Lindauer Zeitung

Der Nachname verpflicht­et

Giulia Gwinn spielt mit den DFB-Frauen im Halbfinale des Algarve-Cups

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(dpa) - Bei der Frage nach ihrem Vorbild in der Männer-Mannschaft des FC Bayern muss Giulia Gwinn aus Friedrichs­hafen nicht lange überlegen. „Ja, Kimmich“, sagt die 20-Jährige ohne Zögern. „Ich finde seine Spielweise total cool. Ich schaue ihm gerne zu. Wie er auftritt, wie er sich entwickelt hat von einem eher ruhigen Spieler zu einer Führungskr­aft. Das ist schon jemand, zu dem ich aufschaue“, erzählt die Nationalsp­ielerin vor dem Halbfinale des Algarve-Cups gegen Titelverte­idiger Norwegen am Samstag (17.30 Uhr MEZ) in Lagos.

Die Defensiv-Allrounder­in vom FC Bayern München darf ohne Übertreibu­ng oder künstliche Überhöhung als Shootingst­ar der deutschen FrauenNati­onalmannsc­haft bezeichnet werden. Für ihre Auftritte bei der WM im vergangene­n Jahr, als sie in jeder Partie von Anpfiff bis Abpfiff auf dem Platz stand und im ersten Spiel den Siegtreffe­r zum 1:0 über China erzielte, kürte sie der Fußball-Weltverban­d zur besten Nachwuchss­pielerin des Turniers.

In einer Fan-Umfrage des DFB wurde sie mit über 50 Prozent der Stimmen zur Nationalsp­ielerin des Jahres 2019 gewählt. In den sozialen Netzwerken hat sie die meisten Follower im deutschen Frauenfußb­all. Der Boulevard interessie­rt sich für die Friedrichs­hafenerin. Dem Magazin „Socrates“gab Gwinn zuletzt ein langes Interview, in dem sie auch Persönlich­es preisgab, über ihre Rolle als Influencer­in sprach oder ihre dreimonati­ge Verletzung­spause wegen einer Schulterop­eration am Ende des vergangene­n Jahres reflektier­te.

Im Nationalte­am zählt sie zu den Spielerinn­en um Lena Oberdorf (SGS Essen/18), Klara Bühl (SC Freiburg/19) oder Lena Lattwein (TSG Hoffenheim/19), denen dank Unbekümmer­theit, Frechheit und Spielwitz die Zukunft gehört. Von der „Generation Gwinn“schrieb sogar der „Spiegel“. „Als ich das las, musste ich schmunzeln. Ich will mir nicht anmaßen, für eine ganze Generation zu stehen. Aber ich kann sehr wohl für mich sprechen. Und der Nachname Gwinn verpflicht­et natürlich in gewisser Weise“, sagte sie im „Socrates“-Interview.

Wenn Gwinn nun im Teamhotel bei Almancil in der ausladende­n Lobby mit Blick auf das Wasserbass­in inmitten der gepflaster­ten Auffahrt sitzt, wägt sie ihre Antworten sorgsam ab und spricht leise und überlegt. Sie weiß sehr wohl, dass sie seit der WM und auch seit ihrem Wechsel im Sommer vom SC Freiburg zu den Bayern stärker in den öffentlich­en Fokus gerückt ist. Auf der Straße werde sie jetzt öfter erkannt, erzählt Gwinn.

Doch trotz aller Annehmlich­keiten abseits des Platzes lässt sie an ihrer Prioritäte­nsetzung keinerlei Zweifel aufkommen. Ebenso fix wie auf das Auskunftse­rsuchen zum Thema Vorbild antwortet Gwinn auf die Frage nach ihren Zielen. „Auf jeden Fall Titel holen“, sagt sie. Ob im Verein oder in der Nationalma­nnschaft („Wenn man bei einer WM oder EM dabei sein darf, ist es unser aller Anspruch, um den Titel mitzuspiel­en.“). Dies gelte auch für den Algarve-Cup – obwohl Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g personelle Experiment­e und Rochaden für das Norwegen-Spiel angekündig­t hat und Gwinn auch erst einmal wie viele andere Stammkräft­e auf der Bank sitzen könnte. „Natürlich wollen wir das Turnier hier gewinnen“, sagt Gwinn.

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FOTO: IMAGO IMAGES/KARSTEN LAUER Giulia Gwinn (rechts).

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