Frauen verdienen fast 1000 Euro weniger
„Viele Unternehmen nutzen das Lohngefälle aus“- NGG prangert Lohnunterschiede im Landkreis an
(lz) - Sie arbeiten genauso lange, ziehen aber beim Verdienst den Kürzeren: Frauen, die im Landkreis Lindau eine Vollzeitstelle haben, verdienen rund 970 Euro weniger im Monat als ihre männlichen Kollegen. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin.
Die NGG beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach liegt das durchschnittliche Vollzeiteinkommen von Frauen im Kreis Lindau aktuell bei rund 2800 Euro im Monat. Männer mit der gleichen Arbeitszeit kommen auf rund 3700 Euro. Das macht einen Unterschied von 26 Prozent.
„Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt sind. Viele Unternehmen in der Region nutzen das Lohngefälle aus, obwohl sie mehr zahlen müssten“, kritisiert Claudia
Weixler von der NGG-Region
Allgäu. Besonders problematisch sei die Situation in frauendominierten Berufen – etwa im Service einer Gaststätte oder im Verkauf einer Bäckerei. Wenn hier nicht nach Tarif gezahlt werde, träfen niedrige Löhne häufig auf Teilzeitjobs und befristete Stellen. „Die Folge sind geringe Einkommen und im Alter Minirenten, die Frauen dann beim Amt aufstocken müssen“, sagt Weixler. Nach Einschätzung der Gewerkschafterin dürfte der tatsächliche „Gender Pay Gap“, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, im Landkreis Lindau bei deutlich über
Claudia Weixler
26 Prozent liegen. „Bezieht man Teilzeitstellen und Minijobs in die Rechnung ein, wird die Kluft noch größer. Denn hier arbeiten mehr Frauen als Männer. Zugleich sind die Löhne im Schnitt deutlich niedriger“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. Das zeige sich im Gastgewerbe: Laut Arbeitsagentur werden im Kreis aktuell 72 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in der Branche von Frauen erledigt.
„Hinzu kommt, dass noch immer zu viele Frauen zu Hause bleiben – nicht zuletzt auch, weil das Ehegatten-Splitting bei der Steuer die Rollenteilung verstärkt“, so Weixler. Damit gehe dem heimischen Arbeitsmarkt eine große Chance durch die
Lappen. Mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft und den Fachkräftemangel müssten eigentlich schon heute viel mehr Frauen ins Berufsleben einsteigen.
Die NGG fordert die Unternehmen auf, die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern in vergleichbaren Positionen zu beenden. Auch die Politik sei gefordert. „Statt immer neuer Lippenbekenntnisse zum Frauentag brauchen wir einen gesetzlichen Anspruch auf gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, der Wirkung zeigt und in den Betrieben zwingend umgesetzt werden muss. Alles andere ist im Jahr 2020 von vorgestern“, so Weixler.
„Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt sind.“