(Fast) alle Schüler müssen daheim bleiben
Lehrer sollen Kinder und Jugendliche zumindest ein bisschen digital unterrichten
- Nur wenige Kinder dürfen ab Montag noch Krippe, Kindergarten oder Schule besuchen. In echten Notfällen organisieren die Stadt oder die Gemeinden eine Betreuung. Alle anderen sollen daheim bleiben.
Kurz nachdem Ministerpräsident Markus Söder am Freitagmorgen das Verbot für Schulbesuche sowie Kitas in Bayern verkündet hat, haben die Verantwortlichen vor Ort die Folgen organisiert. Denn der Freistaat schließt die Einrichtungen bis zum Ende der Osterferien komplett. Eine Notbetreuung ist nur für Kinder vorgesehen, wenn deren Eltern als Ärzte, Pfleger, Polizisten oder in ähnlichen Berufen für die Gesellschaft unabkömmlich sind. Dazu gehören ausdrücklich auch Supermarkt-Verkäuferinnen und alle, die in der Lebensmittelproduktion arbeiten. Eine Betreuung soll es nur für Alleinerziehende geben und wenn beide Elternteile in einem der Berufe arbeiten. Betroffene sollen sich an die Kommunen wenden, die das organisieren.
Bis Freitagmittag hat auf Anfrage der LZ weder Lindau noch eine Gemeinde von entsprechender Notbetreuung berichtet. Bodolz’ Bürgermeister Christian Ruh ist mit der Kindergartenleitung in Gedanken alle Eltern durchgegangen, aber auf Anhieb sei ihnen kein Fall bewusst geworden, in dem eine Notbetreuung nötig werde. Die Gemeinden haben Eltern informiert und erklären in Aushängen an den Kindergärten die Lage. Dort finden Eltern im Zweifelsfall Telefonnummern, wo sie Notbetreuung klären können. Viele Gemeinden informieren zudem im Internet über die Lage vor Ort.
Die Kinder sollen daheim bleiben. Ausdrücklich nicht erwünscht ist eine Betreuung durch Großeltern oder andere ältere Menschen. Denn die sind durch das Coronavirus besonders gefährdet und könnten sich bei Kindern anstecken. Denn bei vielen Kindern bricht die Krankheit laut Medizinern nicht aus, obwohl sie Virenträger sind. Weil eine Infektion deshalb oft unerkannt bleibt, ist das besonders tückisch.
Das Landratsamt weist auf Nachfrage der LZ ausdrücklich darauf hin, dass die Kinder tatsächlich fünf Wochen lang daheim bleiben sollen. Spielen im eigenen Garten ist erlaubt, Spielplätze sollten Eltern mit ihrem Nachwuchs dagegen meiden. Grundsätzlich sollten die Kinder und Jugendlichen Freunde nur virtuell treffen. „Die Kinder sollen soziale Kontakte stark einschränken und sich möglichst nicht mit Freunden treffen“, mahnt Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamtes. Es geht darum, Infektionsketten zu unterbrechen, um eine Ausbreitung des Virus zu verzögern. Das ist wichtig, um die Zahl der Erkrankten und damit letztlich auch der Toten so gering wie möglich zu halten. Denn gegen Corona gibt es bisher weder eine wirksame Impfung noch Medikamente.
Die Pressesprecherin weiß, dass die Aufgabe der Kinderbetreuung in den eigenen vier Wänden über fünf Wochen für die Eltern schwierig wird: „Sicherlich ist eine solche Quarantäne eine große Herausforderung gerade auch für die Kinder.“Eltern sollten mit Besonnenheit und gesundem Menschenverstand handeln. „Es geht einerseits um den Schutz von Menschen, die besonders vorbelastet sind und andererseits darum, die Ausbreitung zu verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem genügend Kapazitäten für diejenigen hat, die medizinische Hilfe benötigen.“
Ausdrücklich hat Kultusminister Michael Piazolo gesagt, dass es sich nicht nur um Ferien handle. Lehrer seien aufgefordert, die Schüler zumindest zum Teil auch daheim zu unterrichten. Tatsächlich haben Lehrer am Freitag bereits entsprechende Aufgaben ausgegeben, wie Barbara Lamina und Michael Rechtsteiner von den beiden Realschulen berichten. Zusätzlich richten die Schulen digitale Plattformen ein, über die zumindest ein bisschen Unterricht möglich ist.
Das Kollegium der Maria-WardSchule wird die Details dazu am Montag besprechen, wie Lamina erklärt. „Wir tun, was in dieser Situation menschenmöglich ist“, sagt Rechtsteiner von der Realschule im Dreiländereck, der vermutet, dass noch wichtiger als die Wissensvermittlung wahrscheinlich das Menschliche sei: „So halten wir Kontakt zu den Schülern.“