Lindauer Zeitung

Das erste eigene Haus

Wer sich den Traum von einer Immobilie erfüllen möchte, sollte früh planen

- Von Johannes Neudecker

„Je mehr an die Belastungs­grenze finanziert wird, umso länger muss die Zinsbindun­g sein.“

Max Herbst von der FMH Finanzbera­tung

DTraumG vom Eigenheim: er wer jung ist, denkt meist noch nicht daran. Wie auch, wenn man mit Mitte 20 vielleicht erst ein paar Arbeitsjah­re hinter sich hat oder nach der Universitä­t am Anfang der Karriere steht. Kein Wunder also, dass Immobilien­käufer meist nicht mehr zu den Twens zählen.

In der Regel sind Käufer in Deutschlan­d zwischen 30 und 50 Jahre alt. Das zumindest hat der Finanzdien­stleister Dr. Klein auf Grundlage eigener Daten ermittelt. Der Durchschni­tt beim ersten Erwerb einer eigenen Immobilie liegt demnach bei 39 Jahren. Doch muss man wirklich so lange warten, um in die eigenen vier Wände zu ziehen? Nicht unbedingt, denn wer jung finanziert, hat länger etwas von der eigenen Immobilie.

Wer nicht bis Ende 30 warten will, sollte sich vorbereite­n. Das nötige Geld müsse da sein, sagt Thomas Mai von der Verbrauche­rzentrale Bremen. Will heißen: Ohne eigene Mittel geht es nicht. „Als Faustregel gilt ein Eigenkapit­al von mindestens 20 bis 30 Prozent des Kaufpreise­s.“

Max Herbst von der FMH Finanzbera­tung rät deshalb: So früh wie möglich anfangen, zu sparen. Eine Möglichkei­t für junge Verbrauche­r können börsengeha­ndelte Fonds (ETF) sein. „Da habe ich so gut wie keine Gebühren und bleibe flexibel“, erklärt der Finanzexpe­rte. Auf diese Weise lässt sich mit ein wenig Weitsicht Eigenkapit­al aufbauen.

ETFs sind Fonds, die einen Aktieninde­x nachbilden und damit an dessen Wertentwic­klung gekoppelt sind. Da die Kurse an den Börsen schwanken, sind ETFs vor allem längerfris­tig interessan­t. Denn je mehr Zeit Anleger haben, desto geringer ist das Verlustris­iko.

Ein breit gestreutes Aktienport­folio im Deutschen Aktieninde­x Dax brachte bei einem 20-jährigen Anlagehori­zont historisch im Mittel 8,9 Prozent Rendite pro Jahr, erklärt das Deutsche Aktieninst­itut (DAI).

In Zeiten, in denen oft von steigenden Immobilien­preisen und überteuert­en Mieten die Rede ist, stellt sich für viele die Frage: Wann sollte ich in den Markt einsteigen? Wer jetzt baut oder eine Immobilie erwirbt, sollte langfristi­g denken, findet Sylvie Ernoult vom Bundesverb­and deutscher Banken. „Angesichts des niedrigen Zinsniveau­s sollte man eine langfristi­ge Zinsbindun­g von mindestens zehn Jahren, besser noch 15 oder 20 Jahren wählen.“

Das sieht Max Herbst ähnlich: „Je mehr an die Belastungs­grenze finanziert wird, umso länger muss die Zinsbindun­g sein“, sagt Herbst. Zwar kosten Kredite mit einer Laufzeit von 15 oder 20 Jahren etwas mehr Zinsen. Aber Käufer haben die Gewissheit, dass die Zinssätze sich in dieser Zeit nicht ändern.

Laut FMH liegt der durchschni­ttliche Zinssatz für Immobilien­kredite mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei 0,69 Prozent. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren zahlen Kunden im Durchschni­tt 0,98 Prozent Zinsen, bei 20 Jahren Zinsbindun­g sind es 1,20 Prozent.

Entscheide­n sich junge Käufer mit wenig Erspartem dennoch für eine Immobilien­finanzieru­ng, sollten sie mit „spitzem Bleistift“rechnen, um ein Scheitern zu verhindern, erklärt Mai. Die Kreditrate sollte auch bei sinkendem Einkommen problemlos verkraftba­r sein, etwa wenn man den Job wechselt oder sich ein Kind ankündigt.

Um eine passende Finanzieru­ng zu finden, ist es wichtig, Angebote von mehreren Banken einzuholen, erläutert Ernoult. Als Vergleichs­größe dient der effektive Jahreszins. Damit diese Zahl allerdings aussagekrä­ftig und vergleichb­ar ist, sollten die Laufzeiten und Zinsbindun­gszeiten der unterschie­dlichen Angebote gleich sein. Auch der Finanzieru­ngszeitrau­m sollte passend gewählt werden. „So lange wie die Bank mitmacht“, rät Herbst. Das könnten bei jungen Menschen auch bis zu 40 Jahre sein. Junge Immobilien­käufer sollten deshalb nicht auf Biegen und Brechen versuchen, ihr Traumhaus zu finden. Stattdesse­n könne das Objekt auch der aktuellen Lebenslage entspreche­n und später einmal verkauft oder vermietet werden. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Immobilien­käufer sind im Durchschni­tt über 30 Jahre alt. Wer schon in jungen Jahren über einen Kauf nachdenkt, kann schon mal anfangen, Eigenkapit­al aufzubauen.

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