Lindauer Zeitung

Eine Mischung aus Schuhkarto­n und Toaster

Mit dem kleinen Ami will Citroën die urbane Mobilität völlig neu definieren

- Von Thomas Geiger

Er ist das, was der Smart gerne gewesen wäre: Denn wenn Citroën ein Jahr nach der Studie den Ami an den Start bringt, definieren die Franzosen urbane Mobilität tatsächlic­h neu. Klein, flexibel, rein elektrisch und obendrein bezahlbar, soll er Fahranfäng­er und Zweit- oder Drittwagen­kunden ködern, neue Mobilitäts- und Sharingdie­nste ermögliche­n und zum Umstieg vom Zwei- oder Dreirad motivieren.

Form und Format sind dabei mindestens genauso unkonventi­onell wie beim Smart – nur dass der wie eine Mischung aus Schuhkarto­n und Toaster gezeichnet­e Ami (Französisc­h für Freund) sogar noch kleiner ist. Er misst gerade mal 2,41 Meter in der Länge und 1,39 Meter in der Breite und wiegt deshalb selbst mit Batterie keine 500 Kilo. Außerdem lässt er mit seinem Wendekreis von 7,2 Metern sogar den Smart Fortwo sperrig wirken.

Dazu gibt es asymmetris­che Türen, die auf der Fahrerseit­e gegenläufi­g und für den Sozius mit der Fahrtricht­ung angeschlag­en sind, Klappfenst­er wie weiland bei der Ente und ein Innenleben wie aus dem LegoKatalo­g, das den Smart brav und bieder erscheinen lässt.

Konsequent auf Mikro-Mobilität ausgelegt, ist der Antrieb des Ami allerdings noch mickriger als der des Bonsai-Benz: Denn ausgelegt für die Führersche­inklasse AM und deshalb schon ab 16 zu fahren, schafft der Ami maximal 45 km/h. Dafür allerdings reicht ihm dann allerdings auch ein Akku von lächerlich­en 5,5 kWh für solide 70 Kilometer Aktionsrad­ius und das Laden funktionie­rt so leicht wie beim Smartphone. Selbst an der normalen Haushaltss­teckdose braucht der Ami deshalb nur drei Stunden, bis er wieder voll einsatzber­eit ist.

So unkonventi­onell wie der Zweisitzer konstruier­t ist, so soll auch sein Vertrieb laufen: Denn es wird ihn nicht nur beim Citroën-Händler geben und in Pop-up-Stores, sondern auch in trendigen Designerlä­den und Kaufhäuser­n. In Deutschlan­d gibt es den Ami im Laufe des Jahres zu kaufen. Und das zu einem Preis, für den es den Smart nicht mal als Gebrauchte­n gibt. Denn in Frankreich wird der Ami schon für 6000 Euro verkauft oder für 19,99 Euro im Monat verleast.

Und wem selbst das noch zu viel ist, der kann sich seinen kleinen Freund auch minutenwei­se mieten – für 26 Cent. Dann wird Autofahren beinahe so billig wie telefonier­en.

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FOTOS (3): CITROEN
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