Gemeinderats im Internet einsehbar, wie Hunschock
bemerkte.
Auch bei den Zuschauerfragen stimmten Hunschock und Voigt häufig überein. So befanden sie die Zahl an Touristen in Wasserburg als „genau richtig“.
Dann war es Zeit für einen weiteren Überraschungsmoment von Hunschock. Um ihre Ideen zur Lösung der Wohnungsproblematik der Wasserburger zu erklären, hatte sie ein Legomodell mitgebracht. Ihre Idee: Ältere Menschen in größeren Häusern könnten wieder in Wohnungen ziehen, die jüngere Menschen auf dem Sprung in ein familiengerechtes Heim gerade verlassen. Dieser Kreislauf funktioniere schon in anderen Gebieten in Deutschland. Auch genossenschaftliches Wohnen könne eine Lösung sein.
Voigt hingegegen zeigte sich überzeugt, dass der neue Flächenplan das Problem regeln werde. Wichtig sei ihm, dass der dörfliche Charakter von Wasserburg erhalten bleibe und es keine neuen Zweitwohnungen gäbe. „Der Gemeinderat wird sich mit einer Verbotssatzung wie in Nonnenhorn beschäftigen müssen.“
Auch den Rest des Abends war keine Uneinigkeit der Kandidaten zu erkennen. Ab und zu ergänzten sie sich. Sanierung der Halbinsel? Sei in den nächsten zwei Jahren nicht drin. „Dafür sei dann aber genug Zeit da, die Bürger zu befragen“, so Hunschock. Ans Unterirdische, wie die Kanalisation, müsse aber genauso gedacht werden, fügte Voigt hinzu.
Am Ende blieb es den Kandidaten selbst überlassen noch einmal zu betonen, warum sich die Wasserburger für sie entscheiden sollten.
„Ich möchte Bürgermeister für Wasserburg sein, um Ruhe in die Gemeinde zu bringen“, betonte Voigt, der ein Klima des Gemeinsinns, der Transparenz und der Offenheit fördern möchte.
Hunschock setzte zum Schluss doch noch einmal mit einem Seitenhieb zur Attacke an mit den Worten: „Ich bin die bessere Bürgermeisterin, weil ich schon da bin.“
Sie werde in der Gemeinde wohnen und auch am Samstagmorgen aufs Fahrrad steigen, wenn die Bürger sie bräuchten.
Den Abschluss bildete ihre letzte Überraschung, die dann auch für den ersten richtigen Zwist zwischen ihr und Voigt sorgte. Zur allgemeinen Verwunderung demonstrierte sie ihre Führungsfähigkeiten mittels einer Lachyoga-Übung, wobei sie einen lustigen Anruf vorspielte.
Voigt bezweifelte, dass solche Fähigkeiten in Wasserburg notwendig seien, da man die dortigen Bürger sicher nicht zum Lachen gezwungen werden müssten. „Das geht auch ohne Yoga-Übung.“