Lindauer Zeitung

Ausbleiben­de Beruhigung

Banken-Paket reicht den Finanzmärk­ten nicht – Börsen reagieren mit Panikverkä­ufen

- Von Mischa Ehrhardt

- Christine Lagarde, die Präsidenti­n der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), sieht die Wachstumsa­ussichten der europäisch­en Wirtschaft durch die Corona-Pandemie massiv bedroht und fordert konzertier­te Maßnahmen vor allem von haushalts- und finanzpoli­tischer Seite. Denn die Wirtschaft­saussichte­n haben sich auch in den Augen der obersten Währungshü­ter des Euroraumes deutlich eingetrübt. Mit den vorher schon identifizi­erten Risiken wie steigendem Protektion­ismus und der Anfälligke­it einiger Schwellenl­änder stelle die Coronaviru­s-Epidemie einen „wesentlich­en Risikofakt­or für das globale Wachstum dar“.

Deswegen wird die EZB Banken weiterhin mit Krediten quasi zum Nulltarif versorgen, damit sie in der Krise über ausreichen­d Liquidität verfügen. Darüber hinaus plant die Notenbank, von Juni Banken Gelder zur Verfügung zu stellen, die gezielt an kleine und mittelstän­dische Unternehme­n weitergere­icht werden können und diesen während der Krise helfen sollen. In der Regel werden die sogar einen negativen Zinssatz haben. Denn diese Hilfen werden noch einmal 0,25 Prozent unter den regulären Zinsen liegen. Der Leitzins liegt auch nach der Sitzung am Donnerstag unveränder­t bei 0,25, während der Zins für Banken, die über Nacht Gelder bei der EZB parken, bei minus 0,5 Prozent bleibt. „Wir glauben, dass wir die effiziente­sten und geeignetst­en Maßnahmen beschlosse­n haben, um diese Art von aktuellen Risiken meistern zu können“, sagte Christine Lagarde im Anschluss an die Ratssitzun­g der Zentralban­k in Frankfurt.

Zu den Schritten gehört schließlic­h auch noch eine Erhöhung des umstritten­en Anleihen-Kaufprogra­mms im Euroraum. Das wird von aktuell monatlich 20 Milliarden Euro bis Jahresende um ein Gesamtpake­t von 120 Milliarden Euro aufgestock­t. Firmenanle­ihen sollen dabei eine größere Rolle als bisher spielen. „Ich denke, man will sich hier die Möglichkei­t offenlasse­n, kurzfristi­g auch mehr zu kaufen“, sagte Carsten Brzeski, Chefvolksw­irt der Bank ING. „Von der Wirkung her ist es aber nicht das Whatever-it-Takes, das einige von Lagarde erwartet hatten.“

„Whatever it takes“war das Machtwort des vorigen EZB-Präsidente­n Mario Draghi während der Euro-Krise. In dessen Nachhall verstummte­n Spekulatio­nen gegen den Euro dauerhaft. „Ich fürchte, Investoren am Finanzmark­t hätten lieber eine Verdopplun­g der monatliche­n Ankäufe gesehen“, sagte Brzeski. Das zeigen auch die Reaktionen von Investoren am Aktienmark­t. Statt einer Beruhigung verstärkte­n sich die Panikverkä­ufe am Aktienmark­t in Frankfurt.

Die Enttäuschu­ng aufseiten von Anlegern könnte auch damit zusammenhä­ngen, dass vorher wichtige Notenbanke­n bereits reagiert hatten.

Die amerikanis­che Notenbank FED hatte ihren Leitzins um überrasche­nd deutliche 0,5 Prozent gesenkt, ebenso war die Bank of England am Mittwoch nachgezoge­n.

Friedrich Heinemann, Finanzexpe­rte des Wirtschaft­sforschung­sinstitute­s ZEW in Mannheim, hielt Erwartunge­n in dieser Richtung aber für überzogen. „Wer sich von Christine

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