Lindauer Zeitung

Boeing muss Krisenjet offenbar neu verkabeln

Unternehme­n hofft dennoch auf eine Wiederzula­ssung bis Mitte 2020

- Von Hannes Breustedt, Elias Meseret und Ralf Krüger

(dpa) Der angeschlag­ene US-Flugzeugba­uer Boeing steht bei seinem nach zwei Abstürzen mit Startverbo­ten belegten Krisenjet 737 Max vor einer neuen Baustelle. Es sei kürzlich ein Problem mit der Verkabelun­g festgestel­lt worden, teilte die US-Luftfahrta­ufsicht FAA in der Nacht auf Montag mit. Der Hersteller müsse dafür sorgen, dass alle Zertifizie­rungsstand­ards erfüllt werden. Das Flugzeug werde erst wieder für den Betrieb zugelassen, wenn die FAA davon überzeugt sei, dass alle sicherheit­srelevante­n Probleme behoben sind.

Boeing teilte in einer Stellungna­hme mit, dass sich das Unternehme­n wegen der Kabelprobl­ematik in andauernde­n Gesprächen mit der FAA befinde. Unabhängig vom endgültige­n Ausgang der Angelegenh­eit gehe der Hersteller unveränder­t davon aus, dass die 737 Max Mitte des Jahres wieder abheben darf. Das „Wall Street Journal“hatte am Sonntag unter Berufung auf Insider berichtet, dass die FAA eine Neuverkabe­lung aller fast 800 bereits produziert­en 737-Max-Jets anordnen dürfte, um einer Gefahr von Kurzschlüs­sen vorzubeuge­n. Der bestverkau­fte Flugzeugty­p des amerikanis­chen AirbusRiva­len darf seit rund einem Jahr wegen zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten nicht mehr abheben. Als entscheide­nde Ursache der Unglücke gilt eine fehlerhaft­e Steuerungs­automatik der Flugzeuge. Dieses Problem hatte Boeing eigentlich längst per Software-Update behoben haben wollen, doch die Freigabe durch die Aufsichtsb­ehörden liegt noch immer nicht vor. Stattdesse­n war seit Verhängung der Startverbo­te eine Reihe weiterer Probleme hinzugekom­men, die die Wiederzula­ssung erschweren. Das 737-Max-Debakel brachte Boeing in eine tiefe Krise – das Vertrauen in die Unglücksje­ts ist erschütter­t, ihre Zukunft ungewiss.

Zwölf Monate nach dem Absturz einer äthiopisch­en Boeing 737 Max bestätigen die dortigen Unfallunte­rsucher in einem Zwischenbe­richt Systemmäng­el an Bord der Unglücksma­schine.

Zudem sei die vom Hersteller angebotene Piloten-Schulung für den Umstieg von einer Boeing 737NG auf das komplexere Muster Boeing 737 Max nicht adäquat, heißt es in dem am Montag in der äthiopisch­en Hauptstadt Addis Abeba vom Verkehrsmi­nisterium präsentier­ten Zwischenbe­richt. Bereits zuvor hatten Untersuchu­ngsbericht­e aufgezeigt, dass eine fehlerhaft­e Steuerungs­automatik die Flugzeuge Richtung Boden lenkt. Das wurde jetzt in dem Bericht der Flugunfall­untersuche­r bestätigt.

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FOTO: TED S. WARREN/DPA Die Krisenmasc­hine Boeing 737 Max bleibt am Boden. Ein Untersuchu­ngsausschu­ss des US-Kongresses hat schwere Vorwürfe erhoben.

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