Digitaler Bon statt Kassenzettel
Das Backhaus Häussler in Memmingen will mit einem neuen Kassensystem Papier einsparen
- Seit ihrer Einführung sorgt sie für reichlich Gesprächsstoff, Protest und Kopfschütteln – die Kassenbon-Pflicht im deutschen Einzelhandel. Sie besagt, dass etwa Bäckereien selbst für eine einzelne verkaufte Semmel einen Kassenzettel drucken müssen. Die Folge: Berge von Kassenbons in den Mülleimern der Geschäfte.
Hermann Häusler von der gleichnamigen Bäckerei in Memmingen suchte deshalb nach einer Möglichkeit, die Bon-Pflicht einzuhalten und gleichzeitig Papier zu sparen – und fand eine, die es in anderen Bäckereien im Allgäu nach seiner Aussage bisher so noch nicht gibt: der QRBon. „Der Bon-Druck ist zwar seit neustem Gesetz, aber wir setzten diese Verordnung anders um“, sagt Häussler.
Und so funktioniert’s: „Zu Beginn eines Kassiervorganges werden bereits alle Positionen im Kundendisplay inklusive Zwischensumme eingeblendet“, sagt Häussler. Wenn Menschen dann in einer Filiale des Backhauses ihren Einkauf bezahlen, erscheint auf dem Bildschirm an der Kasse ein eigens für diesen Kauf erzeugtes schwarz-weiß gepixeltes Viereck.
Diesen so genannten QR-Code scannt der Kunde mit der Kamera seines Smartphones ab. Eine App ist nicht erforderlich. Die Kamera erkennt das Muster des Codes und zeigt den Bon mit allen steuerrechtlichen Informationen an. Dieser digitale Kassenzettel kann dann auf dem Handy gespeichert werden.
Sollte ein Kunde lieber einen Papierbon wollen, druckt der Verkäufer
diesen freilich wie gewohnt aus. Häussler geht aber davon aus, dass das künftig nur bei wenigen Kunden der Fall sein wird. Seinen Angaben zufolge wollen nur maximal fünf Prozent der Bäckereibesucher einen Bon. Das sei beispielsweise nur dann der Fall, wenn Caritas oder Vereine einen Beleg des Einkaufs für ihre Buchhaltung benötigen. Seit Anfang Februar ist das neue System mit den digitalen Bons in den Filialen des Backhauses verfügbar. Zuvor habe er sogar eine Befreiung der Kassenbons beim Finanzamt beantragt. Doch diese kam nicht durch. „Dann haben wir eben eine alternative Lösung gesucht und sie mit dem QR-Bon schnell gefunden“, sagt Häussler. Die Technik dafür stammt vom Unternehmen BBN Kassen aus dem Landkreis Tübingen. Häussler glaubt, dass sein Backhaus allgäuweit die erste Bäckerei mit digitalen Bons ist – noch. „Ich denke, dass sich das schnell ändert und freue mich, wenn auch andere Kollegenbetriebe diese Möglichkeit für sich entdecken oder auf uns zukommen“, sagt er.
Und wie nehmen die Kunden die Technik an? Im Moment seien viele noch ein bisschen verunsichert, erzählt Häussler. Die meisten würden den digitalen Bon noch nicht wahrnehmen. „Wir wollen unsere Kunden nun Stück für Stück an das Thema heranführen. Sie müssen ja auch erst mal in Kontakt mit so etwas kommen.“
Es gebe allerdings auch Männer und Frauen, die sich explizit für das neue System interessieren. Jedem sei es nun selbst überlassen, wie er seinen Bon für das gekaufte Brot, die Semmeln, den Kaffee oder seinen Kuchen erhalten möchte.
Wie viel Papier durch digitale Kassenzettel eingespart werden könnte, beziehungsweise wie viel Müll durch die Bonpflicht entsteht, zeigte die Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim bei einer Protestaktion im Frühjahr. Zwölf Memminger Bäckereien hatten ihre Kassenbons zwei Wochen lang gesammelt. Säckeweise weiße Zettel kamen so zusammen. Dieses Bild schockierte damals auch Hermann Häussler. „Da wird einem die Papierflut noch einmal mehr bewusst.“Umso wichtiger seien die digitalen Bons. „Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und umweltfreundlich sind wir dabei auch noch“, meint Häusler.