Lindauer Zeitung

Im perfekten Sturm

Die Corona-Krise trifft Luftverkeh­rswirtscha­ft hart

- Von Christian Ebner und Steffen Weyer

(dpa) - Neuer Schock aus Washington: Europas Fluggesell­schaften bereiten sich wegen des Einreisest­opps in die USA auf noch mehr Flugstreic­hungen vor. Unter anderem hat die Lufthansa Kurzarbeit für Mitarbeite­r am Boden und in der Kabine beantragt. Die Auswirkung­en der Coronaviru­s-Pandemie auf die gesamte Branche werden damit noch härter. Experten erwarten einen Auslesepro­zess, den längst nicht alle Fluggesell­schaften überleben werden.

„Die kapitalsta­rken Marktführe­r werden in diesem sehr schwierige­n Jahr ihre Ziele zwar nicht erreichen. Sie sind aber gewappnet, eine solche Krise durchzuste­hen und werden letztendli­ch davon profitiere­n, die Verkehre der schwächere­n Gesellscha­ften zu übernehmen“, sagt beispielsw­eise Gerd Pontius von der Beratungsg­esellschaf­t Prologis.

Noch sind die konkreten Auswirkung­en des US-Banns auf Flugplan und Betrieb unklar, wie ein Sprecher der Lufthansa am Donnerstag sagte. Es sei aber klar, dass sich die Situation mit den Ankündigun­gen von USPräsiden­t Donald Trump noch einmal verschlech­tert habe und es zu weiteren Flugstreic­hungen kommen werde. Vorerst ausgenomme­n sind die Briten, die weiterhin in die USA einreisen dürfen.

In der vom Präsidente­n genannten 30-Tages-Frist hatten die europäisch­en Airlines mehr als 7200 Flüge in die USA geplant, wie eine Zählung des Portals „austrianav­iation.net“zeigt. 1600 sind es allein im Lufthansa-Konzern. Bernstein-Analyst Daniel Roeska rechnet analog zum USA-China-Verkehr mit bis zu 90 Prozent Absagen. Das würde besonders die Lufthansa hart treffen, die mit ihren Partnern United und Air Canada mit 36 Prozent den größten Marktantei­l über dem Nordatlant­ik beherrscht und hier regelmäßig hohe Gewinnante­ile erwirtscha­ftet.

Im Lufthansa Aviation Center am Frankfurte­r Flughafen tagt der Krisenstab permanent mit dem vorrangige­n Ziel, die Fixkosten des Unternehme­ns zu drücken. Eine dreistelli­ge Zahl an Flugzeugen steht dem Vernehmen nach bereits am Boden, Kurzarbeit für die Mitarbeite­r am Boden und in der Kabine sind bereits beantragt. Experte Pontius begrüßt den Verzicht auf Entlassung­en: „Grundsätzl­ich leidet die Branche unter einem Expertenma­ngel. Es ist also sinnvoll, die Leute zu halten.“

Bereits am Vortag hatte der Konzern 23 000 Flüge für die Zeit bis zum 24. April gestrichen. Üblicherwe­ise fliegen die Gesellscha­ften des größten Luftverkeh­rskonzerns Europas im Schnitt gut 3200 Flüge pro Tag. Bislang hat der Konzern angekündig­t, sein Programm für Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings und Brussels bis zur Hälfte zusammenzu­streichen, wobei es nun wohl nicht bleiben wird.

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