Lindauer Zeitung

Kurator: Beim Coronaviru­s hilft das ganze Versicheru­ngspaket

Markus Hofer über das Wirken der Heiligen gestern und heute - Theologe ist Mitkurator der Ausstellun­g „Die 14 Nothelfer“

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(lz) - Hungersnöt­e, Krankheite­n und Kriege: In früheren Zeiten haben die Menschen Hilfe von den 14 Nothelfern erbeten. Über das Wirken der Heiligen gestern und heute erzählt der Leiter der Fachstelle Glaubensäs­thetik der Diözese Feldkirch, Markus Hofer, am Donnerstag in einem Interview der Katholisch­en Nachrichte­n-Agentur (KNA) im österreich­ischen Bregenz. Der Theologe ist Mitkurator der Ausstellun­g „Die 14 Nothelfer. Das himmlische Versicheru­ngspaket“. Sie ist ab Samstag und bis zum 24. Mai im Bregenzer Vorarlberg Museum zu sehen.

Herr Hofer, welcher Nothelfer kümmert sich um das Coronaviru­s?

Schwer zu sagen. Da es etwas Neues ist, kann man nicht wissen, wer hilft. Ich rate zur Bündelvers­icherung, also zu einem Gebet zu allen 14. Der Richtige ist dann sicher mit dabei.

Warum sind es genau 14 NothelferH­eilige?

Hier gibt es verschiede­ne Theorien. Weil die 14 Kreuzwegst­ationen später entstanden sind, ist der Vergleich zu ihnen Unsinn, ebenso wie zweimal die heilige Sieben. Heiliger als heilig gibt es nicht. Ich meine, zwölf ist die höchste Zahl, die man sich merken kann, und auch eine heilige Zahl — siehe die zwölf Apostel. Da die 13 als Unglücksza­hl gilt, nahm man die 14. Das bedeutet symbolisch einen ganzen Haufen.

Warum wurden früher die Nothelfer angerufen?

Im Mittelalte­r war es erstmal sicherer, sich an sie zu wenden als an medizinisc­hes Personal wie Bader.

Nicht nur wegen der hygienisch­en Bedingunge­n. Die Medizin wusste damals einfach zu wenig. Auch waren die Nothelfer-Legenden mit ihren Helden und einer Portion Nervenkitz­el sicher sehr anziehend. Heute geht man dafür ins Kino.

Wer wurde gerne um Hilfe gebeten?

Die bekanntest­en sind die drei Madln — Katharina, Margareta und Barbara. Die wurden von Frauen für Frauensach­en um Hilfe gebeten. Vor allem Schwangere wandten sich an Margareta. Sie hatte den Drachen bezwungen, also wird sie das mit dem Kind auch schaffen! Bei den Männern standen Georg, Christopho­rus und Blasius hoch im Kurs.

Wie sieht die heutige Praxis aus?

Extrem ausgedünnt. Viele wissen gar nicht, dass es sie gibt. Aber der Christopho­rus klebt weiter als Plakette in Autos, die Kundenzeit­ung von Porsche heißt so und Christoph die Rettungshu­bschrauber des ADAC. Den Drachentöt­er Georg, ehemals für die Kreuzfahre­r zuständig, gibt es heute noch in der englischen Flagge, in den Wappen von Mailand, Freiburg und beim Fußballclu­b

FC Barcelona. Und nicht zu vergessen die Barbara: Nach einem Tunnelansc­hlag wird bis heute dort eine Statue von ihr als der Heiligen der Bergleute angebracht. Bekannt ist auch noch Antonius von Padua — obwohl er nicht zu den 14 Nothelfern gehört. Bei uns in der Pfarrkirch­e in Ludesch hat ein Maler ihn auf einem Bild einfach als 15. dazu gemalt. Es ist eben kein Dogma.

Gibt es denn Alternativ­en für die nicht mehr im Einsatz befindlich­en himmlische­n Helfer?

Ja, der Rettungsdi­enst, die Feuerwehr, Ärzte und viele mehr. Hinzu kommt der sekundäre Gesundheit­smarkt bis hin zur Esoterik. Aber das alles ist auf keinen Fall rationaler als die 14 Nothelfer. Konstant ist, dass der Umgang mit Sterben und Tod eine Herausford­erung darstellt. Auch bei Ängsten, Depression­en und Burnout sind wir wahnsinnig hilflos.

1969 wurde der Heiligenka­lender der katholisch­en Kirche neu geordnet — und Gedenktage von Nothelfern wie Christopho­rus und Barbara fielen zunächst heraus.

Und waren schnell wieder drin, manche schon 1972! Rationale Theologen kamen nicht gegen die Volksrelig­iosität an. Die war stärker. Glaube heißt ja nicht, etwas für wahr halten, sondern sich nach etwas ausrichten. Ob die Figuren historisch verbrieft sind, fragt nur der moderne Mensch. Geschichte­n sind enorm wichtig, man sucht sich eine aus, die einem zusagt. Die Anrufung der Nothelfer ist eine Lebensform.

Welchen empfehlen Sie als Allheilmit­tel?

Den einen gibt es nicht. Am besten — wie beim Coronaviru­s - hilft das Versicheru­ngspaket. Wenn ich aber speziell eine starke Schulter brauche, wäre Achatius ein guter Tipp. Die Nothelfer können heute genauso helfen wie früher, aber man muss es leben. Heilen tut der Glaube.

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FOTO: VERANSTALT­ER Die Heilige Margareta und die 14 Nothelfer

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