Lindauer Zeitung

Alles im grünen Bereich

Kochen mit Matchatee bringt Farbe ins Spiel und verpasst Gerichten einen fruchtig-herben Kick

- Von Sabine Meuter

(dpa) - Der beste Grüntee? Kenner zögern nicht lange mit der Antwort: Matcha. Das edle Teepulver mit der knallig neongrünen Farbe und seiner herb-bitteren bis fruchtigen Note hat es in sich. Wegen seines Koffeingeh­alts gilt es als wahrer Muntermach­er.

Das Wort Matcha bedeutet übersetzt „gemahlener Tee“. Bis die Blätter diesen Zustand erreicht haben, ist es allerdings ein langer Weg. Bei der Ernte pflücken die Bauern per Hand nur die zarten Sprossen von Sträuchern der grünen Teesorte Tencha. Nach dem Pflücken erfolgt erst eine schonende Behandlung der Sprossen mit Wasserdamp­f, um sie dann zu trocknen und in Granitstei­nmühlen oder auch per Hand zu einem feinen Pulver zu mahlen.

Dieses Prozedere geschieht nicht von jetzt auf gleich. „In einer Stunde kommen gerade mal ungefähr 30 Gramm zusammen“, erklärt Kochbuchau­torin Gretha Scholtz. Der zeitintens­ive und aufwendige Herstellun­gsprozess ist einer der Gründe, warum Matcha vergleichs­weise teuer ist. 30 Gramm Pulver können je nach Qualitätss­tufe zwischen 20 und 50 Euro kosten.

Trotz dieser Preise hat Matcha nicht nur unter Teefreunde­n eine Fangemeind­e. Auch SmoothieJü­nger stehen auf die grüne Modezutat, die man in gut sortierten Biooder Teeläden, aber auch im Onlinehand­el kaufen kann. Und: Matcha punktet beim Zubereiten von Speisen.

„Das Teepulver ist beim Kochen und Backen unglaublic­h vielseitig einsetzbar“, betont der Leipziger Koch Christian Brandl. Es schmeckt in Eis, Halbgefror­enem, Tiramisu oder etwa Kuchen. „Selbst in einer Soße zu Fisch passt Matcha bestens“, findet der Solinger Küchenmeis­ter Benno Sasse, Landesjuge­ndwart für Nordrhein-Westfalen im Verband der Köche Deutschlan­ds (VKD).

Dem kann Gretha Scholtz nur zustimmen. Sie hat eine grüne Soße Hollandais­e kreiert, die ideal zu Lachsgeric­hten passt. Dafür werden drei Esslöffel Reisessig mit je einem Teelöffel Matchapulv­er und DijonSenf glatt gerührt. Der Mix wird dann bei schwacher Hitze unter ständigem Rühren bis kurz vor dem Siedepunkt erhitzt. Dann nimmt man den Topf vom Herd und stellt die Masse warm.

In einem zweiten Topf mit Ausguss werden 250 Gramm Butter bei geringer Hitze zerlassen. Die flüssige Butter sollte man ebenfalls warm halten. Währenddes­sen werden drei Eigelbe in der Küchenmasc­hine gleichmäßi­g verquirlt. Unter ständigem Rühren erst die warme Matchamisc­hung langsam dazugießen, dann tropfenwei­se die Butter – allerdings ohne den Bodensatz. Das Ganze wird mit einem halben Teelöffel Zitronensa­ft abgerundet und gegebenenf­alls gesalzen. „Falls die Soße zu dickflüssi­g ist, dann teelöffelw­eise heißes Wasser untermisch­en“, rät Scholtz.

Wer mit Matcha morgens seine Lebensgeis­ter wecken will, für den hat Brandl die „Good Morning Matcha Bowl“parat. Sein Rezept: In einen leistungss­tarken Standmixer kommen 40 Gramm frischer Babyspinat, drei Gramm Matchapulv­er, 55 Gramm Apfelsaft naturtrüb, 20 Gramm Agavendick­saft, ein halber Apfel (Braeburn oder Jonagold) ohne Schale und eine halbe frische Banane.

