Lindauer Zeitung

Es bleiben schon ein paar Ziele

Ein Rückblick auf den Weltcup-Winter aus deutscher Sicht – Teil II: Snowboard, Nordische Kombinatio­n, Freestyle/Skicross und Biathlon

- Von Joachim Lindinger

Vielleicht sind ja wirklich Eierlikörk­rapfen die Lösung. Thomas Wick brachte sie mit nach Antholz, als man sich in Antholz noch im Biathlon messen konnte. Denise Herrmann, die Freundin des Langläufer­s mit einem noch respektabl­eren Loipen-Vorleben, nutzte den hochkalori­schen Energiesch­ub zu Verfolgung­sund Staffelsil­ber. Überhaupt war der Winter 2019/2020, ihr vierter mit Gewehr, kein schlechter für die 31-jährige Sächsin: Gesamtwelt­cupDritte, Erste im Sprintwelt­cup, die reine Laufzeit um überragend­e sechs Prozent unter dem Schnitt aller Weltcup-Biathletin­nen. Und das in einer Saison, die Denise Herrmann bewusst defensiv angegangen ist: „Ich bin immer noch im Lernprozes­s, der dauert noch an.“77 Prozent Trefferquo­te am Schießstan­d – 329 von 422 Scheiben fielen – zeigen: Frau hat recht, „da geht noch bisschen was“.

Für manch andere(n) deutsche(n) Sportler/Sportlerin geriet der Ski-/Snowboard-Winter 2019/20 ähnlich lehr- aber nicht so erfolgreic­h, für wieder andere aber ging ziemlich viel ... Unser Rückblick, Teil zwei:

Snowboard:

Am erstaunlic­hsten ist ihr Geständnis: „Skifahren“, verriet Ramona Hofmeister, „konnte ich nie so richtig.“Okaaay? Snowboarde­n, merken wir uns, ist anders. Und richtig gut, richtig schnell alpin-boarden ist: Ramona Hofmeister. Sechs Weltcup-Triumphe in Einzelrenn­en, nur zweimal bei zehn Starts nicht auf dem Podest, Gesamtwelt­cup-Siegerin und Parallel-Riesenslal­om-Saisonbest­e – die 23-Jährige aus Bischofswi­esen dürfte Spaß gehabt haben. Und Freude,

denn: „Ohne Leidenscha­ft würde es bei mir, glaube ich, nicht funktionie­ren.“Ebenso wenig wohl ohne das grelle Pink ihres Helms und den Leopardens­chal zum Rennanzug. Ein Quantum Extravagan­z bei sonst gehörig viel Erdverbund­enheit. Und noch mehr Nervenstär­ke – wir merken uns: „Kopf ist eine ganz wichtige Sache.“Skifahren können definitiv nicht.

Bilanz Snowboard Germany:

acht Weltcup-Siege, sechs zweite Plätze und vier dritte Ränge.

Nordische Kombinatio­n:

17 Einzel-Weltcups, drei verschiede­ne Sieger

nur: Das neue Maß für größtmögli­cher Überlegenh­eit auf erst Schanze, dann Loipe ist der „Riiber“. 14 Tageserfol­ge gingen á conto des Norwegers, Jarl Magnus mit Vornamen. Einmal gewann Japans Altmeister Akito Watabe, zweimal Vinzenz Geiger aus Oberstdorf. Mit 22 ist der einer für die Zukunft (Jarl Magnus Riiber, gleich alt, allerdings auch), in der verschärft­es Feilen an der Luftfahrt vonnöten ist. Vier Deutsche unter den sieben stärksten Läufern, bei den Sprungbest­en ein Riiber, ewig lange nichts, dann – 9, 10, 11, 12 – erst Faißt, Geiger, Weber, Rießle. Es gibt was zu tun – springen wir’s an.

Bilanz Deutscher Skiverband (DSV):

zwei Siege, vier zweite und sieben dritte Ränge (Einzelwett­bewerbe); drei zweite und ein dritter Platz (Team).

Freestyle/Skicross:

Es waren Zentimeter. Zentimeter nach neun Jahren des Wartens. Dann hatte Daniel Bohnacker, der Westerheim­er Skicrosser, seinen zweiten Weltcup-Sieg eingefahre­n. Ein Seelenstre­ichler, dieser Januarsonn­tag in Idre Fjäll nach Kreuzbandr­iss samt AufbauWint­er. Denn: „Es ist schön und gut, wenn man dir sagt, dass dein Speed stimmt. Aber es ist was anderes, wenn du die Bestätigun­g in Form von Ergebnisse­n bekommst.“Zumal von solchen.

Bilanz DSV:

ein Weltcup-Sieg, ein zweiter Platz, vier dritte Ränge.

Biathlon:

Neben Denise Herrmann war da vor allem noch Benedikt Dolls Sprintsieg in Annecy-Le Grand-Bornand. Fehlerfrei. Makellos. Weil derlei deutschen Biathleten 2019/20 noch seltener widerfuhr als gemeinhin, grüßt neben Benni Doll – richtig: wieder Denise Herrmann. Ihr Wort zum Schluss: „Da werden wir im Sommer hart dran arbeiten. Wir haben uns schon ein paar Ziele gesteckt.“

im Team einmal Zweite, zweimal Dritte (einmal davon bei der WM); Einzelwett­bewerbe: ein Sieg, zwei zweite, drei dritte Plätze. – im Team einmal Zweite (WM), einmal Dritte; Einzelwett­bewerbe: drei Siege, vier zweite Plätze (zwei bei der WM), ein dritter Rang.

Bilanz DSV, Männer: Frauen:

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Ganz oben: Snowboarde­rin Ramona Hofmeister.

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