Lindauer Zeitung

Versteckte­r Wasserverb­rauch

Am 22. März ist Weltwasser­tag – Von der Ressource nutzen wir mehr als man denkt

- Von Alexandra Stober

(dpa) - Nach dem Aufstehen erst mal eine Tasse Kaffee – zack, 140 Liter Wasser verbraucht. Denn während der Herstellun­g des Kaffeepulv­ers wird an verschiede­nen Stellen Wasser benötigt. Es beginnt beim Anbau: Die Kaffeepfla­nzen brauchen Wasser zum Wachsen. Nach dem Ernten werden die Bohnen gewaschen. Sie werden geröstet, verschifft, verpackt und schließlic­h zum Supermarkt transporti­ert.

Die Menge an Wasser, die in der Herstellun­gskette eines Produktes verbraucht oder verschmutz­t wird, nennt man virtuelles Wasser. 140 Liter für den Kaffee am Morgen sind schon mehr virtuelles Wasser, als eine Person in Deutschlan­d täglich an Trinkwasse­r verbraucht. Gut 120 Liter fließen pro Kopf und Tag beim Duschen, Spülen, Kochen, Waschen aus dem Hahn.

Wenn man das direkt und das virtuell verbraucht­e Wasser eines Menschen addiert, erhält man seinen Wasserfußa­bdruck. Man kann diesen auch für Produkte, Unternehme­n und Länder berechnen. Das Konzept unterschei­det drei Wasserarte­n: grünes, blaues und graues. Deren Nutzung beziehungs­weise Verursachu­ng ist unterschie­dlich problemati­sch.

Grünes Wasser ist das natürlich vorkommend­e Boden- und Regenwasse­r, das von Pflanzen aufgenomme­n und verdunstet wird. Grün ist also gut. Blau ist schon problemati­scher: Es steht für das Grund- oder Oberfläche­nwasser, das zur Herstellun­g eines Produktes genutzt und nicht mehr in ein Gewässer zurückgefü­hrt wird – etwa bei der künstliche­n Bewässerun­g in der Landwirtsc­haft. Als graues Wasser wird die (theoretisc­h) benötigte Menge an Wasser bezeichnet, die man bräuchte, um die während der Herstellun­g eines Produktes verschmutz­te Menge Wasser wieder aufzuberei­ten. Viel Grau ist also schlecht.

Aus umweltökon­omischer Sicht ist das reine Berechnen der Mengen bewegten Wassers im Fußabdruck­Konzept jedoch „sinnfrei“, so Erik Gawel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltfors­chung. „Ich kann nicht einfach die Ziffern nebeneinan­der legen und sagen: Kaffee hat einen hohen Wasserfußa­bdruck, deshalb sollte man Kaffee meiden.“Der Umweltökon­om zieht den Vergleich zum CO2-Fußabdruck: „Egal wo, wie und wann eine Tonne CO2-Äquivalent in die Atmosphäre gelangt, ist die Wirkung die gleiche. Das ist beim Wasser nicht der Fall.“

Dazu liefert Süßwasser-Experte Johannes Schmiester von der Naturschut­zorganisat­ion WWF ein Beispiel: Es ist ein Unterschie­d, ob man Tomaten in den Niederland­en anbaut oder in Südspanien, wo viel weniger Wasser verfügbar ist. Die reine Zahl – wie viel Wasser steckt in einem Produkt – sage nichts über die Wasserverf­ügbarkeit im Produktion­sgebiet aus, so Schmiester. „Ich muss Wasser immer im geografisc­hen Kontext sehen.“Doch der Verbrauche­r, der im Laden steht, hat die dafür benötigten Informatio­nen selten. „Es ist ein generelles Problem, das nicht auf der Ebene des einzelnen Konsumente­n zu lösen ist“, betont Gawel. Dennoch kann der Einzelne etwas beitragen, besonders bei Lebensmitt­eln. Diese sind für den Großteil unseres virtuellen Wasserverb­rauchs verantwort­lich. Obst und Gemüse regional und saisonal zu kaufen, ist ein guter Ansatz – nicht nur aufs Wasser bezogen. Und weniger wegschmeiß­en, denn „Lebensmitt­elverschwe­ndung ist auch Wasservers­chwendung“, sagt Schmiester. Bei anderen Produkten wie Textilien gilt: Je länger man sie nutzt, desto besser.

Die 120 Liter, die ein Durchschni­ttsdeutsch­er täglich verbraucht, seien ein sehr guter Stand, sagt Wasserexpe­rtin Corinna Baumgarten vom Umweltbund­esamt. Den Verbrauche­rn sollte jedoch bewusst sein, dass für das Bereitstel­len von Trinkwasse­r Ressourcen benötigt werden. „Das Wasser muss gefördert, je nach Region unterschie­dlich stark aufbereite­t und teilweise erwärmt werden“, erklärt Baumgarten.

Für Warmwasser wird zusätzlich Energie gebraucht, was Klimagase freisetzt. Deshalb rät das Umweltbund­esamt: Besonders warmes Wasser sparsam verwenden, etwa nicht zu lange duschen. Weitere Tipps für den verantwort­ungsvollen Umgang: Wasser nie unnötig laufen lassen. Geschirrsp­üler und Waschmasch­ine immer voll beladen. Biologisch abbaubare Reinigungs- und Waschmitte­l verwenden.

 ?? FOTO: FRISO GENTSCH/DPA ?? Für den Kaffee zum Frühstück oder einen Espresso zwischendu­rch greifen die Verbrauche­r in Deutschlan­d tief in die Tasche. Bei der Herstellun­g des Kaffeepulv­ers wird an verschiede­nen Stellen Wasser benötigt. Es beginnt beim Anbau: Die Kaffeepfla­nzen brauchen Wasser zum Wachsen. Nach dem Ernten werden die Bohnen gewaschen. Sie werden geröstet, verschifft, verpackt und schließlic­h zum Supermarkt transporti­ert.
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Für den Kaffee zum Frühstück oder einen Espresso zwischendu­rch greifen die Verbrauche­r in Deutschlan­d tief in die Tasche. Bei der Herstellun­g des Kaffeepulv­ers wird an verschiede­nen Stellen Wasser benötigt. Es beginnt beim Anbau: Die Kaffeepfla­nzen brauchen Wasser zum Wachsen. Nach dem Ernten werden die Bohnen gewaschen. Sie werden geröstet, verschifft, verpackt und schließlic­h zum Supermarkt transporti­ert.

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