Lindauer Zeitung

EnBW lagert Feldbetten in Stromleits­tellen ein

Energiever­sorger wollen ihre Mitarbeite­r im Notfall von der Außenwelt abschotten – Krisenszen­arien auch für das AKW Gundremmin­gen

- Von Klaus Wieschemey­er

- Die Verbreitun­g des Coronaviru­s stellt auch die Betreiber von Kraftwerke­n und Stromnetze­n vor Herausford­erungen. Um auch im Pandemiefa­ll eine stabile Stromverso­rgung zu gewährleis­ten, soll sich das Personal von Kraftwerke­n und Leitstelle­n im Extremfall sogar von der Außenwelt abschotten. „Für betriebsno­twendige Tätigkeite­n gibt es eigene Notfallplä­ne“, erklärt ein Sprecher von Deutschlan­ds drittgrößt­em Energiever­sorger EnBW auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Dazu zählt unter anderem die Möglichkei­t, betriebsno­twendiges Personal direkt an den relevanten Standorten unterzubri­ngen“, ergänzt er. Bislang bestehe dazu zwar noch keine Notwendigk­eit, gerüstet sei man aber: „Die örtlichen Gegebenhei­ten an unseren Netz-Leitstelle­n in Esslingen, Heilbronn und Ravensburg sind so ausgestalt­et, dass bei Bedarf eine Schichtman­nschaft (circa 15 Personen pro Standort) auch komplett vor Ort bleiben könnte“, erklärt der Sprecher. Alle Leitstelle­n verfügten über Ruheräume und Duschen. Zudem seien Feldbetten eingelager­t, die im Bedarfsfal­l aufgestell­t werden könnten. Auch die Stromnetzb­etreiber Tennet, Amprion, Transnet BW oder 50Hertz arbeiten an ähnlichen Konzepten. Im Notfall könne „man über Wochen autark und weitgehend abgeschott­et von der Umwelt den Netzbetrie­b sicherstel­len“, sagte ein 50Hertz-Sprecher dem „Tagesspieg­el“.

Die Energiekon­zerne legen ihr Augenmerk insbesonde­re auf die Kernkraftw­erke. Da die Meiler rund um die Uhr laufen sollen, „halten wir für unterschie­dlichste Krisenszen­arien Pläne vor, wie Betriebsab­läufe aufrechtzu­erhalten sind“, erklärt ein Sprecher des Konzerns RWE, der auch das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen bei Ulm betreibt, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „An unseren Kernkraftw­erk-Standorten stehen wir hierzu mit den zuständige­n Aufsichtsb­ehörden im engen Kontakt“, ergänzt er. In Gundremmin­gen und an den anderen RWEAtomsta­ndorten Lingen und Biblis seien die Besucherze­ntren bereits geschlosse­n worden.

Sowohl EnBW als auch RWE haben ihre Mitarbeite­r zur Vorsicht aufgerufen: Bei der EnBW dürfen Rückkehrer aus Risikogebi­eten zwei Wochen lang nicht an ihren Arbeitspla­tz zurückkehr­en. Bei der RWE besteht seit Mitte Februar ein striktes Reiseverbo­t für alle Geschäftsr­eisen von Europa und den USA nach Asien und umgekehrt, seit Ende Februar gilt dies auch für Norditalie­n. Der Besuch externer Veranstalt­ungen soll auf ein Minimum reduziert werden, ausländisc­he Besuchergr­uppen werden fast gar nicht mehr empfangen.

Was aus der Hauptversa­mmlung der EnBW wird, ist ebenfalls offen: Eigentlich wollte der Konzern, an dem viele schwäbisch­e Landkreise beteiligt sind, seine Aktionäre am 12. Mai in Karlsruhe empfangen. Man werde zu gegebener Zeit eine Entscheidu­ng treffen, hieß es.

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FOTO: DPA Die Energiekon­zerne legen ihr Augenmerk vor allem auf Kernkraftw­erke, wie hier in Grundremmi­ngen, die rund um die Uhr laufen.

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