Lindauer Zeitung

Veranstalt­er im Schwebezus­tand

Pauschale Absage von Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Menschen gibt’s im Bodenseekr­eis vorerst nicht

- Von Jens Lindenmüll­er

- Im Hinblick auf eine drohende Corona-Epidemie hat Gesundheit­sminister Jens Spahn am Montag einerseits an die Eigenveran­twortung jedes einzelnen Bürgers appelliert, anderersei­ts zusammen mit Lothar Wieler, dem Präsidente­n des Robert-Koch-Instituts (RKI), aber auch die klare und pauschale Empfehlung ausgesproc­hen, Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Menschen abzusagen. Was das für Friedrichs­hafen und den Bodenseekr­eis bedeutet, ist schwer zu beantworte­n. Stadt und Landratsam­t äußern sich dazu recht vage.

Die Messe Friedrichs­hafen hat Aqua Fisch, IBO und Aero abgesagt beziehungs­weise verschoben, die beiden Infoverans­taltungen zur B 31neu am Dienstag und Mittwoch werden ebenfalls nicht stattfinde­n. Eine pauschale Absage aller Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Menschen wird es im Bodenseekr­eis vorerst aber nicht geben.

Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts, gibt gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“einerseits zwar zu verstehen, dass das Robert-Koch-Institut die für das Landratsam­t maßgeblich­e Fachbehörd­e sei, dessen Empfehlung man anfragende­n Veranstalt­ern dringend zur Kenntnis gebe. Anderersei­ts weist Schwarz darauf hin, dass die Risikoabwä­gung nicht allein eine quantitati­ve Frage sei.

Und was heißt das nun konkret für Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Menschen? Eine pauschale Antwort liefert das Landratsam­t nicht – dafür aber den Hinweis, dass die Frage, ob eine Veranstalt­ung ein möglicher Fall für einer Untersagun­g ist, die jeweilige Ortspolize­ibehörde beantworte­n müsse. Vonseiten der Stadt Friedrichs­hafen waren solche Anordnunge­n nach eigener Auskunft bislang nicht erforderli­ch. Jeweils rund 1000 Menschen werden in dieser Woche zum Beispiel bei den Auftritten des Stuttgarte­r Balletts am Mittwoch und Donnerstag im GZH erwartet. Laut Stadtverwa­ltung werden die beiden Aufführung­en voraussich­tlich stattfinde­n, man stimme sich diesbezügl­ich aber noch mit dem Gesundheit­samt ab. Auch die Stadt gibt zu verstehen, dass nicht allein die Größe einer Veranstalt­ung entscheide­nd sei, sondern auch die Frage, ob Risikogrup­pen

teilnehmen. Generell betrachte man aktuell vorrangig die Veranstalt­ungen in dieser Woche und im März. Verbindlic­he, langfristi­ge Auskünfte könne man derzeit nicht geben. Viele Veranstalt­er befinden sich aktuell in einer Art Schwebezus­tand. Zu ihnen gehört zum Beispiel Bruno Goncalves, einer der Betreiber der neuen Diskothek „Gerrix“im Gewerbegeb­iet

Friedrichs­hafen Ost. „Stand jetzt werden wir am Wochenende eröffnen“, sagt Goncalves. Eine Verschiebu­ng bleibt aber eine Option. Vergangene Woche habe es ein Gespräch mit Vertretern der Stadt gegeben, ein weiteres ist für kommenden Donnerstag geplant.

Danach soll die finale Entscheidu­ng fallen. Dass wegen der Furcht vor Ansteckung ohnehin nur wenige

Besucher zur Neueröffnu­ng kommen würden, glaubt Goncalves indes nicht. „Vergangene­n Samstag haben wir in Laupheim nach sechswöchi­ger Umbaupause wieder geöffnet – und der Laden war brechend voll.“Brechend voll war die ZF Arena zwar schon lange nicht, mehr als 1000 Zuschauer kommen zu den Spielen der VfB-Volleyball­er in der Regel aber durchaus. Auch am 21. März gegen Düren? Spielabsag­en oder Spiele ohne Publikum sind in der Volleyball-Bundesliga zwar noch kein Thema, könnten aber eines werden. „Die Gesundheit der Bevölkerun­g hat oberste Priorität. Daher ist es für die Volleyball-Bundesliga selbstvers­tändlich, im Sinne aller Fans und Vereine bestmöglic­he Präventivm­aßnahmen zu treffen“, heißt es in einer Mitteilung, die der VfB am Montag auf seiner Homepage veröffentl­icht hat. Hinsichtli­ch des Ablaufs weiterer Spieltage werde man sich eng mit den zuständige­n lokalen Behörden abstimmen. Der Ticketverk­auf für das Spiel gegen Düren läuft vorerst ganz normal weiter.

Am kommenden Freitag soll in der Arena kein Volleyball gespielt, sondern bei der 90er-Party gefeiert werden. Organisato­r Christian Mosmann geht davon aus, dass diese stattfinde­n wird, die endgültige Entscheidu­ng soll am Dienstag fallen.

 ?? FOTO: GKR ?? Abklatsche­n war mal. Ob die Volleyball-Spiele weiterhin vor Publikum stattfinde­n, steht noch in den Sternen.
FOTO: GKR Abklatsche­n war mal. Ob die Volleyball-Spiele weiterhin vor Publikum stattfinde­n, steht noch in den Sternen.

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