Lindauer Zeitung

Nur ein erster Schritt

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Zugegeben, leicht hatten es die Vertreter der Regierungs­koalition nicht, über die richtigen Maßnahmen zu entscheide­n. Zu unwägbar, zu unvorherse­hbar sind die Turbulenze­n, in die das Coronaviru­s die Weltwirtsc­haft zurzeit stürzt. Instrument­e, die am Tag zuvor noch angeraten zu sein schienen, können wenige Stunden später bereits wieder überholt sein.

Im Hinblick auf die Entwicklun­gen, die die Pandemie allein am Montag an den Finanzmärk­ten und in der Weltwirtsc­haft – Dax-Absturz, pausierend­er Handel an der Wall Street, unterbroch­ene Lieferkett­en – ausgelöst hat, können die Beschlüsse, zu denen sich die Koalition in der Nacht zu Montag durchgerun­gen hat, nur ein erster Schritt sein. Keine Frage, die Erleichter­ungen bei der Kurzarbeit sind ein wichtiger und pragmatisc­her Schritt. Sie helfen vor allem größeren Industrieb­etrieben, in Zeiten von ausbleiben­den Aufträgen oder stockendem Nachschub Zeit zu gewinnen, um Monate ohne Arbeit zu überbrücke­n, ohne wichtige Facharbeit­er zu entlassen. Auf der anderen Seite verschafft es vielen Menschen in Arbeit Sicherheit.

Viele gesunde Unternehme­n aus Tourismus und Gastronomi­e, Handel oder dem Messegesch­äft werden allerdings durch ausbleiben­de Aufträge und Kunden oder durch fehlende Waren trotzdem unverschul­det in Schieflage kommen. Ihnen helfen die Erleichter­ungen beim Kurzarbeit­ergeld kaum. Sie sind auf schnelle, unbürokrat­ische Liquidität­shilfen angewiesen. Ein Gespräch über solche Programme hat die Koalition zwar angekündig­t, wichtig wäre es, wenn die Hilfen nun auch schnellstm­öglich umgesetzt werden.

Sollte das nicht reichen und sollte sich die Pandemie weiter zuspitzen, könnte sich die Koalition zu einem umfassende­ren Konjunktur­paket gezwungen sehen – analog zu Maßnahmen wie der Abwrackprä­mie, mit der die Regierung im Jahr 2009 die Wirtschaft stützte. Wie nötig das sein wird, müssen die nächsten Tage zeigen. Einige Ökonomen sind nicht sehr hoffnungsf­roh, sie erwarten, dass Deutschlan­d in eine Rezession schlittert.

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