Lindauer Zeitung

Das Murren der Torschütze­n

Thomas Müller und vor allem Leon Goretzka legen beim FC Bayern den Finger in die Wunde

- Von Felix Alex

- Die Gute-Laune-Werte müssten an der Säbener Straße eigentlich am oberen Ende der Skala liegen. Zwei Tage haben die Profis nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Augsburg freibekomm­en, die Konkurrent­en in der Liga patzen reihenweis­e, und der Tabellenfü­hrer steht auch ohne den verletzten Torjäger Robert Lewandowsk­i in Liga und Champions League gut da. Alles perfekt also – Friede, Freude, Weißwurst-Zuzeln könnte man annehmen. Doch unter der Oberfläche brodelt es auf kleiner Flamme.

Trainer Hansi Flick erklärte die maue Leistung mit den „vielen Spielen in den Beinen“, doch so richtig wollten das selbst seine Spieler nicht gelten lassen. Denn fest steht: Auch wenn die Augsburger das vor allem defensiv überragend machten, täuschte das nicht über die Defizite des Rekordmeis­ters hinweg. In der ersten Halbzeit gaben die Bayern lediglich zwei Torschüsse ab – und damit so wenig wie zuletzt im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen im Dezember 2014 (!). Die schwächste Leistung seit dem Amtsantrit­t von Flick brachte vor allem die beiden Torschütze­n Thomas Müller und Leon Goretzka auf die Palme. „Wir haben es nicht geschafft, uns zu quälen“, formuliert­e Müller und kritisiert­e trotz des nun Vier-PunkteVors­prungs in der Bundesliga die Mentalität seiner Kollegen.

Der eingewechs­elte Goretzka packte sogar noch eine Schippe drauf. „Das sind alles Gründe, die man nicht akzeptiere­n kann. Ich weiß nicht, ob bei den Jungs die Beine müde waren, aber das glaube ich nicht“, sagte der Nationalsp­ieler, den seine momentane Situation als Nicht-Stammspiel­er am meisten nervte: „Ich fühle mich in einer Topverfass­ung aktuell, wahrschein­lich sogar in der besten Verfassung meiner bisherigen Laufbahn.“Aber damit nicht genug. Goretzka stürmte weiter voran: „Ich bin natürlich nicht glücklich, wenn ich nicht von Anfang an spiele – und das wird man dann besprechen müssen.“

Das hat gesessen, der Spielerver­steher Flick hat damit auf seiner Suche nach der idealen Elf den ersten Akteur verprellt. Hasan Salihamidz­ic störte neben der Unruhe vor allem die Form der Kritik. So etwas müsse man bitte nicht öffentlich, sondern unter „vier oder sechs Augen“besprechen, mahnte der Sportdirek­tor offensicht­lich besorgt um das bislang so harmonisch­e Binnenklim­a. Wenn Goretzka reinkomme und Gas gebe, „wird ihn der Trainer wieder aufstellen“, ergänzte er.

Auch die einzige Möglichkei­t, die der gebürtige Bochumer Goretzka sieht. Wenn er seine Leistung bringe, „habe ich auch die Berechtigu­ng, in der Startelf zu stehen“. Bis dahin gelte es „für mich, das zu akzeptiere­n. Da kann man nur weiter arbeiten und die Faust in die Tasche stecken.“

In Zeiten des Coronaviru­s vielleicht generell die richtige Idee.

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