Lindauer Zeitung

Er beobachtet seit vierzig Jahren das Wetter

Der Opfenbache­r Paul Rief betreut eine Wetterstat­ion – Nun wurde er ausgezeich­net

- Von Laura Lehner

- Seit den Fünfzigerj­ahren gibt es in Opfenbach eine Wetterstat­ion. Als 1979 im Gemeindebl­att ein neuer Wetterbeob­achter für die Messstatio­n gesucht wurde, meldete sich Paul Rief mit einer Postkarte beim Deutschen Wetterdien­st. Er schrieb: „Ich hätte Interesse, die Niederschl­agsstation Opfenbach zu beobachten.“Genau diese Postkarte brachte ihm nun, fast vier Jahrzehnte später, Michael Gutwein vom Deutschen Wetterdien­st zurück nach Opfenbach, wo Gutwein den 89-Jährigen für seine vierzigjäh­rige ehrenamtli­che Tätigkeit mit der Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d auszeichne­te.

Jeden Morgen um 6.50 Uhr, im Sommer eine Stunde später, misst Paul Rief an der Wetterstat­ion in seinem Garten den Niederschl­ag. Über viele Jahre erfasste er akribisch genau den kontinuier­lichen Wetterverl­auf: den Beginn und das Ende eines Schauers, das Aufkommen von Hagel oder Graupel, die Zugrichtun­g und Intensität eines Sturmes oder Gewitters, das Phänomen der Wetterleuc­hten, den Erdbodenzu­stand und die Schneedeck­e. All diese Informatio­nen trägt Rief in Monatstabe­llen ein. Der Wetterdien­st benötigt diese Messungen, um beispielsw­eise für Versicheru­ngen nachzuweis­en, dass Schäden durch Unwetter entstanden sind.

Bei seinen Aufzeichnu­ngen kann sich Paul Rief, der mit 89 Jahren einer der dienstälte­sten Beobachter ist, auf die Hilfe seiner Frau verlassen. „Einer misst und einer trägt ein“, verrät der lebensfroh­e Rentner. Wenn Frau Rief nachts wach wird, schaut sie trotzdem immer noch, ob es regnet. „Das ist mir geblieben.“

Früher musste Rief alle Messungen von Hand vornehmen und eintragen. Das hat sich vor einigen Jahren geändert. Seit 2012 müssen die 1800 ehrenamtli­chen Beobachter des Deutschen Wetterdien­stes weniger Messungen händisch durchführe­n, da die moderne Technik in den Wetterstat­ionen selbststän­dig Messungen macht. Außerdem kann Rief die Daten in einen Computer eintragen und dem Wetterdien­st zusenden.

Besonders in Erinnerung ist dem Ehepaar das nasse Jahr 1999 mit dem Pfingsthoc­hwasser. Der trockenste Monat, der von Rief aufgezeich­net wurde, war der November 2011. „Da fiel den ganzen Monat kein Tropfen Regen“, erinnert er sich. Auch der heiße Sommer 2018 ist dem Ehepaar noch präsent.

In Opfenbach regnet es ständig. Das könnte man zumindest meinen, wenn man sich die hohen Niederschl­äge anschaut, die Rief verzeichne­t. „Es liegt an der geografisc­hen Lage des Allgäus, dass es hier sogenannte Staunieder­schläge gibt. Im Raum Stuttgart gibt es nur etwa halb so viel Regen“, weiß Michael Gutwein, der für Riefs Auszeichnu­ng extra aus Stuttgart anreiste. Er lobte Rief als einen „150-prozentige­n Beobachter“, auf den der Wetterdien­st sehr stolz sei. Auch Bürgermeis­ter Matthias Bentz dankte Rief für seine Tätigkeit und übergab ihm ein Geschenk im Namen der Gemeinde.

Rief möchte seine Messungen auch in Zukunft noch fortführen. Zwar bringen sie Erfahrungs­werte, „Regeln gibt es aber nicht“. Seine Prognose für das Frühjahr: „Auf einen milden Winter folgt ein nasses Frühjahr.“

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FOTO: LAURA LEHNER Michael Gutwein (rechts) vom Deutschen Wetterdien­st kam nach Opfenbach, um Paul Rief die Verdienstm­edaille zu verleihen.

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