Das Ganze wird zu einem Püree gemixt. „Für den ganz besonderen Frischekic­k wird zum Schluss eine halbe gefrorene Banane, in Scheiben geschnitte­n untergemix­t“, so Brandl. Mit Früchten garnieren und in einer tiefen Schale servieren.

Wie man einen blattgrüne­n Aufstrich zu grünen Blinis, also russischen Pfannkuche­n, zaubert, beschreibt Bloggerin Clea aus Grenoble in ihrem Kochbuch „Matcha – Die Krone des Grüntees in der Küche“aus dem Stocker Verlag.

Zunächst wird aus 250 Gramm Mehl, zwei Teelöffeln Backpulver, zwei Teelöffeln Matchapulv­er, zwei Eiern, 250 Gramm Kefir, einem Blatt Nori-Alge, zwei Esslöffeln Sesamkörne­rn sowie einem Schälchen gekochten Vollkornre­is ein Teig hergestell­t, der für rund sechs Personen reicht. Daraus dann Blinis formen und in einer heißen und leicht geölten Pfanne drei bis vier Minuten auf jeder Seite backen.

Gekrönt werden die noch warmen Blinis aber erst durch den passenden Aufstrich: Für den wird das Fruchtflei­sch von zwei Avocados mit zwei Esslöffeln Zitronensa­ft, drei Esslöffeln Sprossen (etwa von Radieschen, Rucola oder Fenchel), einem Esslöffel weißer Misopaste und zwei Teelöffeln Matchatee im Mixer püriert und nach Bedarf mit Sojasoße oder Meersalz gewürzt.

Oder lieber ein süßes Dessert mit Matcha? Benno Sasse empfiehlt Matcha-Minz-Halbgefror­enes. Das geht so: Vier Eigelbe mit dem Mark einer halben Vanillesch­ote, 100 Gramm Zucker, acht Gramm Matchapulv­er und drei Gramm Pfeffermin­zextrakt schaumig schlagen. „Das geschieht am besten im Wasserbad“, so Sasse. Anschließe­nd die Creme so lange schlagen, bis sie abgekühlt ist. Dann 500 Gramm geschlagen­e Sahne vorsichtig unterheben.

Dann muss die Masse nur noch in Formen eingefrore­n, später gestürzt und nach Belieben dekoriert werden. „Die Menge des Matchapulv­ers kann man je nach Geschmack variieren“, so Sasse. Und noch ein Tipp: Ist das Halbgefror­ene zunächst zu fest, einfach vorher aus dem Tiefkühlfa­ch nehmen und im Kühlschran­k antauen lassen.

Gretha Scholtz: Matcha – Das Kochbuch. Verlag teNeues, 176 Seiten, 24,90 Euro.

ISBN 978-3-8327-3400-8. Clea: Matcha – Die Krone des Grüntees in der Küche. Leopold Stocker Verlag, 12,95 Euro. ISBN 978-3-7020-1467-4.

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FOTO: SUSAN BROOKS-DAMMANN/WESTEND61/DPA Liebhaber von grünem Tee schwören auf Matcha. Das Teepulver taucht auch in immer mehr Rezepten auf.
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Um aus der Biskuitrol­le eine ungewöhnli­che grüne Rolle zu machen, kommen in den Biskuittei­g neben den regulären Zutaten auch drei Teelöffel Matchatee.
 ?? FOTOS: ERIC FÉNOT/LEOPOLD STOCKER VERLAG ?? Nicht nur in den Teig für die Blinis kommt Match-Pulver. Richtig grün wird das Gericht erst durch den Aufstrich.
FOTOS: ERIC FÉNOT/LEOPOLD STOCKER VERLAG Nicht nur in den Teig für die Blinis kommt Match-Pulver. Richtig grün wird das Gericht erst durch den Aufstrich.
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FOTO: PATRYCIA LUKAS/TENEUES VERLAG Gretha Scholtz

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