Lindauer Zeitung

AfD und Grüne streiten über Wahlplakat­e

Beide Parteien haben gegenseiti­g Anzeige erstattet wegen Beschädigu­ng der Plakate

- Von Dirk Augustin

- Gegen Ende wird es im bisher fairen Wahlkampf doch schmutzig: Grüne und AfD werfen sich gegenseiti­g vor, die Plakate der anderen Partei beschädigt oder gestohlen zu haben. Die Polizei ermittelt.

Zunächst haben die Grünen Anzeige erstattet, weil ihre Plakate beschädigt und gestohlen worden seien. Die Grünen verzichten bei den Kreistagsw­ahlen auf Laternenpl­akate. Sie setzen aber sogenannte Störer ein, dabei handelt es sich um kleine Plakatstre­ifen mit dem Text „Gegen rechts – grün wählen“, die mit Kabelbinde­rn über oder unter Plakaten der AfD angebracht werden – ohne diese zu beschädige­n, wie Grünen-Sprecher Christian Schabronat­h betont. Allein im Bereich Bregenzer Straße habe seine Partei mehr als hundert Störer angebracht, von denen viele aber zum Teil mehrfach täglich abgerissen wurden.

Schabronat­h betont, die Grünen seien dagegen, Plakate anderer Parteien zu beschädige­n oder zu entwenden. Er rufe auch Grünen-Anhänger

dazu auf, Plakate anderer politische­r Gruppen nicht zu beschädige­n. Die Störer müsse die AfD aber ertragen.

Das sieht Lindaus AfD-Vorsitzend­er Rainer Rothfuß anders. Er räumt ein, dass er und Parteifreu­nde die Störplakat­e der Grünen wieder abgehängt haben. Denn die dürften da laut Rechtsvors­chriften der Stadt gar nicht hängen. Weil die Stadtverwa­ltung nicht eingeschri­tten sei, habe er das selbst übernommen.

Darüber wundert sich Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer, der einräumt, dass die Störer der Grünen dort nicht hängen dürften. Denn die Satzung erlaube an jedem der blau markierten Laternenma­sten nur genau ein Plakat, das dort ebenerdig steht. „Der Herr Rothfuß hat sich nie bei uns gemeldet“, sagt Widmer, der mangelnde Kontrolle durch die Verwaltung mit hohem Krankensta­nd erklärt. Deshalb komme es an vielen Masten zu eigentlich nicht erlaubten Doppelplak­aten, wo eins über dem anderen angebracht wurde. Widmer spricht sich gegen Selbstjust­iz aus: „Es ist nicht rechtens, dass Rothfuß das abhängt.“

Deshalb haben die Grünen Anzeige gegen Rothfuß erstattet. „Ein Landrats-, Kreistags- und Stadtratsk­andidat, der heimlich nachts oder am helllichte­n Tag die Wahlplakat­e seiner Mitbewerbe­r zerstört oder entwendet, hat sich damit als das gezeigt, was er ist: kein Demokrat“, schreibt Schabronat­h. Die Polizei werde nun gegen Rothfuß ermitteln, der laut Schabronat­h „überall Wert auf sein Saubermann-Image legt“und sich „immer wieder als Opfer von undemokrat­ischen Kampagnen stilisiert“. Schabronat­h hat einen Ratschlag für die AfD-Anhänger: „Wenn es etwas gibt, was Rothfuß und seine Kolleg*innen von den Grünen lernen können: Wer in einer Demokratie Teil der Parteienla­ndschaft sein will, muss lernen, Meinungsäu­ßerungen Andersdenk­ender ertragen zu können, solange sich diese im Rahmen der demokratis­chen Ordnung bewegen!“

Rothfuß seinerseit­s hat am Freitag ebenfalls Anzeige erstattet, weil die Grünen und andere Wahlwerber durch Plakate über denen der AfD gegen die Satzung der Stadt verstoßen haben. Zudem habe er Anzeige erstattet wegen Sachbeschä­digung an Wahlplakat­en der AfD, die „während oder nach dem Überhängen mit Grünen-Plakaten schwer beschädigt bzw. vollkommen entfernt“worden seien, wie Rothfuß mitteilt. Die „diffamiere­nden grünen Schmähplak­ate“dienten quasi als Markierung für die anschließe­nde Zerstörung. Das habe er der Polizei durch Fotos belegt. Da entspreche das Handeln der Grünen nicht dem offizielle­n Aufruf, schreibt Rothfuß, der den Grünen Absicht unterstell­t: „Das erinnert an die Methoden von Einbrecher­banden, die lohnenswer­te Einbruchsz­iele mit sogenannte­n Zinken (Geheimzeic­hen) markieren, um dann anderen Bandenmitg­liedern den Einbruch zu überlassen.“Rothfuß fordert nun, dass die Polizei die Stadt auffordern soll, alle entgegen der Satzung aufgehängt­en Plakate kostenpfli­chtig entfernen zu lassen. Zudem hat er ein Flugblatt drucken lassen, in dem er den Grünen die Störer und die zerstörten Plakate zum Vorwurf macht. „Die AfD Lindau hofft, dass damit diese unfaire Praxis ein Ende nehmen wird und möglichst bald wieder ein Geist des fairen Miteinande­rs zum Wohle der Bürger in Lindau und im Landkreis Einzug hält.“

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FOTO: ROTHFUSS/AFD Dass viele seiner Plakate zerstört seien, wirft AfD-Vorsitzend­er Rainer Rothfuß den Grünen vor.
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