In einer Zeit der Ungewissheit die Gedanken auf das Heute richten
Es ist Nachmittag. Ich öffne das Fenster und schaue zum Spielplatz hinüber. Vor genau einer Woche machte es mich ärgerlich, dass Eltern dort noch dicht nebeneinander auf den Bänken saßen. Das einzige, das ich jetzt noch sehe und höre, ist das im Wind flatternde Absperrband. Heute wünschte ich mir, es herrschte nicht so eine gespenstische Stille. Der Wunsch gilt natürlich anderen Umständen; unserem Leben vor Corona und Ausgangsbeschränkung.
Vergangene Woche waren wir als Familie noch damit beschäftigt, uns im Homeoffice zu organisieren und versuchten, die fast stündlich neuen Meldungen über das Virus zu verarbeiten. Daraus ist nun ein Akzeptieren der Maßnahmen geworden. Und ein Warten darauf, ob die aktuellen Einschränkungen wirksam genug sind, damit die Corona-Kurve weiter abflacht. Ab und zu ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie lange das wohl so weitergehen wird. Natürlich ist es schön, die Möglichkeit zu haben, über verschiedene Kommunikationskanäle mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Es ist ein gutes Mittel zur Überbrückung der gegebenen Situation. Aber es ersetzt die wahre Begegnung auf Dauer nicht. Also, wie lange müssen wir Distanz bewahren? Wie sehr gewöhnen wir uns an das Abstand halten, und wann können wir anderen wieder wirklich vertrauensvoll im näheren Kontakt begegnen? Die Ungewissheit
darüber, wie es weitergeht und wann, ist manchmal erdrückend. Wenn meine Gedanken in diese Richtung wandern, versuche ich mich wieder auf das Heute zu konzentrieren. Heute ist meine Familie gesund, heute haben wir die Möglichkeit, spazieren zu gehen und alles einzukaufen, um unsere Lieblingsgerichte zu kochen. Heute weiß ich, dass ich in Zukunft vieles nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen werde, sondern dankbar bin für das, was ich gerade habe.