Corona-Sprechstunde im Zelt in Lindenberg
Klinik und niedergelassene Ärzte ergreifen Initiative und organisieren Beratung und Tests
- Die Rotkreuzklinik in Lindenberg hat vor ihrem Haupteingang ein Zelt aufgestellt, in dem Ärzte am Wochenende besorgte Menschen in Sachen Corona beraten und Abstriche genommen hatten, um sie auf das Virus zu testen. Laut ärztlichem Direktor Martin Hessz versucht das Krankenhaus gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten vom Gesundheitsnetz Westallgäu hier auch für die nächste Zeit eine Anlaufstelle zu organisieren. So werden im Zelt beim Haupteingang der Lindenberger Rotkreuzklinik bis einschließlich Freitag von 16 bis 18 Uhr Mediziner für besorgte Menschen zur Verfügung. Allein am Montag nahmen 70 Frauen und Männer das Angebot wahr, bei elf wurden Abstriche für den Virustest genommen.
Martin Hessz appelliert an die Bevölkerung, bei der CoronaSprechstunde „nicht jede Erkältung“abklären zu lassen. Gedacht sei sie vielmehr in erster Linie für Menschen mit begründetem Verdacht und Risikopatienten. „Es besteht ein großer Bedarf für eine Anlaufstelle. Und wir konnten schon viele Menschen beruhigen.“Abhängig vom Bedarf, versuchen die Westallgäuer Ärzte, die Corona-Sprechstunde auch am Wochenende und in der kommenden Woche aufrecht zu erhalten.
Die Initiative hätten Mitarbeiter der Klinik gemeinsam mit einer niedergelassenen Ärztin ergriffen, erklärt Hessz auf Anfrage. „Wir haben den Bedarf gesehen und bieten das an, damit besorgte Menschen einen Ansprechpartner haben“, sagt Hessz. „Es haben Leute bei uns angerufen, die Rat suchten, nachdem die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung und der Fahrdienst, der die Tests durchführt, wohl heillos überlastet sind und man auch beim Gesundheitsamt nicht durchkommt.“
Das vom Technischen Hilfswerk errichtete Zelt war am Samstag und Sonntag für jeweils vier Stunden mit Medizinern besetzt. Es diente einerseits als Wartezone für Menschen, die befürchten, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. Neben Beratung führten die Ärzte andererseits auch Tests durch. Insgesamt suchten 42 Menschen das Zelt auf, bei 27 wurden Abstriche genommen.
„Es ist wichtig, die Ströme zu kanalisieren, damit nicht alle verunsicherten Leute ins Krankenhaus gehen. Sie sind meist ja nicht schwer krank“, sagt Hessz. Das Wochenende sei ein Testlauf gewesen. Aber: „Das ist nicht primär unsere Aufgabe. Und wir können das als Krankenhaus auf Dauer auch nicht leisten. Schließlich müssen wir unseren Betrieb am Laufen halten.“Hessz verweist darauf, dass sich die Klinik einerseits auf Corona-Patienten vorbereiten und zugleich eine gute Versorgung der anderen schwer Erkrankten sicherstellen muss.
Über die weitere Organisation der Corona-Sprechstunde im Zelt sind die Klinikärzte mit Franz-Joseph Sauer, Sprecher des Gesundheitsnetzes Westallgäu, im Gespräch.
Auch dieser sieht den dringenden Bedarf und kritisiert die Kreisbehörde: „Wir Ärzte waren beim Landratsamt. Ein Schnelltest-Zelt wurde nicht genehmigt.“Sauer ist der Meinung: „Da läuft im Landkreis momentan einiges nicht rund.“
Aktuell versuchen die Mediziner im Westallgäu, eine Organisationsstruktur für Corona-Beratung und Testung zu schaffen. Möglicherweise werden niedergelassene Ärzte mit ihren Teams abwechselnd einige Stunden Dienst im Zelt leisten. „Wir würden das logistisch unterstützen, etwa was die Schutzausrüstung angeht“, sagt Martin Hessz von der Rotkreuzklinik. Wichtig sei es in nächster Zeit zu verhindern, dass Patienten, die eine Corona-Infektion befürchten und womöglich infektiös seien, Praxen und Notaufnahme am Krankenhaus blockieren.
Darüber hinaus sollen sich besorgte Menschen an die bundesweite Nummer der Kassenärztlichen Vereinigung wenden – 116 117 (ohne Vorwahl) – oder ihren Hausarzt anrufen.