Unter 10 000 Punkten
Dax verzeichnet zweitgrößten Verlust in der Geschichte
(dpa) - Die sich weiter verschärfende Coronavirus-Krise hat an den globalen Finanzmärkten zu massiven Verwerfungen geführt. Wie schon zu Wochenbeginn flohen die Anleger in als sicher empfundene Wertpapiere wie etwa amerikanische und deutsche Staatsanleihen, während Aktien weltweit aus den Portfolios der Investoren flogen.
Der deutsche Leitindex Dax, der zum Handelsstart um mehr als 500 Punkte auf unter 10 000 Punkte gesackt war, schloss 12,24 Prozent tiefer bei 9161,13 Punkten. Es ist auf Schlusskursbasis der zweitgrößte prozentuale Tagesverlust seiner mehr als 30 Jahre alten Geschichte. Lediglich Mitte Oktober 1989 hatte es ein noch höheres Minus gegeben, als der Dax nach dem „Schwarzen Freitag“an der Wall Street auf Talfahrt gegangen war.
Auch europaweit brachen die Aktienmärkte ein: Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, sackte um 12,40 Prozent auf 2545,23 Punkte ab. Ähnlich deutlich ging es auch in Paris nach unten, während der britische FTSE 100 fast 11 Prozent einbüßte. Die Börse in Mailand rauschte um 17 Prozent in die Tiefe und die in Madrid um rund 14 Prozent.
Der US-Aktienhandel war nach erneut panikartigen Verkäufen kurz nach der Startglocke für 15 Minuten unterbrochen worden. Ausgelöst wurde der historische Kurssturz beim Dax durch die Reisebeschränkung der USA für Bürger aus Europa und die drastischen Maßnahmen, die in Italien ergriffen wurden, um die Viruskrise zu meistern.
Lagarde einen „Whatever it takes“Moment erhofft hatte, hatte ohnehin unrealistische Erwartungen. Die vom Virus ausgelöste Wirtschaftskrise lässt sich mit den Mitteln der Geldpolitik nicht wirksam eindämmen. Der Ball liegt jetzt im Feld der Fiskalpolitiker“, also der Politiker in Berlin und Brüssel.
Das sieht offenbar EZB-Präsidentin Lagarde ähnlich. Sie forderte höhere Ausgaben der Regierungen, vor allem aber ein abgestimmtes Vorgehen. „Regierungen und alle anderen politischen Institutionen sind aufgerufen, schnelle und zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen, um die Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit anzugehen: Das Coronavirus einzudämmen und dessen wirtschaftliche Auswirkungen zu lindern.“Die EZB habe angesichts der Lage umsichtige, effiziente und zielgerichtete Maßnahmen beschlossen.
Dazu passt, dass die Aktienmärkte Europas bereits vor den Ergebnissen der EZB-Sitzung deutliche Verluste verzeichneten. Beobachter brachten das vor allem mit den von Donald Trump abends zuvor verkündeten Einreiseverboten für Menschen aus Europa in Zusammenhang. „Das ist eine massive Überreaktion von US-Präsident Donald Trump", sagte Ayush Ansal, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Crimson Black. „Die Volkswirtschaften und Finanzmärkte werden den Preis dafür bezahlen müssen." So oder so – Wirtschaft und Finanzmärkte werden sich in den kommenden Wochen, vielleicht Monaten, auf schwierige Zeiten einstellen müssen.