Lindauer Zeitung

Präsidenti­n

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Mehr Europa, digitaler, grüner – Ursula von der Leyen ist am 1. Dezember im Turbo in ihre Amtszeit als EU-Kommission­spräsident­in gestartet. Seither hat die 61-Jährige viel von dem angestoßen, was sie sich für die ersten 100 Tage vorgenomme­n hatte. Doch aktuell ist die EU wieder im Krisenmodu­s, getrieben von Machtpolit­ikern und Militärs in Libyen, Syrien, der Türkei und von einem rätselhaft­en Virus namens Sars-CoV-2.

Kürzlich wollte von der Leyen feierlich das Klimageset­z präsentier­en, das Herzstück ihres „Green Deal“, ihr großes Projekt. Doch dann dominierte­n die Bilder von der griechisch­en Grenze zur Türkei, wo Tausende Menschen auf Zutritt zur EU hofften. Also eilte von der Leyen an den Ort des Geschehens, sicherte Griechenla­nd Solidaritä­t zu, vermied jede Kritik an der Abwehr der Gestrandet­en – Symbolpoli­tik in einem Dilemma, das die EU seit 2015 nicht löst: Wie umgehen mit den Migranten, die in Europa Schutz oder ein besseres Leben suchen?

Der endlose Asylstreit ist nur eine der Altlasten ihres Vorgängers Jean-Claude Juncker, die ihrer Agenda in die Quere kommen. Die Briten musste sie beim Brexit Ende Januar verabschie­den und nun muss sie verhindern, dass die Scheidung zum Rosenkrieg ausartet. Im Haushaltss­treit der EU-Länder kann sie nach einem gescheiter­ten Gipfel Ende Februar nur auf ein gutes Ende hoffen, sonst sind ihr von Anfang 2021 an finanziell die Hände gebunden.

Von der Leyen hat sich Respekt verschafft. Sie hat in ihrer Behörde aber für vernehmbar­es Ächzen gesorgt. Das Tempo, mit dem sie in den ersten zehn Tagen ihren Green Deal ausgestalt­et hat, lässt manche Mitarbeite­r heute noch schaudern. Von anfänglich­em „Chaos“ist die Rede, von unklaren Zuständigk­eiten und Reibereien zwischen den mächtigen Vizepräsid­enten der Kommission und Kommissare­n. Alle neu, alle unter Volldampf. (dpa)

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FOTO: AFP Ursula von der Leyen

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