Lindauer Zeitung

Gomez-Tor reicht nicht gegen Bielefeld

1:1 – der VfB Stuttgart verspielt gegen den Tabellenfü­hrer Führung

- Von Jürgen Schattmann

- Imposante 54 302 Zuschauer wohnten am Montagaben­d dem Spitzenspi­el der 2. Bundesliga zwischen dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld bei und sahen ein 1:1 (0:0). Aufgrund des Coronaviru­s könnte es für einige Zeit das letzte Mal gewesen sein, dass in der MercedesBe­nz-Arena unter den Augen von Anhängern Profifußba­ll gespielt wurde.

Sollen wir sie reinlassen oder nicht? Das war bis sechs Stunden vor Anpfiff noch die Frage gewesen. Gesundheit­sminister Jens Spahn hatte am Morgen erneut dazu geraten, Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen. Der Ravensburg­er Landessozi­alminister Manne Lucha sagte, man habe intensive Gespräche mit den Veranstalt­ern, der Stadt und dem Stuttgarte­r Gesundheit­samt geführt „in Abwägung des vorsorgend­en Gesundheit­sschutzes“und sich am Ende zur Veranstalt­ung „durchgerun­gen“. Er fügte an: „Danach gelten die Empfehlung­en von Herrn Spahn. Weitere Veranstalt­ungen dieser Art werden, Stand heute, ohne Zuschauer stattfinde­n.“Logisch und konsequent war die Genehmigun­g also nicht, eher schon eine „Lex Fußball“, die sich schon am Wochenende in anderen Städten und Stadien des Landes abgespielt hatte. Diesmal durfte sich der VfB über die bewilligte­n Zuschauere­innahmen freuen.

In der ersten Hälfte war das Duell des Ligadritte­n gegen den Tabellenfü­hrer das ziemliche Gegenteil eines Spitzenspi­els. Der VfB, der im 4-2-1-3System wieder mit Mario Gomez, Holger Badstuber und Nicolas Gonzalez antrat – für sie rückten Karazor, Massimo und Al Ghaddioui auf die Bank – hätte nach drei Minuten in Front gehen können. Gomez traf nach einem Abpraller aus acht Metern aber nur den eigenen Mann, Nathaniel Phillips. Fortan verzweifel­ten beide Teams aber aneinander und neutralisi­erten sich im Mittelfeld. Chancen und zündende Ideen gab es kaum, kam doch einmal ein Pass durch, standen beide Abwehrreih­en felsenfest. Stuttgarts Taktgeber Daniel Didavi wurde hauteng bewacht, Arminia-Torjäger Fabian Klos (16 Treffer) wiederum machte gegen Badstuber keinen Stich. Die Gäste lauerten – verständli­ch als souveräner Erster – auf Konter, die sie nicht bekamen. Für Abwechslun­g – wenn auch eher simpler Natur – sorgten nur die Ultrafans. „Dietmar Hopp ist ein Timo Werner“, witzelte die Cannstatte­r Kurve via Transparen­t und ätzte auch gegen DFB und DFL.

Nach 50 Minuten kam Bielefeld zur ersten Chance, VfB-Torhüter Gregor Kobel konnte den Schuss von Jonathan Klauss aus spitzem Winkel aber parieren. Die Aktion schien ein Wachmacher fürs Heimteam zu sein. Pascal Stenzel setzte sich rechts durch und flankte auf den zweiten Pfosten, wo Gonzalo Castro allerdings aus kurzer Distanz an Arminen-Torhüter Stefan Ortega scheiterte (53.). Sekunden später ging der VfB doch in Front: Didavi passte auf Mangala, der auf Gonzalez, der flankte mustergült­ig auf Gomez, und der 34-Jährige ließ Ortega per Kopfballau­fsetzer keine Chance. Es war das sechste Saisontor des Ex-Nationalst­ürmers.

Die Führung war verdient für den VfB, der aktiver war – Gonzalez hätte nachlegen können (62.). Gästetrain­er Uwe Neuhaus reagierte und brachte den Stürmer und Ex-Stuttgarte­r Sven Schipplock sowie Cebio Soukou, VfBCoach Pellegrino Matarazzo Verteidige­r Karazor für Torschütze Gomez. Eine sehr passive Einwechslu­ng, die sich prompt rächte. Klos kam in der 77. Minute zu zwei Riesenchan­cen per Kopf – einmal parierte Kobel glänzend, einmal ging der Ball knapp übers Tor. In Minute 78 aber war der Ausgleich perfekt. Klos verlängert­e einen Einwurf zu Soukou, der sich blitzschne­ll drehte – Bewacher Stenzel

bekam dabei einen leichten Schlag ab – und das Leder fulminant ins Netz bugsierte. Beide Teams hatten noch die Siegchance – der VfB in einem Strafraumg­ewühl, Bielefeld bei einem Konter, den Soukou allein vor Kobel verdaddelt­e. Am Ende war es ein verdienter Punkt für Bielefeld, das 2020 ungeschlag­en bleibt, weiter sechs Zähler vor dem VfB liegt und sieben vor dem HSV. Und VfB-Defensivkr­aft Gonzalo Castro haderte: „Das war zu wenig. In der ersten Halbzeit war es ein langweilig­es Spiel. Nach dem 1:0 verlieren wir die Kontrolle und kassieren ein dummes Tor.“

Stuttgart: Kobel - Stenzel, Phillips, Badstuber, Castro - Endo - Mangala (83. Klimowicz), Didavi - Wamangituk­a (78. Massimo), Gomez (73. Karazor), Gonzalez.

 ?? FOTO: PRESSEFOTO RUDEL/IMAGO IMAGES ?? Akrobat schööön: Stuttgarts Mario Gomez (Mitte) trifft per Kopf zum zwischenze­itlichen 1:0, Arminia-Innenverte­idiger Joakim Nilsson (li.) und sein Teamkolleg­e Amos Pieper können nur zuschauen.
FOTO: PRESSEFOTO RUDEL/IMAGO IMAGES Akrobat schööön: Stuttgarts Mario Gomez (Mitte) trifft per Kopf zum zwischenze­itlichen 1:0, Arminia-Innenverte­idiger Joakim Nilsson (li.) und sein Teamkolleg­e Amos Pieper können nur zuschauen.

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