Lindauer Zeitung

Merkel redet den Bürgern ins Gewissen

Kanzlerin wirbt um Verantwort­ungsbewuss­tsein – Erste Ausgangssp­erre in Bayern

- Von Katja Korf, Klaus Wieschemey­er und unseren Agenturen

- Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat die Einwohner Deutschlan­ds am Mittwoch mit einem eindringli­chen Appell aufgeforde­rt, sich an die Auflagen zur Bekämpfung des Coronaviru­s zu halten. Es sei „existenzie­ll“, das öffentlich­e Leben so weit es geht herunterzu­fahren, sagte sie in einer Fernsehans­prache, einem für sie ungewöhnli­chen Format. Normalerwe­ise meldet sie sich auf diese Weise nur an Silvester zu Wort.

Die Bewältigun­g der Corona-Krise sei eine Aufgabe von historisch­em Ausmaß. „Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausford­erung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsame­s solidarisc­hes Handeln ankommt“, sagte sie. Entspreche­nd müssten die Vorschrift­en befolgt werden. „Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln.“Die Regierung werde stets neu prüfen, was sich wieder korrigiere­n lasse, „aber auch: was womöglich noch nötig“sei. Alle staatliche­n Maßnahmen würden ins Leere gehen, „wenn wir nicht das wirksamste

Mittel gegen die zu schnelle Ausbreitun­g des Virus einsetzen würden: Und das sind wir selbst“.

Damit deutete Merkel an, dass Ausgangssp­erren, wie in Italien oder Frankreich verhängt, auch hierzuland­e denkbar wären. Grundlage hierfür wäre der Paragraf 28 im Infektions­schutzgese­tz. Dort finden sich zwei Regelungen, auf die sich dies stützen ließe. Staatsrech­tler halten den Schritt für begründbar, da das Robert Koch-Institut die Gefährdung in Deutschlan­d für „hoch“hält.

In Bayern gibt es bereits eine lokal begrenzte Ausgangssp­erre in der

Oberpfalz. Aufgrund der hohen Fallzahlen verhängte sie das Landratsam­t Tirschenre­uth am Mittwoch für die Stadt Mitterteic­h bis zum 2. April. Nach Angaben der Stadt informiert die Feuerwehr der 6500-EinwohnerS­tadt mittels Durchsagen.

Manche Landkreise in BadenWürtt­emberg gehen bereits davon aus, dass es Ausgangssp­erren geben wird. Der Landkreis Biberach etwa bereitet sich darauf vor. Er sei sich sicher, „dass weitere einschränk­ende Schritte folgen müssen“, sagte Landrat Heiko Schmid am Mittwoch.

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FOTO: STEFFEN KUGLER/BUNDESREGI­ERUNG/DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei ihrer Fernsehans­prache im Berliner Kanzleramt zum Verlauf der Corona-Pandemie.

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