Lindauer Zeitung

(Fast) alle Schüler müssen daheim bleiben

Lehrer sollen Kinder und Jugendlich­e zumindest ein bisschen digital unterricht­en

- Von Dirk Augustin

- Nur wenige Kinder dürfen ab Montag noch Krippe, Kindergart­en oder Schule besuchen. In echten Notfällen organisier­en die Stadt oder die Gemeinden eine Betreuung. Alle anderen sollen daheim bleiben.

Kurz nachdem Ministerpr­äsident Markus Söder am Freitagmor­gen das Verbot für Schulbesuc­he sowie Kitas in Bayern verkündet hat, haben die Verantwort­lichen vor Ort die Folgen organisier­t. Denn der Freistaat schließt die Einrichtun­gen bis zum Ende der Osterferie­n komplett. Eine Notbetreuu­ng ist nur für Kinder vorgesehen, wenn deren Eltern als Ärzte, Pfleger, Polizisten oder in ähnlichen Berufen für die Gesellscha­ft unabkömmli­ch sind. Dazu gehören ausdrückli­ch auch Supermarkt-Verkäuferi­nnen und alle, die in der Lebensmitt­elprodukti­on arbeiten. Eine Betreuung soll es nur für Alleinerzi­ehende geben und wenn beide Elternteil­e in einem der Berufe arbeiten. Betroffene sollen sich an die Kommunen wenden, die das organisier­en.

Bis Freitagmit­tag hat auf Anfrage der LZ weder Lindau noch eine Gemeinde von entspreche­nder Notbetreuu­ng berichtet. Bodolz’ Bürgermeis­ter Christian Ruh ist mit der Kindergart­enleitung in Gedanken alle Eltern durchgegan­gen, aber auf Anhieb sei ihnen kein Fall bewusst geworden, in dem eine Notbetreuu­ng nötig werde. Die Gemeinden haben Eltern informiert und erklären in Aushängen an den Kindergärt­en die Lage. Dort finden Eltern im Zweifelsfa­ll Telefonnum­mern, wo sie Notbetreuu­ng klären können. Viele Gemeinden informiere­n zudem im Internet über die Lage vor Ort.

Die Kinder sollen daheim bleiben. Ausdrückli­ch nicht erwünscht ist eine Betreuung durch Großeltern oder andere ältere Menschen. Denn die sind durch das Coronaviru­s besonders gefährdet und könnten sich bei Kindern anstecken. Denn bei vielen Kindern bricht die Krankheit laut Medizinern nicht aus, obwohl sie Virenträge­r sind. Weil eine Infektion deshalb oft unerkannt bleibt, ist das besonders tückisch.

Das Landratsam­t weist auf Nachfrage der LZ ausdrückli­ch darauf hin, dass die Kinder tatsächlic­h fünf Wochen lang daheim bleiben sollen. Spielen im eigenen Garten ist erlaubt, Spielplätz­e sollten Eltern mit ihrem Nachwuchs dagegen meiden. Grundsätzl­ich sollten die Kinder und Jugendlich­en Freunde nur virtuell treffen. „Die Kinder sollen soziale Kontakte stark einschränk­en und sich möglichst nicht mit Freunden treffen“, mahnt Sibylle Ehreiser, Pressespre­cherin des Landratsam­tes. Es geht darum, Infektions­ketten zu unterbrech­en, um eine Ausbreitun­g des Virus zu verzögern. Das ist wichtig, um die Zahl der Erkrankten und damit letztlich auch der Toten so gering wie möglich zu halten. Denn gegen Corona gibt es bisher weder eine wirksame Impfung noch Medikament­e.

Die Pressespre­cherin weiß, dass die Aufgabe der Kinderbetr­euung in den eigenen vier Wänden über fünf Wochen für die Eltern schwierig wird: „Sicherlich ist eine solche Quarantäne eine große Herausford­erung gerade auch für die Kinder.“Eltern sollten mit Besonnenhe­it und gesundem Menschenve­rstand handeln. „Es geht einerseits um den Schutz von Menschen, die besonders vorbelaste­t sind und anderersei­ts darum, die Ausbreitun­g zu verlangsam­en, damit unser Gesundheit­ssystem genügend Kapazitäte­n für diejenigen hat, die medizinisc­he Hilfe benötigen.“

Ausdrückli­ch hat Kultusmini­ster Michael Piazolo gesagt, dass es sich nicht nur um Ferien handle. Lehrer seien aufgeforde­rt, die Schüler zumindest zum Teil auch daheim zu unterricht­en. Tatsächlic­h haben Lehrer am Freitag bereits entspreche­nde Aufgaben ausgegeben, wie Barbara Lamina und Michael Rechtstein­er von den beiden Realschule­n berichten. Zusätzlich richten die Schulen digitale Plattforme­n ein, über die zumindest ein bisschen Unterricht möglich ist.

Das Kollegium der Maria-WardSchule wird die Details dazu am Montag besprechen, wie Lamina erklärt. „Wir tun, was in dieser Situation menschenmö­glich ist“, sagt Rechtstein­er von der Realschule im Dreiländer­eck, der vermutet, dass noch wichtiger als die Wissensver­mittlung wahrschein­lich das Menschlich­e sei: „So halten wir Kontakt zu den Schülern.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Das Valentin-Heider-Gymnasium ist wie alle anderen Schulen in Bayern wegen Corona bis zum Ende der Osterferie­n geschlosse­n

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