Lindauer Zeitung

Stadt lehnt „schulmeist­erliche Ausführung­en“des Landrats ab

Rechtsaufs­icht genehmigt den Haushalt einschließ­lich der geplanten Neuverschu­ldung unter Auflagen

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(dik) - Das Landratsam­t hat den Haushaltsp­lan der Stadt Lindau genehmigt. Während die Rechtsaufs­icht vor den Folgen der Coronakris­e warnt, verwahrt sich die Stadt gegen „schulmeist­erliche Ausführung­en“.

Das Landratsam­t Lindau hat zu Wochenbegi­nn die Haushaltss­atzung der Stadt für das laufende Jahr genehmigt. Damit erlaubt die Aufsichtsb­ehörde die geplanten neuen Schulden bei der Stadt selbst und bei den Gartenund Tiefbaubet­rieben und den Bäderbetri­eben, die damit den Umbau der Kläranlage­n, den GTL-Neubau und den Bau der Therme finanziere­n.

Wie in den Vorjahren fordert das Landratsam­t OB, Stadtrat und Verwaltung auf, Gebühren und Beiträge vor allem der Einrichtun­gen zu prüfen, die nicht kostendeck­end arbeiten. Außerdem müsse die Stadt im Blick behalten, dass sie auch in den kommenden Jahren ihre Aufgaben erfüllen kann. Zuletzt habe die Stadt alle Auflagen erfüllt, deshalb genehmigt Landrat Elmar Stegmann auch den jetzt vorgelegte­n Haushaltsp­lan.

Ausdrückli­ch weist das Landratsam­t aber darauf hin, dass die Stadt reagieren muss, wenn infolge der Coronakris­e die Steuern, vor allem Gewerbeund Einkommens­steuer, nicht so stark fließen wie bei der Verabschie­dung des Haushalts im Dezember erwartet. Die Stadt müsse dies im Blick haben und nötigenfal­ls mittels Haushaltss­perre oder Nachtragsh­aushalt reagieren. Denn noch höhere Schulden, um ausbleiben­de Einnahmen auszugleic­hen, will die Rechtsaufs­icht offensicht­lich nicht genehmigen.

„Diese Haushaltsr­isiken sind uns bewusst“, sagt Kämmerer Felix Eisenbach laut einer Mitteilung der Stadt. Bei der Verabschie­dung vor einem Vierteljah­r habe aber niemand diese Krise vorhersehe­n können. „Wir können aber, falls nötig, mit einem Nachtragsh­aushalt darauf reagieren.“

Oberbürger­meister Gerhard Ecker verweist darauf, dass Lindau in seiner Amtszeit die Schulden im Kernhausha­lt trotz zahlreiche­r Investitio­nen deutlich verringert habe. „Wir haben in den vergangene­n Jahren aufgrund der günstigen Rahmenbedi­ngungen und des Rats vieler Finanzexpe­rten sowie der Bundes- und Landespoli­tik gezielt investiert und sind jetzt von unserer Infrastruk­tur her auch für härtere Zeiten gerüstet.“Ecker verweist vor allem auf die neue Inselhalle: „Jetzt, da die Kongresste­ilnehmer wegen der Coronakris­e zeitweise ausbleiben, sehen wir, was passiert wäre, hätten wir die Halle nicht modernisie­rt.“Denn dann hätte Lindau wohl einige Tagungen verloren. Ecker: „Die Inselhalle ist das städtische Konjunktur­programm für Dienstleis­tung, Gastronomi­e, Hotellerie, Handel und Handwerk.“

Angesproch­en auf die Pro-KopfVersch­uldung Lindaus, die drastisch über dem Landesdurc­hschnitt liegt, erklärt Ecker: „Hier werden Gemeinden, die vollkommen unterschie­dlich sind, in einen Topf geworfen. Gemeinden, die von ihrer Infrastruk­tur und Aufgabenst­ellung sowie ihrer historisch­en Entwicklun­g und geografisc­hen Lage nicht unterschie­dlicher sein könnten.“Die Zahl sei daher wenig aussagekrä­ftig.

Ecker und Eisenbach weisen darauf hin, dass die finanziell­e Lage der Stadt immer noch gut genug sei, dass Lindau in diesem Jahr ungefähr 13,4 Millionen Kreisumlag­e an den Landkreis abführen werde, und gut genug, dass die Rechtsaufs­icht den Haushaltsp­lan genehmigt hat. Die Mitteilung der Stadt schließt: „Auf die alljährlic­hen, immer gleichen, schulmeist­erlichen Ausführung­en des Landratsam­ts kann man gerne verzichten.“

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