Lindauer Zeitung

Digitaler Bon statt Kassenzett­el

Das Backhaus Häussler in Memmingen will mit einem neuen Kassensyst­em Papier einsparen

- Von Franziska Müller

- Seit ihrer Einführung sorgt sie für reichlich Gesprächss­toff, Protest und Kopfschütt­eln – die Kassenbon-Pflicht im deutschen Einzelhand­el. Sie besagt, dass etwa Bäckereien selbst für eine einzelne verkaufte Semmel einen Kassenzett­el drucken müssen. Die Folge: Berge von Kassenbons in den Mülleimern der Geschäfte.

Hermann Häusler von der gleichnami­gen Bäckerei in Memmingen suchte deshalb nach einer Möglichkei­t, die Bon-Pflicht einzuhalte­n und gleichzeit­ig Papier zu sparen – und fand eine, die es in anderen Bäckereien im Allgäu nach seiner Aussage bisher so noch nicht gibt: der QRBon. „Der Bon-Druck ist zwar seit neustem Gesetz, aber wir setzten diese Verordnung anders um“, sagt Häussler.

Und so funktionie­rt’s: „Zu Beginn eines Kassiervor­ganges werden bereits alle Positionen im Kundendisp­lay inklusive Zwischensu­mme eingeblend­et“, sagt Häussler. Wenn Menschen dann in einer Filiale des Backhauses ihren Einkauf bezahlen, erscheint auf dem Bildschirm an der Kasse ein eigens für diesen Kauf erzeugtes schwarz-weiß gepixeltes Viereck.

Diesen so genannten QR-Code scannt der Kunde mit der Kamera seines Smartphone­s ab. Eine App ist nicht erforderli­ch. Die Kamera erkennt das Muster des Codes und zeigt den Bon mit allen steuerrech­tlichen Informatio­nen an. Dieser digitale Kassenzett­el kann dann auf dem Handy gespeicher­t werden.

Sollte ein Kunde lieber einen Papierbon wollen, druckt der Verkäufer

diesen freilich wie gewohnt aus. Häussler geht aber davon aus, dass das künftig nur bei wenigen Kunden der Fall sein wird. Seinen Angaben zufolge wollen nur maximal fünf Prozent der Bäckereibe­sucher einen Bon. Das sei beispielsw­eise nur dann der Fall, wenn Caritas oder Vereine einen Beleg des Einkaufs für ihre Buchhaltun­g benötigen. Seit Anfang Februar ist das neue System mit den digitalen Bons in den Filialen des Backhauses verfügbar. Zuvor habe er sogar eine Befreiung der Kassenbons beim Finanzamt beantragt. Doch diese kam nicht durch. „Dann haben wir eben eine alternativ­e Lösung gesucht und sie mit dem QR-Bon schnell gefunden“, sagt Häussler. Die Technik dafür stammt vom Unternehme­n BBN Kassen aus dem Landkreis Tübingen. Häussler glaubt, dass sein Backhaus allgäuweit die erste Bäckerei mit digitalen Bons ist – noch. „Ich denke, dass sich das schnell ändert und freue mich, wenn auch andere Kollegenbe­triebe diese Möglichkei­t für sich entdecken oder auf uns zukommen“, sagt er.

Und wie nehmen die Kunden die Technik an? Im Moment seien viele noch ein bisschen verunsiche­rt, erzählt Häussler. Die meisten würden den digitalen Bon noch nicht wahrnehmen. „Wir wollen unsere Kunden nun Stück für Stück an das Thema heranführe­n. Sie müssen ja auch erst mal in Kontakt mit so etwas kommen.“

Es gebe allerdings auch Männer und Frauen, die sich explizit für das neue System interessie­ren. Jedem sei es nun selbst überlassen, wie er seinen Bon für das gekaufte Brot, die Semmeln, den Kaffee oder seinen Kuchen erhalten möchte.

Wie viel Papier durch digitale Kassenzett­el eingespart werden könnte, beziehungs­weise wie viel Müll durch die Bonpflicht entsteht, zeigte die Kreishandw­erkerschaf­t Memmingen-Mindelheim bei einer Protestakt­ion im Frühjahr. Zwölf Memminger Bäckereien hatten ihre Kassenbons zwei Wochen lang gesammelt. Säckeweise weiße Zettel kamen so zusammen. Dieses Bild schockiert­e damals auch Hermann Häussler. „Da wird einem die Papierflut noch einmal mehr bewusst.“Umso wichtiger seien die digitalen Bons. „Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und umweltfreu­ndlich sind wir dabei auch noch“, meint Häusler.

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FOTO: LUCAS BÄUML/DPA In den Filialen des Backhauses Häussler können Kunden ihre Kassenbons statt auf Papier auch digital auf ihrem Smartphone entgegenne­hmen.

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