Zwischen Oberdorf und Kressbronn gilt Tempo 50
Zum Schutz der Radler: Auf der Kressbronner Straße wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt
- Die Straßenverkehrsbehörde des Bodenseekreises tritt auf die Bremse: Auf der Straße zwischen Oberdorf und Kressbronn gilt bald Tempo 50. Dadurch soll der Schulweg für die Kinder sicherer werden, die dort mit dem Fahrrad unterwegs sind. Der Starttermin steht noch nicht fest. Die Geschwindigkeit wird aber noch vor Beginn der Radsaison beschränkt. Zunächst probeweise für ein Jahr, wie das Landratsamt mitteilt. Bislang wurde ein Limit mit der Begründung abgelehnt, auf der Straße sei zu wenig los, und es passierten keine Unfälle. Eine Initiative aus Oberdorf löste die Kursänderung aus.
Seit Jahren versuchen die Gemeinden Langenargen und Kressbronn, die Straßenverkehrsbehörde und die Polizei davon zu überzeugen, dass Tempo 100 für die Straße zu schnell ist. Bislang ohne Erfolg. Eine Beschränkung sei „angesichts des relativ geringen Verkehrsaufkommens früher nicht befürwortet“worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. „Verkehrsbeobachtungen und die Auswertung der Unfalluntersuchungen zeigten kein Indiz für eine Gefahrenlage, die eine Temporeduzierung rechtfertigen würde.“Die meisten Verkehrsteilnehmer hätten ihre Geschwindigkeit den Verhältnissen in dem Streckenabschnitt angepasst.
Ausschlaggebend für die Neubewertung
sind der Mitteilung zufolge „insbesondere die geschilderten Gefährdungen und Beinahe-Unfälle im Bereich der Gemeindeverbindungsstraße“. Demnach hatten Gemeinden, Initiative und Anwohner einmal mehr ein Tempolimit gefordert, um insbesondere den Schulweg sicherer zu machen. Dazu komme, dass deutlich mehr Radfahrer die Straße nutzten als in den Jahren zuvor. Und diese Zahl werde aufgrund der steigenden Beliebtheit von Pedelecs und E-Bikes weiter zunehmen, heißt es.
Die Folge: Nach neuerlicher Abwägung der Sach- und Rechtslage hat sich die Straßenverkehrsbehörde in Abstimmung mit den Gemeinden „in diesem besonderen Fall für die probeweise Einrichtung einer Temporeduzierung
auf 50 km/h für die Dauer eines Jahres“entschieden. Zur Überprüfung und Analyse der Auswirkung auf den Radverkehr werden Radargeräte eingesetzt.
Den Stein ins Rollen brachte offenbar die Elterninitiative aus Oberdorf, die ursprünglich forderte, auf der Straße, die ihre Kinder als Schulweg nutzen, einen Radweg anzulegen. Tempo 100, eine unübersichtliche Straßenführung und immer mehr Berufspendler seien Beispiele für die Gefahren, denen die Schüler täglich ausgesetzt sind. Als Kompromiss sollte eine Fahrradstraße ein Jahr zur Probe eingerichtet werden, auf der sich die anderen Verkehrsteilnehmer unter anderem nach der Geschwindigkeit der Radler richten müssen.
Für eine Umwidmung hätten allerdings die beiden zuständigen Gemeinderäte zustimmen müssen. Dafür votierte das Langenargener Gremium Ende Januar auch klar, während man in Kressbronn zwei Tage später knapp dagegen war. Die Bürgerliche Wählervereinigung (BWV) begründete ihre Ablehnung im Nachhinein damit, dass es die beschriebenen Gefahren auch auf anderen Kreisstraßen gebe und forderte statt einer Einzel- eine Gesamtlösung. Der Vorwurf der Fraktion: Die Gemeinde habe keine alternativen Verkehrskonzepte geprüft, „sondern unserer Wahrnehmung nach die Räte zu einseitig informiert“.
Kressbronns Verwaltung wies die Kritik entschieden zurück: Seit 2006 sei wiederholt ein Tempolimit gefordert worden. Zuletzt habe die Straßenverkehrsbehörde jedoch im vergangenen November bei einer Besprechung zum Thema Fahrradstraße deutlich gemacht, dass weder Schutzstreifen noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 oder 50 km/h möglich seien.
Die Gemeinde kündigte an, sich erneut beim Landratsamt für ein Tempolimit einzusetzen, schätzte die Erfolgschancen aber als gering ein. Umso überraschender und erfreulicher dürfte die Entscheidung der Verkehrsbehörde sein, den Verkehr auf der Kressbronner Straße in Zukunft doch einzubremsen.